Part 18|Neujahr.

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B I L A L

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B I L A L

Ich sehe eine schöne Landschaft, Zuggleise und eine kleine Passage, wo viele Leute rauskommen. Fest umgreife ich die Hand von Nurcan, diese erwidert meinen festen Händedruck. Meine Arme legen sich um ihren Körper, ich will sie nie wieder loslassen. Es war so verdammt schwer, sie wieder in den Armen halten zu können. Unbewusst drücke ich sie enger an mich, ziehe dabei ihren himmlischen Eigenduft ein. Verdammt, habe ich sie vermisst. Ich höre ihr aufkichern und muss anfangen zu schmunzeln. Die ist allein Mein. Nur Mein.

Unser Zug kommt. Ich greife nach ihrer Hand und laufe los, taumle zurück. Um mich herum wird alles schwarz. Verwundert drehe ich mich zu Nurcan, die bedrückt in meine Augen schaut. Meine Augenbrauen ziehen sich nur noch mehr zusammen. Wir müssen gehen, Nurcan. Sonst fährt unser Zug davon. Sie schüttelt den Kopf. Die Zugglocke läutet. Mit rasendem Herz ziehe ich sie mit Gewalt zu mir. Sie wimmert und schüttelt ganz wild ihren Kopf. Verdammt, was ist heute nur mit dir los? Und wieso zittre ich so? Wieso habe ich so eine unerträgliche Unruhe in mir. Und wieso guckt Nurcan nicht zu mir? Wieso habe nicht ich ihre vollste Aufmerksamkeit? Ich folge ihrem Blick, gerade als noch die Türen langsam zu gehen. Sehnsüchtig hält sie ihre Hände ans Fenster und schaut auf einen Fleck—

Es ist Nora, die in einem schwarzen Kleid auf der Wieso sitzt. Ihre Augen sind komplett schwarz, sie schaut noch nichtmal rauf. Sie hat zwei schwarze Welpen, die weinen. Wieso sind die so traurig? Hat Nora nicht mit ihnen gespielt? Verwundert stelle ich fest, dass auch Nora weint. Ohne länger nachzudenken will ich die Tür öffnen—

Aber da fährt der Zug schon los.

Mein Herz pocht. Es schlägt außergewöhnlich schnell. Auch die unerträgliche Unruhe hat mich nicht verlassen. Alles um mich herum hallt. Ich drehe mich um Kreis und bemerke, dass auch Nurcan dort ist. Verzweifelt suche ich mit meinen Augen nach ihr, finde sie aber nicht. Eine Last legt sich auf meinen Schultern, die mich zu Boden zieht, ich strecke meine Arme nach der Decke aus, zucke zusammen, als ein ohrenbetäubender Schrei ausbricht.

Mit einem Male schlage ich meine Augen auf—

Es war nur ein Traum. Ein verdammter Alptraum. Mein Herz schlägt mir bis zu den Ohren. Mein Kopf dreht sich. Es war nur ein Traum. Zitternd schlage ich meine Decke zur Seite und stelle fest, dass ich vollgeschwitzt bin. Kaltgeschwitzt. Ich greife nach meinem Handy und sehe, dass wir 4:09 Uhr haben. Es ist Neujahr. Es ist außergewöhnlich ruhig. Raketen werden nur ganz selten in dieser Nacht angezündet, selbst Böller werden nicht geschmissen. Ich spüre, dass etwas nicht stimmt. Mein Hals fühlt sich so trocken an. Ich fahre mir einmal ins Gesicht und atme tief durch. Werde ich krank? Ich höre, wie das Haustelefon anfängt zu klingeln. Erschrocken reiße ich meine Augen auf. Um diese Uhrzeit? Ich höre, wie die Zimmertür meiner Eltern aufgehen. Die Stimme meines Vaters ertönt, das Summen meiner Mutter hinterher. Vorsichtig mache ich auch meine Zimmertür auf. Ich sehe meinen Vater, der kurz zögert, bevor der den Hörer abnimmt. Meine Mutter steht hinter ihm und betet, dass es nichts Schlimmes ist— nichts was mit der Familie zu tun hat.

„Hallo?", spricht er hinein. Sein Gesicht erstarrt. Mein Herz rutscht mir in die Hose. Alles was danach kam, war wie in Zeitlupe.

Nora.
Drogen.
Party.
Gefängnis.
Polizei.

Ob ich drauf gehört habe, was mein Vater gesagt hat? Dass ich Zuhause bleiben soll und er sofort zu meiner kleinen Schwester fährt, um sie aus dieser Hölle zu befreien? Nein. Ohne nachgedacht zu haben, habe ich seine Autoschlüssel geklaut und bin losgefahren. Ich werde meine Schwester retten. Ihr wird schon nichts geschehen, oder? Verzweifelt habe ich aufs Lenkrad und fahre mir durch die Haare. Was ist passiert, dass sie ins Gefängnis muss? In was für eine Scheiße wurde sie hineingeritten? Und wo war ihr Arschloch von Mann, der sie beschützen sollte? Ich ignoriere die Anrufe und Nachrichten von meinem Vater. Ich komme in der Adresse an, die die Polizei und am Telefon mitgeteilt hat. Mit offenem Mund fahre ich die Einfahrt rein—

Überall Blaulicht. Ein Haus, Menschen gaffen von außen herum. Was ist nur passiert, fragt sich jeder. Rettungssanitäter eilen ins Haus. Ich stelle den Motor aus und springe aus dem Auto. Wohin soll ich? Was soll ich bloß tun? Wo verdammt ist Nora? Mir wird schwindelig. Ich unterdrücke mir ein Würgen, da diese ganze Geschichte zum Kotzen ist. Meine Augen weiten sich, als ich sehe, wie die Sanitäter Diliyan raustragen. Er ist komplett nackt unter der Decke. Danach folgt die eine blutüberströhmte nackte Frau.

„Was ist das hier für eine Freak-Show?", brülle ich. Ich weiß nicht, was mit mir passiert. Meine Glieder zittern. Ich spüre, wie alles hochkommt. Als ich dann noch sehe, wie Alian und Ardan angefahren kommen und zu seinen Bruder eilen, platzt mir der Kragen. Wo verdammt ist Nora? Was ist mit ihr passiert? Mit festen schweren Schritten renne ich auf die Zwei zu, bevor sie bei Diliyan ankommen. Entschlossen balle ich beide Hände zu einer Fast. Als ich bei Ardan ankomme, fasse ich ihn an der Schulter. Ruckartig zuckt sein Gesicht zu mir— meine Faust prallt auf seinem Gesicht ab. Im nächsten Moment spüre ich eine Faust von der Seite, Alians Faust. Wir schlagen uns. Mal verpasse ich eine Faust, mal kriege ich eine verpasst. Das zieht sich so lange, bis ich gepackt werde und gegen ein Auto geschlagen werde. Ein Polizeiauto. Der Beamte drückt mein Gesicht gegen den Wagen, mein Kopf ist zur Seite gedreht. Zum Glück.

Denn, dann hätte ich nicht direkt in diese geschockten, dennoch wunderschönen grauen Augen geblickt.

Es tut mir leid, dass du alles mitansehen musstest, Nurcan.





Naaaa könnt ihr erraten, was die zwei kleinen Welpen bedeuten können?

ODER BESSER GESAGT WER DIE SIND?

Schaut bei meiner neuen Geschichte vorbei:

»She Loved Him Too Early«

Nicht korrigiert.

Mein Schmerz trägt deinen NamenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt