34. Kapitel

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Leon schob sein Motorrad auf den Innenhof und fing an seine Sachen einzuräumen und rauf zu packen. Er hatte echt vor Marlon in den Nebel zu folgen. Wir anderen versammelten uns um ihn herum, wobei ich etwas weiter weg bei einem Pfosten angelehnt stehen blieb und mir von dort das Spektakel anschaute. Vanessa stellte sich vor Leons Motorrad und starrte ihn besorgt an. „Was willst du von mir?", fragte er sie genervt und schnallte seinen Schlafsack hinten ans Motorrad ran. „Ich will das du bleibst", antwortete sie ehrlich. Leon starrte sie nicht weiter an und ließ sich bei seiner Sache auch nicht weiter aufhalten als Vanessa weiterhin versuchte ihn von der Sache abzubringen. „Hey Leon, die Silberlichten gehörten nicht in unsere Welt", sagte sie und damit hatte sie recht. Gegen so eine Fußballmannschaft will ich erst gar nicht antreten. „Und warum waren sie dann da? Sie haben uns herausgefordert", gab Leon wütend zurück.

Er ist so verhärtet in seiner Position da ist es sinnlos zu versuchen ihn etwas auszureden, das konnte sogar ich sehen. „Und sie haben Erik das Kreuz auf die Brust tätowiert", fügte sie hinzu. „Ja Verlierer, Verräter", wiederholte Leon die Worte von Eriks Tattoo. „Willst du das auch?", fragte Vanessa ihn fassungslos als nun auch Maxi hinter ihr erschien. Leon starrte Vanessa kurz an, bevor er dann mit: „Das werden wir sehen", antwortete und weiter die Sachen für seine Abreise vorbereitete. „Aber warum? Wir haben alles gewonnen und nächstes Jahr gewinnen wir wieder. Wir sind die besten", sagte Vanessa als Leon sich auf das Motorrad setzte. „Sind wir nicht! Horizon ist besser als wir", gab Leon wütend zurück und setzte sich seinen Helm auf. „Leon.. Ich bitte dich. Ich lieb-..", wollte Vanessa gerade sagen als Leon sie mit: „Hast du deshalb extra verloren?!", unterbrach.

„Leon!", rief Maxi daraufhin, doch Leon entgegnete ihm gleich mit: „Nein, wenn ich jetzt kneife bin ich nicht mehr das was ich bin und ihr seid es auch nicht mehr". Leon startete sein Motorrad als sein Blick plötzlich zu mir ging. „Vronie? Bist du wenigstens auf meiner Seite?", fragte er mich und ich starrte ihn mit ernster Miene an. „Nein. Nein, tut mir leid Leon, das bin ich nicht. Ich will dir nicht sagen, was du tun sollst und was nicht, aber das was du gerade machen möchtest entspricht nicht dem, für was ich mich halte. Mein Weg ist hier zu Ende. Trotzdem danke, das ich mit euch das Turnier spielen durfte, aber weiter werde ich nicht gehen", antwortete ich und ich sah ein wenig Enttäuschung in Leons Augen. Er hatte doch nicht etwa erwartet gehabt, dass ich ihm bei seiner Meinung unterstütze, oder? Leon nickte mir zu, wendete seinen Blick von mir ab und raste haarscharf an Vanessa und Maxi vorbei durchs Tor raus aus Ragnarök.

„Okay, aber wenn du zurück kommst ist nichts mehr so wie es war!", schrie Vanessa Leon hinterher, doch bekam natürlich keine Antwort mehr. Er war sich in seiner Sache nun mal sicher. Ich drehte mich um und ging ins Lager. Es wurde nun schon langsam dunkel und zur Abwechslung her war ich jetzt auch schon müde von dem ganzen Wettkampf heute. Die anderen folgten mir ebenfalls ins Lager und gingen sofort schlafen. Ich packte meine Tasche für morgen früh und legte mich dann in mein Bett. Ein paar Minuten später war ich auch schon eingeschlafen. Durch die einzelnen Sonnenstrahlen am nächsten Morgen wurde ich wach und stand auf. Ich fing an mein Motorrad auf den Innenhof zu schieben und anschließend meine Sachen hinten rauf zupacken. Ob mein Plan nun wirklich der war den ich wollte, wusste ich nicht, aber bis jetzt fühlte ich mich sehr überzeugt in ihm. Ich war gerade fertig mit meinem Gepäck aufladen als die anderen herausgelaufen kamen.

