KAPITEL 𝟞𝟙

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Während Hux mich durch die Gänge führte, sprach niemand von uns ein Wort. Eigentlich kam mir die Ruhe vor dem Sturm gerade ganz recht, und außerdem benebelte Hux' Parfum meine Sinne sowieso. Ähm, bitte was?

Eilig schlug ich gedanklich einen anderen Pfad ein und konzentrierte mich darauf, meine Hand nicht zu sehr auf Hux' Arm abzulehnen. Zudem wappnete ich mich innerlich auf den bevorstehenden Abend, denn ich war zuvor noch nie auf solch einem Wohltätigkeitsball gewesen. Mit der Zeit konnten wir auch immer stärker die Musik und das Lachen der Leute hören, das uns entgegen getragen wurde.

„Entweder ich täusche mich – wovon ich zwar nicht ausgehe – aber Sie sehen ein wenig nervös aus, Kiath.", meinte Hux auf einmal und ich sah ihn von der Seite her an:

„Tatsächlich täuschen Sie sich nicht. Ich weiß ja nicht wie es Ihnen geht, aber ich bin nicht jeden Tag auf solch einer großen Veranstaltung."

„Waren Sie überhaupt jemals auf solch einer Veranstaltung?"

Nach einem kurzen Zögern antwortete ich ehrlich:

„Nein, war ich nicht."

Da ich wieder einen abfälligen Kommentar erwartete, wandte ich den Blick ab, doch stattdessen sagte der General amüsiert:

„Wie süß."

Erschrocken ruckte mein Kopf wieder zu ihm, denn ich konnte nicht glauben, was er da gerade gesagt hatte. Allein diese Reaktion schien ihn noch mehr zu amüsieren, denn nun meinte er:

„Sie und Ihr Widerstand leben wirklich in einer anderen Galaxie."

„Ehrlich gesagt wäre ich da gerade auch viel lieber als hier."

„Autsch.", entgegnete Hux, doch ich konnte keinen Funken Wut in seinen Augen erkenne, weshalb ich sagte:

„Sie sind mir eindeutig zu gut gelaunt."

„Ach wissen Sie, die Hoffnung, dass Sie sich heute Abend in irgendeiner Weise blamieren, schenkt meinem schwarzen Herzen Hoffnung."

Finster blickte ich ihn an, woraufhin ein kleines Lächeln seine Mundwinkel umspielte.

„Sie sind ja ein richtiger Gentleman.", murmelte ich und er zuckte mit den Schultern:

„Wissen Sie, es macht doch keinen Unterschied. Selbst wenn ich mich wie einer verhalten würde, würden Sie es schaffen, das gekonnt zu ignorieren."

Mein Mund war bereits offen, um etwas zu entgegnen, doch dann schloss ich ihn wieder und richtete meinen Blick nach vorne. Ich wusste, dass er recht hatte, und er wusste das natürlich auch. Was blieb mir aber auch anderes übrig? Er war ein General der Ersten Ordnung, einer Organisation, die die übelsten Verbrechen begeht, die eine Organisation begehen kann, und er gehört zu den obersten Köpfen davon. Aber das war nicht seine einzige Seite. Mit einem Mal schossen mir wieder Locettes hoffnungsvolle Worte ein, welche Hux betrafen, und im Hintergrund flackerte das Bild aus der Kindertagesstätte auf, in der ich ihn mit diesem kleinen Jungen gesehen hatte. Und mir wurde bewusst, dass ich es auch hoffte. Ich hoffte, dass es in ihm etwas Gutes gab, das nur darauf wartete, von jemandem gefunden und geborgen zu werden. Denn das war das, was der Widerstand und die gute Seite der Macht wollten: Das Gute in einem Menschen zu sehen. Doch mir war klar, dass es nicht das einzige war, das ich wollte. Ich wollte diejenige sein, die ihm da raushalf.

Ruckartig hielt ich mitten in der Bewegung inne, weshalb auch Hux stehen bleiben musste und mich ansah, als hätte ich ein Rad ab (was auch gut möglich war).

