Kapitel 68

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Ich betrete das Zimmer. Mein Blick geht durch den Raum, bis er bei ihm hängen bleibt. Überall Schläuche und Maschinen. Stark schluckend schließe ich die Tür hinter mir und nähere mich ihm. ,,Wie geht es dir?'', frage ich und am liebsten würde ich mir selber gegen den Kopf schlagen. Diese Frage ist so überflüssig.

Sein Blick ist starr nach vorne gerichtet, keine Reaktion. Was habe ich auch erwartet, das er mir in die Arme fällt und mir sagt wie sehr er mich vermisst hat?
Ich lasse mich auf dem Stuhl nieder, der neben seinem Bett steht.

,,Dario ich bin es, Alison'', versuche ich ein weiteres mal, aber auch hier bekomme ich keine Reaktion. Mein Blick fällt auf seine Hand, leicht greife ich nach dieser, als er sie plötzlich ruckartig weg zieht und aufzicht.
,,Es tut mir leid. Ich wollte dir nicht wehtun'', stammele ich entschuldigend und lege meine Hand zurück in mein Schoß.

Endlich dreht sich Dario zur mir, seine Augen sind leer und sein Blick so eiskalt, das mir um einiges kälter wird. ,,Wieso schwitzt du so?'', fragt er angewidert und rümpft seine Nase. Seine Stimme klingt rau, genau wie ich sie liebe. Ein kleines Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.

,,Als Malya mir geschrieben hat das du wach bist, bin ich sofort hier her gerannt. Ich muss dir etwas sagen.'' Sofort werde ich wieder nervös. Dario's blick ist so durchdringend, dass ich das Gefühl habe, meine stimme verloren zu haben.

,,Wieso? Ich kenne dich nicht mal. Und wieso bist du eigentlich in meinem Zimmer?'', fragt er verwirrt. Mein Herz hört auf zu schlagen, meine Augen füllen sich mit Tränen.
,,Dario ich bin es Alison. Erkennst du mich nicht?'' Verzweifelt fließen mir wieder Tränen über meine mittlerweile brennenden Wangen. Er schüttelt nur den Kopf und dreht ihn wieder nach vorne.

,,Nein. Nein du musst mich erkennen'', schreie ich ihm entgegen und packe sein Kopf, ehe ich meine Lippen verzweifelt auf seine presse. Krampfhaft halte ich an dem fest, was einmal war, ich will nicht das Dario mich vergessen hat.

Dario reagiert erst nicht, doch nach einigen Sekunden stoßt er mich von ihm und schaut mich schockiert an. Sein Gesicht ist rot unterlaufen, vor Wut, Scham oder Hass.. ich weiß es nicht, aber so habe ich ihn nur einmal gesehen.

Bevor er seine kalte Maske aufgesetzt hat und mein Zimmer, im Internat, verlasen hat.

,,Sag mal spinnst du? Du bist doch geisteskrank! Ich kenne dich nicht. Du bist so verzweifelt, dass du mir deine Lippen aufzwingst. Ich kenne keine Alison und schon gar nicht, hatte ich etwas mit einer. Du bist nicht einmal mein Beuteschema. Und jetzt raus aus meinem Zimmer'', brüllt er so aggressiv das ihm seine Adern am Hals herausstechen. Seine Atmung geht schnell, seine geballten Fäuste drückt er mit aller kraft in die Bettdecke.

Schockiert darüber was er gesagt hat, stehe ich einfach nur da und kann nicht glauben was er gesagt hat. Wir hatten Sex, haben uns geküsst und jetzt, von ein auf den anderen Tag kann er sich plötzlich nicht mehr erinnern.
Verletzt über seine Worte fange ich an zu schluchzen. Ich presse meine Hand auf mein Mund, aber selbst so sind sie noch zu hören.

Wie oft will er mir noch das Herz brechen?

,,Aber- nein warte, ich versteh das nicht'', stottere ich unter meinen Tränen, die mir meine Kehle zuschnüren. ,,Du- ich, nein wir hatten sex und haben uns geküsst, wie kannst du da sowas sagen?'', schreie ich ihm jetzt entgegen. Meine Schultern sind angespannt und beben, vor Wut, vor schmerz, aber vor allem vor Angst. Angst, das er sich niemals wieder an mich erinnern wird.

Schnaubend dreht er sich wieder weg, doch diesmal nicht mit mir. Sofort drehe ich sein Kopf mit meinen Händen zurück in meine Richtung. ,,Wie kannst du so etwas sagen?'', flüstere ich diesmal und halte seinem kalten Blick stand.

,,Weil ich dich nicht kenne und jetzt raus hier, oder ich rufe jemanden der dich raus bringt. Das ist mir egal, aber du brauchst Hilfe, explizite Hilfe.''

Als hätte ich mich verbrannt, lasse ich meine Hände fallen, die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag: Er erkennt mich nicht und wird sich auch nie wieder an mich erinnern.
Ich taumele einige Schritte zurück, bis ich gegen den kleinen Tisch stoße der unter dem Fenster steht. Ich bekomme in diesem kleinen Raum keine Luft, dazu Dario's durchdringender eiskalter Blick.

Mit schnellen Schritten laufe ich zur Tür und reiße sie auf, mit einem letzten Blick zur Dario, dessen Blick aber aus dem Fenster gerichtet ist, verlasse ich das Zimmer und ihn mit.

Leb wohl Dario.

Be mine - Du wirst mein seinWhere stories live. Discover now