„Vronie?! Wo gehst du hin?", rief Raban und die anderen schauten mich ebenfalls verwirrt an. „Wie ich schon gesagt habe, mein Job hier ist erledigt. Ich fahre Nachhause", antwortete ich und stieg auf mein Motorrad auf. „Nachhause? Wieso denn das?", fragte Nerv mich verwirrt. „Du bist doch jetzt eine von uns. Du bist ein Wilder Kerl", sagte Joschka und ich musste schmunzeln. „Ich sehe das ein bisschen anders, aber das ist jetzt auch egal. Ich werde nachhause zu meiner Familie fahren und dort wahrscheinlich die restlichen Ferien verbringen. Vermisst mich bloß nicht zu sehr!", rief ich ihnen grinsend zu. „Falls ihr nochmal meine Hilfe brauchen solltet, stehe ich immer zur Verfügung. Ihr müsst euch nur bei mir melden", fügte ich hinzu, während sie mich immer noch alle unglaubwürdig anstarrten. Grinsend setzte ich mir meinen Helm auf und startete mein Motorrad. „Ich wünsche euch noch viel Glück mit der ganzen Sache hier!

Ich hoffe es geht gut für euch aus. Wir sehen uns!", rief ich und raste durch das Tor aus Ragnarök raus. Ich fuhr durch den dichten Grenzwald Richtung Nachhause. Ob Nachhause nun wirklich ein besserer Ort sein würde als hier in Ragnarök wusste ich zwar noch nicht, aber ich denke es ist eine bessere Entscheidung als mich dieser ganzen Silberlichten Sache da anzuschließen. Mit dem Motorrad war man echt schneller als erwartet wieder Zuhause. Ich fuhr gerade die Hauptstraße zu meinem Haus entlang, während es gerade mal Mittag war. Ich bog in die Einfahrt meines tollen Familienhauses und stellte mein Motorrad in der Einfahrt ab. Dann lief ich zur Haustür und schloss sie auf. Ich war gerade dabei meine Jacke in der Garderobe anzuhängen als meine Mutter ihren Kopf aus der Küche heraus streckte und mich entdeckte. „Da bist du ja Veronika! Wo hast du dich schon wieder herum getrieben?", bombardierte sie mich gleich mit Fragen.

„Ich war bei ein paar Freunden gewesen", gab ich zurück und zog mir meine Schuhe aus. „Freunde? Aha, das war ja mal wieder klar. Mir reiches langsam Veronika. Du treibst es mit uns echt auf die Spitze", sagte sie und ich ging langsam die Treppe hoch. Ich kann mir das jetzt echt nicht geben. Vielleicht war Nachhause kommen doch nicht die beste Entscheidung, doch wohin hätte ich denn sonst gehen sollen? „Veronika ich rede mit dir! Du bleibst hier!", schrie meine Mutter mir wütend hinterher, während ich sie komplett ignorierte und in meinem Zimmer verschwand. Ich warf meine Tasche in die eine Ecke und ließ mich auf meinem Bett nieder. Warum vermisste ich die Wilden Kerle jetzt schon, obwohl ich sie doch gestern noch alle beisammen und heute früh die übrigen von ihnen gesehen hatte? Hätte ich vielleicht doch bei ihnen bleiben und ihnen helfen sollen? Es war doch aber nicht meine Pflicht. Ich bin doch kein richtiges Mitglied von ihnen, oder? Warum fühle ich mich dann so schlecht sie alleine mit der Situation zurückgelassen zu haben?

Jetzt ist es doch eh schon zu spät. Ich bin Zuhause und sie sind bestimmt schon aufgebrochen, um Marlon und Leon zu folgen. Es macht keinen Sinn darüber weiter nachzudenken, was ich hätte besseres tun können, doch die enttäuschten und geschockten Gesichter der Wilden Kerle als ich ihnen erzählt hatte, dass ich nachhause fahren würde, gingen mir einfach nicht aus dem Kopf. Wieso fühle ich mich so? Ich kenne sie doch alle gar nicht so lange.. und trotzdem sind sie mir irgendwie über diesen kurzen Zeitraum wichtig geworden, schätze ich.. Ich hab mich echt verändert. Früher hätte mich sowas nicht im geringsten gestört. Ich wäre ohne groß was zu sagen abgehauen und hätte sie alleine gelassen, aber jetzt ist es anders. Warum stören mich Sachen auf einmal auf die ich früher nicht einmal geachtet habe? Was ist mit mir los? Ich werde morgen früh wieder zurück nach Ragnarök fahren. Ich kann sie nicht alleine mit der Situation lassen.

Ich muss ihnen helfen, doch jetzt kann ich auf jeden Fall nicht mehr los. Ich werde einfach morgen so früh, wie es geht, losfahren und versuchen ihnen zu helfen, wo es nur geht. Ich will ein Wilder Kerl sein. Ich will einer von ihnen sein. Durch sie bin ich endlich dem langweiligen Alltag entkommen und sie haben mir noch einmal gezeigt wie viel Spaß es eigentlich machen kann mit Freunden auf dem Spielfeld zu stehen und mit ihnen Fußball zu spielen.

dear lover  𖧷 leon dwk ffWhere stories live. Discover now