Anspannung

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Schon während ich die Wohnungstüre hinter mir schließe, nehme ich den zusammengewickelten Stoff aus der Tasche, die mir Ben heute Mittag gebracht hat. Es ist ein dunkelrotes, samtenes, bodenlanges Cape mit Kapuze. Außerdem finde ich in der Tasche eine schlichte, schwarze Augenmaske mit Band. Ich stelle meine Handtasche ab und gehe zu dem großen Spiegel in meinem Schlafzimmer.

Als ich das Cape um meine Schultern lege, denke ich an Eyes Wide Shut und komme mir doch eher verkleidet als verrucht vor. Ob das wirklich so eine gute Idee ist, da heute Abend hinzugehen? Aber die Neugier überwiegt definitiv.

Ich lege das Cape weg und gehe zu meinem Kleiderschrank. Auch wenn es niemand sehen wird, will ich trotzdem etwas Passendes anziehen. Aber was ist zu so einem Anlass passend? Schwarz scheint mir auf jeden Fall eine gute Farbe zu sein. Ich lege ein kurzes, enges Kleid, ein wadenlanges, ebenso enges Kleid und einen Jumpsuit auf mein Bett.

Bevor die endgültige Entscheidung fällt, brauche ich etwas zu Essen. Da ich keine wirkliche Lust darauf habe, zu kochen und heute Mittag mich von seltsamen Gesprächen statt eines Mittagessens ernährt habe, entscheide ich mich für eine Tiefkühl-Pizza. Danach schalte ich den Fernseher ein und gönne mir eine Folge der Serie, die ich aktuell schaue als Unterhaltung zum Abendessen. Nach einer zweiten Folge raffe ich mich auf, schalte den Fernseher aus und stelle meinen Teller in die Spülmaschine. Immerhin hat mich der Fernseher von den Gedanken an den heutigen Abend und der Aufregung abgelenkt.

In Zwischenzeit ist es halb neun, also gehe ich duschen. Ich föhne meine Haare und entscheide mich, in Erinnerung an die Kapuze des Capes, dafür, meine Haare offen zu tragen. Ich gehe zurück ins Schlafzimmer, um mich anzuziehen. Doch welches Outfit soll ich wählen? Das kurze Kleid hänge ich nach kurzem Überlegen wieder in den Schrank, kann mich aber immer noch nicht zwischen dem wadenlangen Kleid und dem Jumpsuit entscheiden. Eigentlich sinnlos, wenn man bedenkt, dass das Cape sowieso alles verdecken wird. Aber entscheiden kann ich mich trotzdem nicht.

Ich ziehe schon mal einen schwarzen Spitzen-String, sowie den passenden BH an. Auf Strümpfe verzichte ich, dafür ist es zu warm. Ich werfe den Morgenmantel nochmal über und gehe in die Küche. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir, dass es in Zwischenzeit neun Uhr ist, also habe ich immer noch über eine Stunde Zeit. Ich mache mir einen Kaffee, ein bisschen Energie kann nicht schaden. Mit Gedanken bin ich schon wieder dabei, mir auszumalen, was mich wohl später erwartet.

Nach dem Kaffee gehe ich ins Bad, um mich zu schminken. Da ich nicht zu sehr auffallen will - ich weiß ja nicht mal, ob ich mich dort wohl fühlen werde - entscheide ich mich gegen einen roten Lippenstift, der definitiv zur Maske passen würde und betone stattdessen meine Augen mit einem schwarzen Lidstrich und Mascara. Weniger ist mehr.

Gerade, als ich mein Parfum auflege, klingelt es. Ich schaue irritiert zur Uhr - 21:52 Uhr - und gehe dann zur Türe. Ein Blick durch den Türspion. Es ist Ben. Ich öffne die Türe. "Hey, ich dachte, du willst mir sicher noch einen Kaffee anbieten, bevor wir gehen." Er geht an mir vorbei und ich schließe die Türe. "Ich weiß ja, dass man es durch das Cape sowieso nicht sieht, aber das willst du anziehen?" Lustig. Ich verdrehe die Augen, Warum können Männer nicht verstehen, dass man diese letzten Minuten, bevor man losgeht, für sich braucht?

"Ich kann mich nicht entscheiden, was ich anziehen soll, außerdem habe ich ja noch 20 Minuten, um mich fertig zu machen."

Ben geht in die Küche und füllt den Wasserkocher. Er trägt eine schwarze Hose und ein schwarzes Hemd - einfach aber elegant. "Soll ich dir bei der Auswahl helfen?"

"Bloß nicht!" Ich weiß, dass er sich seinen Kaffee selbst machen wird und gehe wieder ins Schlafzimmer. Spontan entscheide ich mich für das Kleid und hänge den Jumpsuit zurück. Ich streife es über und gehe zurück zu Ben, damit er den Reißverschluss schließt.

MinaWhere stories live. Discover now