KAPITEL 𝟠𝟛

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Leia und ich waren die Letzten, die die Zentrale verließen, um unsere siegreichen Truppen in Empfang zu nehmen. Sowohl sie, als auch ich waren im Gegensatz zu den meisten anderen nicht vor Freude überwältigt. Das waren wir nie. Zu sehr schmerzten die vielen Verluste, die wir für den Sieg hatten in Kauf nehmen müssen. Diese Mal wollte ich mir gar nicht vorstellen, wie sehr Leia unter dem Verlust von Han litt. Wenn Poe auf dieser Mission umgekommen wäre, hätte ich auf jeden Fall die Balance meines Lebens verloren und wäre in ein tiefes, schwarzes Loch gefallen, aus dem man mich so schnell nicht hätte retten können.

  „Sie müssen nicht hier sein.", sagte ich leise zu dem General an meiner Seite und legte ihr sanft eine Hand auf den Arm: „Wenn Sie jetzt Zeit für sich brauchen, wird das jeder verstehen."

  „Lieb von Ihnen.", entgegnete Leia und auch wenn sie ein schwaches Lächeln zustande brachte, konnte ich die bodenlose Trauer in ihren Augen erkennen: „Allerdings muss ich mit Rey sprechen. Sie ist ein Kind der Macht und fühlt sich verloren in all dem."

  „In Ordnung.", meinte ich und ließ sie gehen. Dann richtete ich meinen Blick auf die vielen Widerständler, unter denen viele der Piloten waren, die die Starkillerbasis zerstört hatten. Ich würde Ihnen meinen Dank aussprechen, sobald sich das hier alles ein wenig beruhigt hatte und ich mir die Zeit für sie nehmen konnte, die sie verdienten. Die Menschenmenge vor mir war das reinste Freudenbündel, da viele diesen wichtigen Sieg über die Erste Ordnung für unmöglich gehalten hatten.

  Allerdings war ich nicht die Einzige, die etwas abseits stand. Auch Leia umarmte gerade ein junges Mädchen, dem einige stille Tränen über die Wangen liefen. Das musste Rey sein. Und wenn der General Recht behielt, was sie immer tat, könnte sie ein neuer Hoffnungsschimmer für den Widerstand und die verloren geglaubten Jedi sein. Der Letzte von ihnen war ja Luke Skywalker, von dem aber niemand wusste, wohin er verschwunden war. Möglicherweise würden wir dieses Rätsel heute noch lösen können, doch das war jetzt erst einmal zweitrangig.

  Nun fiel mein Blick auf Poe Dameron, der von allen Seiten Glückwünsche zu der mehr als gelungenen Rettungsaktion annehmen musste. Und obwohl ich so unfassbar dankbar war, dass ihm einer der acht X-Wings gehörte, die zurückgekehrt waren, zog sich mein ganzer Bauch zusammen, als ich an diejenigen dachte, die es nicht nach Hause geschafft hatten. Es würde nie einfacher werden, den Familien der Opfer diese lebensverändernde Nachricht zu überbringen.

  Eilig biss ich mir auf die Zunge, um die Tränen zurückzuhalten, die sich in meinen Augen anstauten. Im selben Moment sah Poe zu mir und ehe ich es verhindern konnte, wusste er, was gerade in mir vorging. Höflich entfloh er der Masse und kam zu mir.

  „Poe, lass dich doch feiern, mir geht es gut.", versuchte ich ihn abzuwimmeln, während er auf mich zukam, doch er drehte nicht um. Stattdessen legte er seine Arme um mich und zog mich in eine tröstende Umarmung.

  „Du und Leia habt euer Bestes getan.", murmelte er mir ins Ohr, während ich mich gegen ihn sinken ließ und meine Stirn an seiner Schulter ablegte. Für alle anderen sah es vermutlich nach einer ganz normalen Umarmung unter Freunden aus, doch mein bester Freund wusste ganz genau, wie schwer es mir fiel, Verluste zu verarbeiten und mit ihnen klarzukommen.

  „Das hilft ihren Familien und Freunden nicht.", entgegnete ich und spürte, wie einige Tränen in den orangenen Stoff seines Pilotenanzugs liefen.

  „Jeder, der mit uns in diesen Krieg gegen die Erste Ordnung gezogen ist, weiß, auf was er sich dadurch einlässt."

