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Ich folgte ihnen den ganzen langen Weg zurück ins schwarze Viertel. Die Farblosen hatten es geschafft die Blauen in Schach zu halten und sie erfolgreich aus dem roten Hauptquartier verjagt. Andere Farben hatten ihre eigenen Leute geschickt. Und diese standen sich nun ebenso gegenüber, da nur die Farbe Braun auf der Seite der Blauen stand, kam es zum Glück zu keiner weiteren Auseinandersetzung. Der grüne Anführer hielt sich stets aus den Angelegenheiten raus, aber hatte sich öffentlich dazu geäußert auf der Seite der Roten zu stehen, falls es zu einem Bürgerkrieg kommen sollte. Gelb war sowieso als Erstes zu unserer Hilfe geeilt und Seite an Seite mit den Roten und Farblosen gekämpft.

Ich war zu erschöpft, aber bekam noch mit, dass alles zerstört wurde. Auch mein Zuhause stand in Schutt und Asche. Es hatte alles in einem viel größeren Maße ausgeartet als ich angenommen hatte. »Von Jason, seiner Tochter und dem roten Sicherheitsmann fehlt jede Spur.«, berichtete Drake als wir am Rande des schwarzen Viertels ankamen. Vor vier Stunden hatten wir unsere letzte einstündige Pause eingelegt in dem insgesamt fünf Tage andauernden Fußmarsch vom roten Viertel bis hier her.

Meine Augen blieben an ihm hängen und schweiften dann von ihm ab. Ich war wieder zurück obwohl ich diesen verfluchten Ort nie wieder betreten wollte. Obwohl ich endlich Ruhe und Frieden wollte. Obwohl ich gar nicht vorhatte zu kämpfen, war ich soweit gekommen. »Ich will zu meinem Vater.«

»Natürlich.«, nickte Drake und wies mir an, ihm zu folgen.

Und das tat ich. Ich versuchte mich nicht hängen und meine Füße nicht über den Boden schleifen zu lassen, aber meine Schultern blieben eingesackt. Mein Gang blieb schleppend.

Ich nahm an, dass sich nichts geändert hatte in der Zeit als ich weg war, aber das stimmte nicht. Ganz und gar nicht. Die Leute hatten sich alle unter dem Abendhimmel versammelt und eilten den Rückkehrern zur Hilfe. Von überall hörte ich Stimmen, erleichtertes Weinen und spürte regelrecht die Erleichterung in der Luft. Die Menschen, die mich unter der Menge hinter Drake entdeckten hielten in ihrer Bewegung inne und... und verneigten sich. Perplex blinzelte ich und hielt an.

In ihren Augen lag kein Hass. In ihren Augen lag keine Abscheu, keine Abneigung, kein Zorn. Nur endlose Erleichterung und – Wärme. Mit Tränen in den Augen blickten sie mich an, aber bekamen ihren Mund nicht auf. Und auch als wir weiterliefen, blieb die Reaktion gleich.

Was hatte sich geändert?

»Deine Mutter gilt hier als Heldin.«, erklärte schließlich Drake ohne einen Blick zurückzuwerfen. »Sie hat das alles überhaupt ermöglicht.«

»Ich- Ich dachte Bill-«

»Bill hat das aufgebaut, ja, und auch die Leute zusammengetrommelt, die verstreut in allen Vierteln um ihr Dasein kämpften, aber deine Mutter hat die notwendigen Bindungen zu Fabriken, Handelsleuten, Verkäufern, Apotheken, Lieferanten und alles andere ermöglicht. Nur dank ihr konnten wir auch wirklich überleben. Vor ihrer Zeit herrschte schlimmere Versorgung als das hier. Verglichen mit dem Leben vor 20 Jahren, leben wir heute im Paradies.«

Meine Mutter hatte das für sie getan?

»Aber mein Vater hat euch doch überhaupt in die Lage geführt?«

Ein langes Ausatmen vom Farblosen folgte. »Das ist eine andere Sache. Aber genau weil Caroline mit ihm verheiratet war, aber sich dennoch für das Richtige entschieden hat, ist sie was Besonderes in unseren Augen.«

Stolz erfüllte meine Brust. Caroline Night, die Heldin der Farblosen, der unschuldigen Menschen, die zu unrecht bestraft wurden.

»Habt ihr meinem Vater was angetan?«, schluckte ich bekümmert. »Er ist eigentlich nicht-«

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt