Planungsgeschick

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Nachdem ich letztes Wochenende anderes im Kopf hatte, nutze ich den Feierabend heute, um endlich mal wieder meine Wohnung zu putzen. Ich bin schon fast fertig, als das 'Pling' meines Handys eine Nachricht ankündigt. Und kurz darauf noch eine. Und nach ein paar Minuten noch eine. Ich tippe auf eine Messenger-Gruppe mit ein paar alten Freunden, die eigentlich nur dazu genutzt wird, um sich lustige Memes und Bilder von früher zu schicken. Hatte ich die nicht stumm geschaltet?

Ich bin gerade dabei, die Putzutensilien wegzuräumen, als ich erneut ein "Pling" höre. Und bis ich mein Handy erreicht habe, noch ein weiteres. Ich schaue auf mein Handy. Doch nicht die Gruppe, sondern Nachrichten von Ben und Marco.

Ben: Hey Süße, ich muss am kommenden Wochenende meine Eltern mal wieder besuchen, kommst du mit?

Ben: Bitte?

Ben: Du hast auch einen Wunsch frei!

Ben: Und ich schenke dir den nächsten Sellerie.

Marco: Am Freitag schon was vor?

Mist.

Vor einiger Zeit habe ich mich von Ben überreden lassen, gegenüber seinen Eltern seine Freundin zu spielen, damit sie damit aufhören, ihn zu drängen, doch mal eine Partnerin zu finden. Da die Eltern nicht gerade um die Ecke wohnen und man ihnen nicht zufällig über den Weg laufen würde, habe ich mich darauf eingelassen, davon ausgehend, dass es eine einmalige Sache ist. Seitdem war ich noch zwei weitere Male mit ihm bei seinen Eltern. Nicht, dass ich ein größeres moralisches Problem damit habe, seine Eltern zu belügen aber so ein Wochenende ist durchaus anstrengend und es gibt schöneres als die freie Zeit mit Jemandes Eltern zu verbringen. Er will mich tatsächlich mit Gras - hier paranoider Weise als Sellerie getarnt - bestechen?

Vor allem Marcos Nachricht macht die Vorstellung von einem Wochenende mit Bens Eltern nicht gerade attraktiv.

Ich überlege, was ich machen soll. Natürlich steht die Loyalität zu meinen Freunden über unverbindlichem Sex mit Marco aber die Neugier darauf, was Marco mit mir vorhat, ist groß.

Ich frage Ben, ob wir auch erst am Samstag fahren könnten. Das wäre zwar ein ziemlich stressiges Wochenende, aber ich könnte sowohl meine Neugier befriedigen als auch Ben helfen.

Eine Stunde später antwortet Ben:

Meine Mutter besteht darauf, am Samstag mit uns zu brunchen, wir müssten also um 7 hier losfahren. Biiiitteee, machst du das für mich?

Ich seufze. Das wird wirklich kein entspanntes Wochenende. Aber da ich nicht plane, nochmal bis zum nächsten Morgen bei Marco zu bleiben und vielleicht auf der Fahrt noch ein bisschen schlafen kann, sage ich Ben zu. Ben, der nie freiwillig vor 10 Uhr am Wochenende aufstehen würde.

Sofort bekomme ich von Ben ein

Danke <3

Dann sage ich Marco zu. Auch seine Antwort kommt prompt:

Immer noch an neuen Erfahrungen interessiert?

Ich antworte Marco:

Auf jeden Fall! Muss ich vorher etwas wissen?

Ich lasse mich auf mein Sofa fallen, und versuche mir vorzustellen, was am Freitag passieren wird.

Marco: Passt dir 22 Uhr und ist es in Ordnung, wenn wir den Smalltalk und das Essen überspringen? Das macht es einfacher, den Alltag hinter sich zu lassen.

Ich spüre eine leichte Nervosität aufkommen. Auf was lasse ich mich da bloß ein. Doch ich vertraue seiner Einschätzung.

Ich: Ich werde um 22 Uhr bei dir sein. Was muss ich noch wissen?

MinaOnde histórias criam vida. Descubra agora