  Nach kurzem Überlegen nickte ich, löste die Umarmung allerdings noch nicht. Zum einen wollte ich noch meine Augen wieder trocknen lassen, aber andererseits hatte ich viel zu lange auf meinen besten Freund verzichten müssen. Als es letztendlich dann doch zu auffällig geworden wäre, hob ich meine Stirn von Poes Schulter und sah zu ihm hoch:

  „Du und deine Staffel habt großartige Arbeit geleistet."

  Daraufhin grinste er und erwiderte nur:

  „Ich weiß."

  Nun musste ich doch lachen und boxte ihm seitlich in die Rippen, was er durch seinen gepolsterten Anzug vermutlich nicht einmal fühlte. Dennoch tat er gespielt erschrocken, bevor wir uns in Bewegung setzten, um in die Zentrale zurückzugehen. Leia war wie einige andere des Widerstands bereits dort, um sich auf die wieder bevorstehenden Schachzüge gegen die Erste Ordnung vorzubereiten. Allerdings konnte ich schon von weitem sehen, dass sie gedanklich vollkommen wo anders war.

  Im selben Moment ertönte jedoch die mechanische Stimme von C-3PO, die sagte:

  „General, Verzeihung. General?"

  Erst beim zweiten Mal reagierte Leia, während ich mich sofort zu dem Protokolldroiden umdrehte. Neben dem goldenen Metallgestell mit dem provisorischen, roten Arm ertönte ein freundliches Piepen, das nicht von BB-8 stammte. Stattdessen erblickten wir erstaunt R2-D2, der eigentlich seit geraumer Zeit in einem selbst ausgelösten Standby-Modus gestanden hatte.

  „R2-D2 hat wohl dringend benötigte, gute Neuigkeiten.", fuhr C-3PO fort und Leia entgegnete hoffnungsvoll:

  „Sag sie mir!"

  Anstatt zu antworten, projizierte der kleine, blau-weiße Droide auf einmal eine leuchtende Galaxienkarte vor uns in die Luft. Eine Galaxienkarte, in der ein Stück fehlte. Sofort piepte BB-8 aufgeregt auf und rollte zu Poe, der sich daraufhin zu seinem Droiden hinunter beugte und sagte:

  „Ja, alles klar Kumpel, warte."

  Dann ging er hinüber zu einem der Schaltpulte, aktivierte einen Knopf, woraufhin ein versteckter Datenstick erschien und von Poe genommen wurde. Anschließend gab er in BB-8, welcher hinüber zu R2-D2 rollte und das fehlende Teil in die Karte einsetzte.

  „Die Karte ist nun vollständig!", rief C-3PO erfreut und Leia meinte:

  „Luke!"

  Hoffnung. Das konnte ich in ihren Augen aufglühen sehen. Und auch Poe und ich sahen uns strahlend an, bevor ich mich lächelnd abwandte. Um uns herum brach ebenfalls Erleichterung aus und ich nutzte den Moment, um zu einem unserer Lieutenants, einer Frau namens Kaydel Ko Connix zu gehen. Sie saß vor einem der vielen Monitore und bildete eine Bilanz zu der Zerstörung der Starkillerbasis. Und ich hatte eine Frage, die mir seit der heftigen Explosion auf dem Herzen lag.

  „Lieutenant, wie viele Mitglieder der Ersten Ordnung haben sich retten können?", wollte ich wissen und sie sah nach:

  „Unter ihren Opfern scheinen hauptsächlich Arbeiter zu sein, die auf dem Planeten stationiert waren. Die hohen Tiere wie Commander Ren und General Hux haben laut sicheren Quellen fliehen können."

  „Vielen Dank.", meinte ich lächelnd und musste stark meine Erleichterung verbergen. Armitage und ich hatten also noch eine Chance. Eine Chance darauf, möglicherweise irgendwann doch zusammenzufinden und das, was zwischen uns in den letzten Wochen entstanden war, genauer zu erforschen. Denn mir war bewusst, dass ich Gefühle für ihn hatte. Gefühle, die ich noch nicht richtig einschätzen konnte, und die mich auf keinen Fall bei der Arbeit behindern durften. Aber leugnen konnte ich sie auch nicht mehr, dafür war es längst zu spät...

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Veröffentlicht am: 16.09.2021 ; Wörter: 1130

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Luck ~ a General Hux FanfictionWhere stories live. Discover now