32. Kapitel

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„Du hast Recht Erik! Ich bin genauso wie du!", schrie Leon überglücklich in Eriks Richtung. „Das werden wir feiern", sagte Joschka grinsend. „Los, los kommt her zu uns! Wir feiern alle zusammen", rief Raban den Wölfen zu. Die machten jedoch nicht die geringsten Anstalten überhaupt unseren Sieg mit uns zusammen zu feiern. Stattdessen starrten sie uns nur grimmig an und sagten nichts. Das sind echt schlechte Verlierer. Selbst ich, die damals in einem
so entscheidenen Match gegen die Wilden Kerle verloren hatte, hatte sich damals aufgerappelt mit ihnen eine Festmahl zu ihrem Sieg abzuhalten. Aber ich schätze so besser man wird, so unüblicher wird es den Sieg des Gegners gemeinsam zu feiern. Leon
stellte den Pokal ab als Kojote Karl Heinz sich umdrehte und weg ging. Ich schaute rüber zur Unbekannten, die immer noch da war. Sie hockte etwas weiter weg und grinste uns an. Was will sie hier noch?

Plötzlich drehte sich Marlon neben mir zu ihr um und rief ihr zu: „Und du? Was ist mit dir? Leon und ich würden uns freuen, wenn du mit uns..", als sie ihn mit den Worten: „Leon und wer?", unterbrach. Ich schaute sie erstaunt an. Das hatte sie nicht gerade gesagt gehabt, oder? Sie stand auf und ging Richtung Tor. Haut sie nun endlich ab? „Hey, wo gehst du hin?!", rief Marlon ihr verwirrt hinterher, während sie ihn nur angrinste und dann weiter lief. Jeden müsste doch wohl jetzt klar sein, dass sie dieser Wettkampf einzig und allein wegen Leon interessiert hatte. Marlon war ihr komplett egal gewesen, wie man nach ihrer Aussage gerade eben her gut urteilen konnte. „Horizon jetzt bleib doch mal stehen! Horizon! Horizon!", rief Marlon weiter und lief ihr ein Stück hinterher als sie plötzlich stehen blieb und sich zu ihm umdrehte.

„Horizon?", fragte sie amüsiert. Das muss ihr gefallen. Ein Typ der ihr nach einer eindeutigen Abfuhr immer noch hinterher rennt. Oh wie ich sowas hasse. „So nenn ich dich.. So wie der Sonnenaufgang, weißt du? Und die Sehnsucht, die Sehnsucht danach was dahinter liegt. Horizon, ich bitte dich.. Wir haben gewonnen", sagte Marlon in einem verzweifelten Unterton und blieb vor ihr stehen. Er tat mir ja fast schon leid, aber wer so naiv ist und einem solchen Mädchen noch weiter hinterher rennt, obwohl sie offensichtlich kein Interesse an einem hat, ist leider nur erbärmlich.. „Ja das hab ich gesehen", gab sie grinsend zurück. Sie ging einen Schritt weiter auf ihn zu als Marlon hinzufügte: „Wir haben alles gewonnen. Wir sind die besten". Ihr Blick änderte sich zu einem ernsten als sie daraufhin sagte: „Wow.. Ich verstehe. Dann bist du bestimmt auch so gut, dass du mich schlagen kannst".

Sie schlagen kannst? Sie spielt Fußball? „Komm, das probieren wir aus! Das ist der Kinderwettkampf. Das schaffst du mit links", sagte sie wieder in ihrem amüsierten Unterton und ging von Marlon weg. Wir alle beobachteten sie gespannt als sie sich drei kleine Stahlkugeln schnappte. Sie warf alle drei Kugeln nacheinander in die Luft und sprang anschließend hoch, um eine nach der anderen gegen die Zielscheiben in Ragnarök zu versenken. Das war zwar erstaunlich, aber hatte mit Fußball gar nichts mehr zu tun. Sie wollte hier nur mal zeigen, was sie so drauf hat. Ein bisschen angeben, würde ich jetzt mal so vermuten. Sie landete mit dem Rücken auf dem Boden und stand langsam auf, während sie Marlon kein einziges Mal aus den Augen ließ. „So jetzt bist du dran", sagte sie in komplett ernsten Tonfall. Marlon kann sowas nicht, das weiß jeder hier. Keiner von uns kann sowas. Ich hätte bestimmt trotzdem ja zu ihrer Herausforderung gesagt, aber auch nur weil sie mir echt auf die Nerven geht.

