Kapitel 64

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Rasch packe ich meine Koffer, während Paris auf ihrem Bett sitzt und mich ständig mit fragen löchert. Ich habe ihr keine einzige Frage beantwortet, geschweige eines Blickes gewürdigt. Mit zitternden Händen ziehe ich am Reißverschluss meines Koffers, doch er geht nicht zu. Wütend zerre ich schon an ihm, ohne Erfolg. Aggressiv und am Ende mit meinen Nerven schmeiße ich mich auf mein Bett neben mein Koffer und lasse ein verzweifeltes seufzen von mir.

,,Alison kannst du mir jetzt erklären was passiert ist und wieso du die ganze Zeit schon komisch drauf bist?'', fragt Paris jetzt schon gefühlt das hundertste mal, aber wie davor gebe ich ihr keine Antwort. Was soll ich ihr auch erzählen? Das Nathan mich vergewaltigt hat, aber wir Tage zuvor Sex miteinander hatten oder das mir ein Unbekannter ständig widerwertige Nachrichten schickt?

Frustriert seufze ich und lasse mein Kopf noch tiefer in die Decke fallen. Das kann doch alles nicht wahr sein. Egal wie ich es versuche zu wenden, es bleibt immer gleich, die selben Gefühle fressen mich innerlich auf und mein Herz schmerzt trotzdem bitterlich.

Mein Handy habe ich nur an geschalten um meinem Vater zu schreiben, dass ich in den nächsten Tagen zurück nachhause fahren werde, allerdings habe ich auf keine Antwort gewartet sondern es direkt wieder ausgeschalten. Weder habe ich geguckt ob der Unbekannte geschrieben hat noch ob ich von Dario etwas bekommen habe. Obwohl das sehr unwahrscheinlich ist.

,,Alison?'',fragt Paris wieder. Neben mir sinkt die Matratze unter ihrem Gewicht. ,,Willst du wirklich nicht reden?'' Das Schlechte Gewissen nagt weiter an mir und wird von Sekunde zur Sekunde schlimmer. Trotz meinem schlechten Gewissen schüttele ich den Kopf und drücke mein Kopf dennoch fester in die Decke. Resigniert seufzt Paris, steht auf und das letzte was ich höre ist wie die Zimmer Tür ins Schloss fällt.

Verzweifelt schreie ich ins Kissen. Ich setze mich hin und starre eine gewisse Zeit einfach nur an die Wand, mir springt das Bild von Paris, Nathan und Connor ins Gesicht. Ich weiß nicht wie lange ich auf das Gesicht von Nathan schaue, doch umso länger ich starre, umso mehr drückt es mir die Luft zum Atmen aus mein Lungen. Hastig springe ich auf, ziehe mit voller Kraft den Koffer zu und verschwinde samt Koffer aus dem mir zu klein geratendem Zimmer.

Verwirrt renne ich durch die Gänge, nur leider ist mein Kopf so voll, das mein Orientierungssinn nachgegeben hat. Einige Schüler kommen mir entgegen, werfen mir schräge Blicke zu, diese ignoriere ich aber gezielt und irre weiter durch das Gebäude, um den Ausgang zu finden.

Auf der Treppe kommt mir Malya entgegen. Total aufgewühlt. ,,Alison?'', ruft sie verwirrt, als ich stillschweigend an ihr vorbei haste und beinahe die letzten Stufen übersehe. Weiter mit meinem Koffer in den Händen, renne ich Richtung Ausgang, denn ich zum Glück doch noch ausfindig machen kann. Ich drücke die Türen auf, sobald ich an der Straße stehe habe ich wieder das Gefühl atmen zu können.

Schweratmend stütze ich mich auf meine Knie, der frische kühle Wind weht mir durch die Haare und füllt meine Lungen mit Sauerstoff. Tränen rinnen meine Wangen hinunter. Ich weiß nicht wie lange es dauert, bis ich wieder richtig atmen kann, aber sobald sich mein Atmen wieder beruhigt hat lasse ich mein Blick nach oben gleiten.

Ein Mann steht auf der gegenüberliegenden Straßenseite und beobachtet mich, er kommt mir seltsam bekannt vor, nur leider ist mein Kopf zu vernebelt um mich daran zu erinnern. Panik mischt sich mit Angst, als er anfängt zu grinsen.

Plötzlich werde ich am Arm gepackt und herum gewirbelt, ich will schon los schreien als ich sehe es ist Malya bleibe ich still. ,,Alison was ist los?'',fragt sie und ihre Stimme klingt sogar leicht besorgt. Ich schaue nochmal nach hinten, um dann festzustellen, der Mann ist weg. Hektisch schaue ich mich um, doch der Mann bleibt verschwunden. Langsam bekomme ich das Gefühl zu halluzinieren.

Mit zusammen gezogenen Augenbrauen drehe ich mein Kopf wieder zur Malya. ,,Was hast du nochmal gesagt?'',frage ich sichtlich verwirrt. Misstrauisch beobachtet sie jeder meiner Mimikern und Bewegungen, ihre Augen wandern zwischen meinen hin und her.
Aus dem Augenwinkel sehe ich mein bestelltest Taxi auf mich zu fahren. Malya merkt es sofort.

Ich schüttele ihren Arm ab, schnappe meinen Koffer und warte bis das Taxi vor mir zum stehen kommt. Im Schritttempo kommt es vor mir zum stehen, ich verfrachte meine Koffer in den Kofferraum, knalle ihn zu und öffne die Hintertür des Taxis.

,,Dario liegt im sterben.''

Augenblicklich hört mein Herz auf zu schlagen. Wie in Zeitlupe drehe ich mich zur Malya. ,,Was?'',hauche ich atemlos, während sich meine Hand um den Griff der Autotür verkrampft. Allein der Gedanke an Dario versetzt meinem Herzen ein unvermeidlichen Stich, doch selbst wenn ich zu ihm wollen würde, er hat mir klar und deutlich gesagt was er will und das bin nicht ich.

Gleichgültig schaue ich Malya in ihre Augen. ,,Das ist nicht mein Problem und interessieren tut es mich auch nicht.'' Es schmerzt diese Worte zu sagen, denn sie sich allesamt gelogen. Mit einem letzten Blick steige ich ins Taxi, bevor es davon fährt.

Be mine - Du wirst mein seinWhere stories live. Discover now