Kapitel 90

186 7 6
                                    

Als ich aussteige, werde ich direkt von den anderen begrüßt. Meine Jungs. Die, die mich mein ganzes Straßenleben lang begleitet haben. Insgesamt sind wir etwa 15 Leute. Ich begrüße jeden mit einem Handschlag. Einige von ihnen haben womöglich Waffen dabei. Jeder von ihnen hat eine andere Geschichte. Die einen waren bereits mehrmals im Gefängnis gewesen, die anderen werden von der Polizei gesucht und es einige leben ganz normal wie ich. Jedoch haben wir alle eines gemeinsam. Die Vergangenheit. Sie lässt uns nicht los und wird uns auch immer begleiten.
,,Was ist los, Can?'', fragt mich einer der Jungs namens Emir. Alle haben sich versammelt und blicken mich an. Seufzend stecke ich meine Hände in meine Jackentasche und lehne mich an mein Auto.
,,Leyla ist im Gefängnis.'', sage ich, woraufhin direkt alle sprachlos sind. Jeder von ihnen weiß, wie viel mir Leyla bedeutet und wie schwer das gerade für mich sein muss. Ich erzähle ihnen die ganze Geschichte. Von Anfang bis Ende. Niemals hätten sie sich so etwas vorstellen können. Das sehe ich an ihren Reaktionen.
,,Mert, dieser Wixxer. Wann rafft er endlich, dass er hier nichts zu suchen hat?'', beschwert sich Dogan wütend.
,,Ich schwör, ich bring dieses Arschloch um.'', kommt es von Efe.
,,Alter, wie kann ein Mensch so krank sein?'', fragt Ilkay schockiert. Ihre Reaktionen kann ich mehr als nachvollziehen. Sie sind wütend, schockiert und fragen sich, wie ein Mensch nur so weit gehen kann.
,,Was ist der Plan, Can? Sollen wir ihn totschlagen oder erstechen?'', fragt Oktay mich. Ich schüttele den Kopf.

,,Nein, Jungs. Ihr wisst nicht, wie gerne ich ihn umbringen würde. Aber das ist nicht meine Art. Es ist nicht unsere Art. Niemand hat es verdient zu sterben. Es gibt nämlich immer noch Menschen, die diese Person lieben. Wir können diesen Menschen keine geliebte Person nehmen.'', erkläre ich den Jungs betrübt. Sie wissen nicht, wovon ich spreche. Schließlich wissen sie nicht den Grund, weshalb Mert und ich überhaupt so zueinander stehen. Nachdenklich senke ich meinen Blick. Er hat mir Cansu genommen. Er hat Leyla von mir getrennt. Ich werde aber nicht das gleiche tun. Ich bin nicht er.
,,Was können wir dann tun, Can?'', fragt Furkan mich. Ich blicke sie an.
,,Ich habe euch nicht hierher gerufen, damit ihr mir dabei hilft, Mert fertig zu machen. Ich werde mich ihm alleine stellen.'', sage ich. Emir kommt einen Schritt auf mich zu.
,,Bist du verrückt geworden, Can? Diese Mistgeburt hat seine ganzen Männer. Die sind alle bewaffnet. Wie kannst du dich denen alleine stellen?'', fragt er mich völlig außer sich.
,,Er hat seine Männer, weil er sie braucht. Ich werde ihm wie ein Mann gegenüber treten. Leyla ist meine Frau, also ist das auch mein Kampf. Ich bitte euch einfach nur um eine Sache. Falls ich es nicht schaffen sollte, kümmert euch um Leyla und um meine Kinder.'', bitte ich sie. Ich erkenne, dass sie es alle nicht fassen können. Kadir legt seine Hand auf meine Schulter, blickt mich vertraut an.
,,Bis heute haben wir dir nichts versucht auszureden, Can. Aber genau heute können wir dich nicht im Stich lassen. Auch wenn du ihm nicht alleine gegenüber treten solltest, macht dich das nicht weniger zum Mann. Die Tatsache, dass du das hier alles nur für Leyla tust, macht dich schon Mann genug.'', erklärt er mir, dem alle zustimmen. Schmunzelnd blicke ich ihn an und lege meine Hand auf seine Schulter.
,,Ja man. Leyla ist unsere Schwester. Wir sind Familie. Deswegen ist das unser Kampf.'', fügt Ilkay noch hinzu.

,,Danke, Jungs.'', sage ich froh. Keine fünf Minuten später fahren wir auch schon los. 10 Autos fahren durch die Stadt. Ein paar von uns nehmen eine andere Route, damit der Polizei nichts auffällig erscheint. Wir parken etwas weiter weg von Merts Unterschlupf, damit seine Männer uns nicht sehen. Nachdem wir alle ausgestiegen sind, wollen wir gerade los gehen. Doch mir fällt noch etwas ein.
,,Alle Waffen weg.'', sage ich. Verwirrt blicken alle mich an.
,,Was?'', fragt Emir mich.
,,Hat einer von uns mit einem Messer oder einer Pistole angefangen? Wir regeln das auf die klassische Art.'', erkläre ich den Jungs. Sie alle lassen ihre Messer, Pistolen, Schlagringe und mehr daraufhin zurück. Jeder von uns hat anfangs nur mit den Fäusten gekämpft. So werden wir Mert gegenüber treten. So wie wir sind. Angekommen an Merts Haus stehe ich erst einmal verwundert da.
,,Was ist los, Can? Lauf doch weiter.'', sagt Furkan.
,,Das gibts nicht.'', sage ich schockiert.

ZwangsheiratWhere stories live. Discover now