»Warte oben auf mich.«, änderte er seine Meinung. »Und keiner soll stören.« Sein Blick fiel wieder auf mich. »Auch wenn ihr Schreie hört.«

Nur einen Moment, in dem ich glaubte Besorgnis in Shanes Gesicht zu sehen, ehe er diese wieder abhärtete und sich abwand.

»Stell bloß keine Dummheiten an, denn hier wird dir keiner zur Hilfe eilen.«, schob er seine offene Jack mit einer Hand zur Seite, um die Waffe in seinem Hosenbund zu entblößen.

Er drohte mir, aber damit hatte ich bereits gerechnet. »Erzähl. Von welchen Geheimnissen ist hier die Rede?«

»Scheint als hättest du viele.«, wich ich aus und unterdrückte das Zittern in meiner Stimme soweit es ging.

»Spiel nicht um Zeit.«, knurrte Jason. »Denn nur du kannst dabei verlieren.«

»Ich spiele nicht.«, fauchte ich zurück.

»Achte auf deinen Ton.«, erwiderte Jason genauso.

Ich bis mir auf die Zunge, aber nutzte schließlich die Chance. »Entschuldige, wenn ich meine Beherrschung verliere, während ich dem Mann gegenüber stehe, der meinem Vater in den Rücken gefallen ist! Ganz davon zu schweigen, der Mann, der meine Mutter umgebracht hat!« Das Ende dieses Gesprächs würde für einen von uns nicht gut ausgehen. Und es lag an mir zu entscheiden, für wen.

»Ach fang bloß nicht mit dieser Leier schon wieder an. Wir hatten das alles doch schon.«

»Für dich ist das alles so leicht.«, schüttelte ich den Kopf. »Aber du hast mein Leben ruiniert!«

»Komm zum Punkt. Wiederholen wir nicht bereits geklärte Themen.«

Noch nie musste ich eine derartige Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht loszuschreien und in Tränen auszubrechen. Aber mir gelang es. So ging ich nicht weiter darauf ein, denn ich schwor mir, ihn dafür bezahlen zu lassen. »Wie willst du das Volk mit meinem Armband auf deine Seite ziehen? Sie wissen, dass Williams Tochter die nachkommende Anführerin ist und nicht du. Ein Armband wird das nicht so leicht ändern können.«

Ein gieriges Strahlen schimmerte in seinen blauen Augen. »Ich habe da so meine Pläne. Keine Sorge.«

»Erzähl mir davon.« Wenn er das tat, hatte er gar nicht erst vor, mich hier lebend raus spazieren zu lassen. Egal wie ich mich entschied.

»Niemand kennt dein Gesicht.«

Mir blieb das Herz kurz stehen.

»Niemand kennt deinen Namen.«

Das konnte er nicht tun.

»Niemand könnte dich identifizieren.«

»Mein Vater-«, stotterte ich. »Er müsste meine Identität bestätigen-«

»Aber was, wenn er plötzlich an einem unvorhersehbaren Herzstillstand verstarb? Was, wenn es nur noch mich, dem engsten Verbündeten gäbe, um die Identität der Roten Prinzessin zu bestätigen?«

Ich schüttelte den Kopf.

»Meine Tochter ist die Rote Prinzessin. Sie wird deinen Platz einnehmen und ich werde sie leiten. Sie und ich werden dieses Land zu dem formen, was es verdient zu werden.«

Shelly... »Weiß sie davon?«

Ein kurzes Auflachen. »Natürlich. Sie kann es kaum abwarten. Im Gegensatz zu dir nimmt sie ihre Pflichten ernst.«

Mein Blickfeld verschwamm kurz. Ich blinzelte, aber schwarze Punkte fingen an vor mir zu tanzen. Benommen griff ich mir an den pochenden Kopf. Ich konnte es nicht mehr ertragen. Wie konnte ich nie bemerkt haben, unter was für falschen Leuten ich mich befunden hatte? So viele Verräter und ich mittendrin. Jeder hatte mich ausgenutzt, jeder hatte mich verraten. Jeder. Einfach jeder.

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinOnde histórias criam vida. Descubra agora