„Was ist los, Kiath?", fragte er, da ich einfach nur dastand und an ihm vorbeischaute.

„Wie Sie wollen, General, dann werde ich eben nett zu Ihnen sein.", antwortete ich und sah ihn an. Dadurch entging mir auch nicht der überraschte Schimmer, der über seine grünen Augen flimmerte. Sehr schnell allerdings kräuselte er spöttisch die Lippen:

„Sie machen sich gerade eindeutig über mich lustig. Es würde doch eindeutig gegen Ihre Moral verstoßen, wenn Sie mich nicht in jedem zweiten Satz beleidigen."

Daraufhin lächelte ich kühl:

„Sie können mir ruhig glauben, wenn ich Ihnen sage, dass ich, seit wir auf diesem Planeten sind, schon oft genug gegen meine Moral verstoßen habe. Da macht dieses eine Mal nicht besonders viel aus."

Nachdenklich musterte mich Hux, so als wartete er darauf, dass ich jeden Moment loslachen würde. Doch das tat ich nicht, weshalb er sagte:

„Ich gebe es zwar nur ungern zu, aber Sie stecken voller Überraschungen."

„Hoffentlich nur positive.", entgegnete ich mit einem charmanten Lächeln, woraufhin der General belustigt den Kopf schüttelte und wir uns wieder in Bewegung setzten:

„Und mit einem Schlag sind Sie ein vollkommen anderer Mensch."

„In der Galaxie, in der wir heutzutage leben, ist das leider eine Voraussetzung, um zu überleben."

„Wohl wahr.", sagte er und wir betraten den riesigen Saal. Und wenn ich von riesig sprach, dann meinte ich auch riesig. Er hatte fast schon die Größe eines halben Hangars des Widerstands und war zudem noch gefüllt mit einigen hundert Menschen. Für einen Moment blieben Hux und ich am Rande des Saals stehen, um einen groben Überblick über den Trubel zu gewinnen. Auf der Fensterseite mit den deckenhohen verglasten Fassaden stand ein Bankett voller nobler Getränke und Speisen. Gegenüber davon, also zu unserer Rechten, stand ein Podest mit einer Musikgruppe, deren Instrumente für eine angenehme Melodie sorgten, die durch den gesamten Saal getragen wurde.

„Ah, unsere Ehrengäste sind auch angekommen.", sagte auf einmal eine bekannte Stimme neben uns und wir drehten uns zum König. Es war merkwürdig, ihn aus der Nähe und auf derselben Höhe zu sehen, doch das verlieh ihm eine etwas humanere Aura. Allein seine Kleidung zeigte jedoch schon seinen Rang. Mir war es ein Rätsel, wie ein Anzug teurer und wertvoller aussehen konnte als ein anderer, doch der König schaffte es. Zudem hingen an seinen Fingern wieder allerlei verschiedene Ringe, von denen jeder einzelne vermutlich mehr kostete als alles, was ich je besessen hatte.

Allerdings war der König nicht alleine bei uns, sondern in Begleitung: Ein Mann, vielleicht ein paar Jahre älter als ich, groß und dunkelhaarig, stand neben ihm. Er hatte wie der König helle, blaue Augen und scharfe Gesichtszüge, und im nächsten Moment wurde meine Vermutung schon bestätigt.

„Armitage, Zoey, dürfte ich euch meinen Sohn vorstellen: Aguilas.", sagte der König und Aguilas nickte:

„Freut mich, Sie kennenzulernen."

Nachdem Hux und er sich die Hände geschüttelt hatten, streckte ich ihm ebenfalls hin und wollte es den Beiden gleich tun. Doch anstatt eines normalen Händedrucks führte Aguilas meine Hand nach oben und deutete einen Handkuss an. Dann ließ er sie wieder sinken, wobei seine Augen aber stets mit meinen den Kontakt behielten. Dann öffnete er den Mund und fragte vollkommen überraschend:

„Würden Sie mir vielleicht die Ehre erweisen und mich später auf den ersten Tanz begleiten?"

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Veröffentlicht am: 08.06.2021  ;  Wörter: 1080

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Luck ~ a General Hux FanfictionOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz