KAPITEL 𝟚𝟚

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„Was genau ist Ihre Mission?", wollte der General nun wissen, sein Blick war kurzzeitig auf die Schüssel vor mir gerichtet. Meiner Meinung nach dauerte es einen Moment zu lange, bis ich entgegnete:

„Ich esse, sind Sie blind?"

„Das sehe ich, Sie berauben uns unseres Essens."

Während er sprach, kam er langsam auf die Theke zu und ich wich automatisch ein paar Schritte zurück, den Löffel immer noch wie eine Waffe auf Hux gerichtet. Das schien dieser nun auch zu merken, denn er hob argwöhnisch eine Augenbraue:

„Sie können den Löffel ruhig runter nehmen. Ich werde Ihnen nichts tun, was man mit einem Löffel abwehren könnte."

Jetzt war ich diejenige, die eine Augenbraue hob, und auch Hux schien zu merken, dass das, was er gerade gesagt hatte, Ähnlichkeiten mit einer Drohung aufwies. Allerdings verbesserte er sich nicht, weshalb ich trocken entgegnete:

„Sie haben ja keine Ahnung. Was treibt Sie denn eigentlich hier unten rum?"

„Vermutlich das Selbe wie Sie."

„Kommen Sie ja nicht auf die Idee, mich mit Ihnen zu vergleichen."

Sein einer Mundwinkel zuckte für einen Moment leicht nach oben:

„Ach ja, warum nicht? Attackieren Sie mich sonst mit Ihrem Löffel?"

„Glauben Sie mir, der Löffel wird dann Ihr kleinstes Problem sein."

„Und da haben wir den uneinsichtigen General aus der Folter wieder."

Alles in mir wollte wütend werden, doch meine Vernunft war stärker: ich würde mich kein weiteres Mal auf die Provokationen des Generals einlassen, die nur darauf abzielten, mich auf die Palme zu bringen. Also ließ ich den Löffel sinken und ging gemächlich zurück zu der Theke, auf der sich mein Essen befand und vor der auch Hux stand. Als ich mich schließlich setzte, waren wir nur noch ein oder zwei Meter voneinander entfernt, was schlagartig die Erinnerungen an den Traum zurückbrachte. Diesmal schaffte ich es allerdings, diese sofort wieder zu verdrängen, und aß weiter.

„Habe ich etwa einen wunden Punkt getroffen?", fragte da Hux und lehnte sich gegen die Theke. Ich ließ mir bewusst mehr Zeit zu antworten, bis ich schließlich aufsah und in ein Paar smaragdgrüner Augen blickte, die mich förmlich zu durchbohren schienen.

„Ich an Ihrer Stelle würde mir eindeutig den Kopf darüber zerbrechen, was wohl Ihre Vorgesetzten davon halten werden, wenn Sie zurück sind, aber ohne jegliche Informationen."

Ah, das hatte gesessen. Mit voller Genugtuung beobachtete ich, wie Hux' Kiefer sich deutlich anspannte und sein Kopf zu rattern begann. Doch dann schien auch er wohl zu verstehen, dass ich ihn nur provozieren wollte, denn er zog sich einen der hohen Stühle her und setzte sich gegenüber von mir hin. Vollkommen unbehelligt aß ich die kalte Suppe weiter.

„Falls es Sie interessiert: ich habe vor unserem kleinen Ausflug hierher ein paar Kollegen darum gebeten, mir einen Kontakt zu Ihren Eltern zu beschaffen."

Für einen kurzen Moment hielt ich inne und musterte Hux, der mich ganz genau beobachtete und anscheinend hoffte, dass ich die Fassung verlieren würde. In mir baute sich zwar mit einem Mal wirklich ein Sturm aus Befürchtungen und Ängsten auf, doch ich legte meinen Löffel ruhig zur Seite und sah Hux abwartend an. Dieser nutzte die Gelegenheit und ließ ruhig ein noch unbenutztes Messer durch seine Finger gleiten:

„Das Gespräch war äußerst informativ, General. Ihre Eltern schienen über meine Kontaktaufnahme wirklich verschreckt gewesen zu sein. Wahrscheinlich hatten sie befürchtet, durch Ihre Flucht bei der Ersten Ordnung in Ungnade gefallen zu sein. Deshalb haben sie mir vermutlich so viel über Sie erzählt. Über Ihr früheres Ich als Miya."