Marlon antwortete darauf nichts und machte auch keine Anstalten die Herausforderung anzunehmen. Horizon ging ein paar Schritte auf ihn zu und fragte ihn verwirrt: „Worauf wartest du?". Marlon sagte noch immer nichts als Horizon ihm wieder so nah, wie vorhin, kam und hinzufügte: „Oder soll ich lieber ihn fragen, ob er für dich spielen will". Wir alle folgten ihrem Blick, der natürlich auf Leon gerichtet war. Mir war nun klar, was für ein Spiel sie hier spielt. Sie will die beiden Brüder aufeinander aufhetzen, indem sie die beiden gegeneinander ausspielt. Marlon und Leon starrten sich beide mit ernster Miene an und sagten nichts. Es war Totenstille als plötzlich Klette, die neben mir auftauchte, zu mir sagte: „Was hab ich gesagt? Die sind verknallt". Ich schaute sie erstaunt an, während sie mich nur breit angrinste. Alle Blicke gingen sofort zu mir und ihr. Wieso starren mich jetzt alle an? Ich hab doch gar nichts gesagt.

„Tja offensichtlich habt ihr doch noch nicht alles gewonnen", sagte Horizon plötzlich und alle wendeten ihren Blick von mir ab und Horizon zu. Horizon ging zu ihrem Motorrad, welches noch immer beim Tor stand und fügte hinzu: „Ihr könnt euch entscheiden, ob ihr euch versteckt wie die Wölfe oder ob ihr euch traut". Sie blieb bei ihrem Motorrad stehen und starrte Marlon an. Das war also der Grund gewesen warum sie hier aufgetaucht ist. Sie wollte schauen wer gewinnt und den Gewinner zu einem eigenen Wettkampf herausfordern und anscheinend kennen die Wölfe sie und ihren Wettkampf schon gut genug, weshalb sie vielleicht versuchen wollten uns von diesem Ort abzuschrecken und uns deshalb dazu überreden wollten nicht gegen sie anzutreten als Horizon aufgetaucht ist. Dann würde alles was die Wölfe gesagt hatten auch Sinn machen und das Gespräch von Erik und Leon alleine im Wald erst recht.

„Ich warte auf euch, Leon und..", sagte sie und sprach Marlons Namen nicht aus, woraufhin Marlon sagte: „Marlon". Sie schaute ihn kurz an, bevor sie sich dann auf ihr Motorrad setzte und ihren Satz: „Ich warte auf euch", wiederholte. „Hinter dem Nebel", fügte sie hinzu. Hinter dem Nebel? Was soll das denn für eine Beschreibung sein wo sie auf die beiden warten will? Oder weiß vielleicht einer der beiden was damit genau gemeint ist? Sie startete ihr Motorrad und ließ es einmal kurz laut aufheulen, bevor sie durchs Tor aus Ragnarök heraus fuhr. Ich wendete meinen Blick Leon zu, der plötzlich mit Marlon zusammen die Leiter hoch zur Mauer kletterte. Sie standen beide oben auf der Mauer drauf und starrten anscheinend Horizon hinterher als wir Horizon rufen hörten: „Hinter dem Nebel, aber ich warne euch.. Ich bin nicht allein". Na klar ist sie nicht allein. „Vergesst sie", sagte Erik, der Marlon und Leon hoch zur Mauer gefolgt war und nun neben den beiden stand.

„Feiert und fahrt nachhause", riet er den beiden und zur Abwechslung her hielt ich das für keine schlechte Idee. Leon und Marlon wendeten ihren Blick von Erik ab und schauten wieder zu Horizon. „Die ist eine Nummer zu groß für euch, Jungs", fügte Erik hinzu und das war genau der Satz, den Menschen wie Leon niemals hören wollen. „Achja und woher willst du das wissen?", fragte Leon ihn wütend und mir wurde sofort klar, dass Erik sie gerade mit diesem Satz nicht vor der Jagd hinter dem Nebel abgeraten, sondern eher ermutigt hatte. Plötzlich erschien auch das blonde Mädchen auf der Mauer. „Erik..", sagte sie besorgt und stand neben Marlon. „Du hast es versprochen", fügte sie hinzu. „Du wolltest sie warnen", sagte sie gleich danach verzweifelt. Du wolltest sie warnen.. Das bestätigt meine Theorie nur noch mehr, dass Erik Leon und Marlon vor den Wettkampf mit Horizon unbedingt abhalten will.

Wir alle starrten gespannt Erik an, auch Marlon und Leon, die nun auch wissen wollten vor was genau er sie warnen möchte. „Kojote Karl Heinz! Erzähl ihnen was sie nicht glauben wollen!", rief Erik, drehte sich um und ging von der Mauer herunter. Kurz daraufhin machten die Wölfe ein Lagerfeuer an, holten Stockbrot und versammelten uns alle ums Lagerfeuer herum. Märchenstunde war nun angesagt. Ich saß vor Markus am Boden, lehnte mich mit den Rücken an seine Beine an und aß etwas von meinem Stockbrot als nun auch Kojote Karl Heinz beim Lagerfeuer erschien.

dear lover  𖧷 leon dwk ffWhere stories live. Discover now