acht

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Ich atmete tief ein und aus. Mit zittrigen Händen versuchte ich den Schlüssel in das Schlüsselloch unserer Haustür zu stecken.

Als ich dies geschafft hatte, öffnete ich die Haustür, als auch schon mein Mann an mir vorbei rannte. Ich schloss die Haustür und sah ins Wohnzimmer.

"Matt?" Er drehte sich um. "Was tust du hier? Ist es schon so spät? Wie spät ist es? Hab ich mein Taxi verpasst?" "Was für ein Taxi?", fragte ich und ging auf ihn zu. Er schwitzte und zitterte und irgendwie vergaß ich sogar gerade mein Problem. "Dad... mein Dad." Sofort umarmte ich ihn. "Was ist mit ihm?" Matt schlang seine Arme um meinen Körper. "Ich weiß nicht. Er ist im Krankenhaus. Sie haben gesagt, ich soll sofort kommen. Ich habe mir ein Taxi bestellt. Mein Flug geht in vier Stunden. Und man braucht doch drei nach New York und wenn es zu spät kommt, verpasse ich noch den Flug und dann muss ich warten und ich kann nicht warten! Ich muss doch zu ihm!"

"Psh." Ich nahm seinen Kopf in meine Hände. "Hol mal Luft." Matt atmete tief ein und aus. "Tut mir leid, dass ich schon wieder abhaue", flüsterte Matt. "Das muss dir doch nicht leid tun! Du meldest dich, sobald du etwas Neues weißt, Okay? Und das du Ruhe bewahrst. Du hättest mich auch anrufen können, ich hätte dich auch fahren können."

Matt küsste mich. "Ich hätte für dich mit buchen sollen, aber es war kein Platz mehr frei. Es war einfach kein Platz mehr." "Psh. Das ist nicht schlimm. Du kannst mich aber jederzeit anrufen. Hast du verstanden? Egal, wie spät es ist." Matt nickte. "Eigentlich bin ich doch derjenige, der das sagt." Ich lächelte. "Und heute bin ich es."

Als es klingelte, küsste ich meinen Ehemann. "Pass auf dich auf und ruf später mal an, Okay?" Matt nickte. "Ich liebe dich." "Ich dich auch", erwiderte ich und ließ meinen Mann gehen.

Und nun war ich wieder alleine.

Ich atmete tief ein und aus, lief in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen. Mit dem Glas in der Hand lehnte ich mich an die Küchenzeile. Eigentlich sollte ich mich um meinen Mann und meinen Schwiegervater sorgen, doch ich hatte nur einen einzigen Gedanken in meinem Kopf:

Finn Morgan.

Warum war Finn Morgan in der Stadt? Nach mittlerweile fast vierzehn Jahren?
Und warum hieß er nicht mehr Morgan, sondern McKinley?

Damals hatte ich es mir so sehr gewünscht. Das er zurück kommen würde! Doch dann lernte ich Matt kennen. Oft hatte ich nur noch ihn im Kopf. Und ich war glücklich. Seit langem war ich glücklich! Er machte mein Leben lebenswerter! Warum also zerstörte Finn es jetzt?!

Warum wollte er wieder mein Leben zerstören?!

Ich ließ das Glas auf den Boden fallen und fluchte. Also hockte ich mich hin und sammelte die Scherben auf.

"Spencer?" Ich erschrak, stützte mich auf den Scherben auf, um mich umzudrehen. Es war Milo. "Was tust du hier?", murmelte ich und sah auf meine Hand. Scherben steckten in meiner Handfläche, das Blut tropfte auf den Boden.

"Das ist deine Schuld!", sagte ich laut. "Alles deine Schuld! Sieh dir den Boden an! Es ist deine Schuld!" Ich wippte mit meinem Oberkörper auf und ab.

Warum war Finn hier?!

"Warum bist du hier?" "Weil ich Feierabend habe und uns zwei schöne Pizzen bestellt habe, die in ungefähr zwanzig Minuten ankommen. Zeig mir bitte deine Hand." Ich sah Milo an und lehnte mich an ihn, fing an zu weinen.

"Aber du hast eine Familie!", schniefte ich. "Ich weiß. Du gehörst dazu." "Warum ist er hier?", fragte ich leise. "Ich weiß es nicht. Aber das ist doch unwichtig. Denk an Matt. Wo ist er? Ist er noch einkaufen?"

"Er ist weg", schniefte ich. Zu gern würde ich nun in seinen Armen liegen. "Wie weg?"  "Nach Kanada." Mit meiner unverletzten Hand wischte ich mir über das Gesicht. "Es geht wieder", schniefte ich und stand auf. "Sicher?" "Sicher."

Auch Milo stand auf, holte den Verbandskasten und verarztete mich. "Es ist Gott sei dank nicht tief, aber arbeiten kannst du damit nicht." "Das Stört mich eher weniger", erwiderte ich, als es in diesem Moment klingelte. "Na endlich, unsere Pizzen!"

Mein bester Freund stürmte aus der Küche. Aus dem Kühlschrank nahm ich zwei Dosen Cola und ging ins Wohnzimmer, stellte die Getränke auf dem Tisch ab.

"Man, war das ein heißer Typ!", schwärmte Milo und setzte sich neben mich. "Der hat bestimmt 'nen großen in der Hose!", fügte er hinzu. Ich seufzte und verdrehte meine Augen.

"Wie schaffst du es nur, Nate so treu zu bleiben?" "Hm, ehrlich gesagt weiß ich das nicht so genau. Er fasziniert mich jeden Morgen auf's Neue. Der Sex ist immer noch gut. Aber am schönsten finde ich, wie er mit den Kindern umgeht. Auch in der Schule. Da wird mir so warm ums Herz." Milo stopfte sich Pizza in den Mund.

"Ich finde immer noch, dass ihr zwei auch gute Eltern sein würdet."

Ich sah auf den schwarzen Bildschirm des Fernsehers und meine Gedanken schweiften zu Finn.

Troublemaker | manxmanWhere stories live. Discover now