„Jetzt wissen Sie leider nicht mehr als es Leia tut. Den einzigen Vorteil, den Sie nun haben, ist eine Erpressung, die Ihnen allerdings nichts nützen wird. Meine Eltern sind nicht unschuldig. Wenn ich also zwischen ihnen und dem Widerstand entscheiden müsste-."

„Natürlich", unterbrach mich Hux und machte eine abfällige Handbewegung: „Das lässt sich so einfach sagen, Kiath. Glauben Sie mir, ich würde im Ernst der Situation wirklich gerne sehen, für wen Sie sich entscheiden, aber dafür ist mir das Leben Ihrer Eltern zu wichtig."

„Ist da etwa etwas wie Mitgefühl in Ihnen?", fragte ich bitter, aber mit offensichtlicher Ironie in meiner Stimme.

„Mitgefühl kann man es nicht wirklich nennen, nein."

„Gut, eine Frage hätte ich noch.", meinte ich, während ich die Schalen zur Seite schob, da mir der Hunger ein wenig vergangen war: „Was war Ihr Ziel damit, dass Sie mir das erzählen? Sie wissen so gut wie ich, dass der Widerstand das Wichtigste in meinem Leben ist. Warum haben Sie also meine Eltern ins Spiel gebracht?"

„Das muss wohl mein Geheimnis bleiben, Kiath."

Ich musterte ihn prüfend, doch ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, was genau er jetzt mit dem Gespräch hatte erreichen wollen. Deshalb schweifte meine Aufmerksamkeit kurz ab und ich betrachtete für einen Moment seine Kleidung. Ehe ich es verhindern konnte, gestand ich mir selbst ein, dass der eng anliegende Sweater seinen breiten Schultern außerordentlich schmeichelte.

Um Himmelswillen, was war das jetzt wieder gewesen?

„Nun gut.", sagte ich etwas zu schnell und stand auf, während ich meine Schüssel schnappte.

„Habe ich Ihnen etwa den Appetit verdorben?"

Meine Augen schossen Blitze zu ihm rüber:

„Überschätzen Sie sich bloß nicht."

Aus reinem Protest rauschte ich mit dem Essen in meiner Hand an ihm vorbei, wobei ich allerdings sehr stark darauf achtete, ihn ja nicht zu berühren. Allerdings war es wohl ein wenig zu auffällig, denn Hux hob wissend eine Augenbraue und seine Mundwinkel zogen sich ein wenig nach oben.

„Schlafen Sie gut.", erwiderte ich kühl und machte mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Kaum dass ich dort war, schwang ich die Tür auf und schloss sie direkt hinter mir wieder, nur um erneut alle möglichen Riegel vorzuschieben. Dann lehnte ich mich erschöpft mit dem Rücken gegen die Tür und rutschte daran herunter. Stumm betrachtete ich das Essen in meiner rechten Hand und aß einfach mal weiter. Dabei fiel mir die Idiotie der Situation auf: ich war ein General des Widerstands, der auf einem abgeschotteten Planeten mit einem General der Ersten Ordnung festsaß. Dann träumte ich irgendeinen Mist und nun saß ich in meinem Zimmer, alleine, mit kaltem Essen in den Händen, auf dem Fußboden.

Ein kleines Lächeln huschte mir übers Gesicht, als ich daran denken musste, dass Poe mich hundertprozentig für dieses Bild hier auslachen würde.

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Veröffentlicht am: 03.01.2021  ;  Wörter: 1035

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Hallöchen ihr Lieben, ich hoffe ihr hattet einen guten Start ins neue Jahr, auch wenn alles ein wenig speziell war :). Ich wollte mich auch mal bei euch für eure Reads und Votes bedanken, ich hätte ehrlich gesagt niemals gedacht, dass diese Fanfiction auf so gerne gelesen wird... Also, vielen Dank euch! ~Roka

Luck ~ a General Hux FanfictionWhere stories live. Discover now