Kapitel 36

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Orientierungslos rannte ich durch den Wald. Der Mond ging langsam auf. Ich hörte meine Verfolger hinter mir. Sie hatten einen Vorteil. Sie kannten sich hier aus. Es war IHR Wald. Den Schmerz meiner Pfoten nahm ich nur benommen mit. Ich war wie in einem Film. Das heulen hinter mir wurde lauter, bedrohlicher. Sie klangen als hätten sie Spaß dabei. Es war auch eine Jagd und ich war die gejagte. Im Augenwinkel sah ich, wie ein großer Wolf auf mich zusprang. Ich schaffte es im letzten Moment auszuweichen. Das war zu knapp gewesen. Ich hatte aber auch nie viel Praxiserfahrung sammeln können. Wie sollte ich mich verhalten? Worauf wäre bei einer Konfrontation zu achten? Das letzte mal war ich so abgelenkt von meinen Fragen... Nein! Ich müsste mich jetzt konzentrieren! Rennen, kämpfen könnte ich nicht. Ich musste mich jetzt auf meinen Instinkt verlassen! Dieser sagte mir rennen. Also musste ich versuchen auszuweichen und so schnell wie möglich meine Verfolger abzuschütteln. Ich rannte weiter. Ich konnte nur daran denken zu rennen. Ein anderer Gedanke kam in meinen Kopf. ‚Tristan!', dachte ich. Ich konnte nicht glauben, dass es ihm egal wäre was mit mir ist. Es schien als würde ich durch die Wolfsgestalt neuen Mut erlangen. Ich musste zu meinem Mate. Ich hatte das Gefühl schneller rennen zu können, mit dem Gedanken daran zu Tristan zurückzukehren. Ich musste es einfach schaffen. Meine Verfolger holten jedoch auf. Meine Chance sah ich, indem ich es aus dem Gebiet schaffen musste.

Ich sah von weitem die Grenze, ich hatte es fast geschafft. Außerdem erkannte ich dort zwei Wölfe, konnte diese jedoch nicht zuordnen. Ich versuchte schneller zu werden, doch mit der Erleichterung dem Ziel so nah zu sein, wurde ich mir meiner Schmerzen bewusst. Ich versuchte dagegen anzukämpfen doch merkte wie ich langsamer wurde. Ich müsste es doch nur noch über die Grenze schaffen! Ich heulte auf um die beiden an der Grenze auf mich aufmerksam zu machen. Die beiden schienen nicht zu bemerken was sich hier abspielte, ich war mir aber auch nicht sicher wer dort stand. Als würde ich ‚schaut zu mir' rufen, egal wer es wäre. Ich hatte die Hoffnung die beiden könnten mir helfen. Ich musste es nur hinter die Grenze, aus dem Anderson Gebiet schaffen. Im nächsten Moment wurde ich von der Seite zu Boden gerissen. Auf dem Rücken liegend versuchte ich den Wolf von mir zu drücken. Dieser versuchte mir den Hals zerbeißen zu wollen. Mir tat alles so sehr weh. Meine Pfoten stemmten sich gegen den Brustkorb des Wolfes. Meinen Kopf wand ich um seinen bissen auszuweichen. Ich hatte das Gefühl mich nicht schnell genug bewegen zu können. Mein ganzer Körper schmerzte. Hinter dem Wolf erkannte ich, dass der Vollmond weit oben am Himmel stand. Ich hatte das Gefühl die Zeit blieb für einen kurzen Moment stehen. Wäre das mein Ende? Mondgöttin, rufst du mich schon zu dir? Sollte mein Leben als Wolf schon zu Ende sein? Meine Kraft ließ nach und ich schaffte es nicht länger den Wolf auf Abstand zu halten. Ich schloss die Augen.


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