Paulo Dybala x Cristiano Ronaldo

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Ein weiterer Tag, an dem der Argentinier sich in Turin auf dem Weg zum Training machte. Es war wie immer das gleiche:
Er steht auf.
Er isst was kleines.
Er zieht sich an.
Er steigt ins Auto.
Er fährt zum Trainingsplatz.
Er trainiert.
Er duscht.
Er geht nach Hause.

Und was am Rest des Tages passiert, ist eigentlich auch immer das Gleiche. Es ist alles so monoton. So langweilig. So sinnlos.

Sein Opa hätte jetzt wohlmöglich gesagt „Leer fühlt sich nur, wer sonst zu viel hatte."
Früher hat Paulo gedacht, wer hat denn sonst ZU viel? Aber heute weiß er ganz genau, dass er  das hatte was er um jeden Preis wollte. Und jetzt hatte er es nicht mehr. Das war das, was sein Opa meinte. Er hatte zu viel wie er erwartet hatte, mehr als er jetzt hatte. Und die Leere frisst ihn immer mehr auf.

Leere.
Was er auch tut, und wie stark er sich auch sehnt, nie wird ganz ausreichen, was er jetzt hat. An der Leere wird er entweder zu einem hoffnungsvollen Träumer oder aber er entscheidet sich für die Bitterkeit, dieses süße Gefühl an der Welt zu leiden, nicht wertgeschätzt und unverstanden zu sein.
Dann schließt sich die Tür ins Weite, er schließt sich ein, indem was er nicht hat, nicht mehr hat. Und dann verpasst er die Gabe der Sehnsucht, zu leben; die Leere, die sich immer mit mehr füllt.

Dabei liegt er abends wach und stellt sich nur die Frage: wie kann ein Herz so schwer, und dabei auch so leer sein?

Seine Familie, seine Freunde, seine Mannschaft, sehen diesen Blick. Diese Art von Traurigkeit darin, bei der er nicht weint sondern einfach nur still vor sich her starrt, weil jeder ganz genau weiß, dass es nichts gibt was es ändern wird. Diese Situation in der er gerade ist. Die Qual, der Schmerz.

Doch wenn etwas uns fortgenommen wird,
womit wir tief und wunderbar zusammenhängen, wie bei Paulo, so ist viel von uns selber mit fortgenommen. Und somit ist er alles andere mehr, als sich selbst.

Den wichtigsten Menschen in seinem Leben, erkannte er direkt daran, als er gleich von der ersten Sekunde an sich bedingungslos wohl gefühlt hat in seiner Nähe, als würde er ihn schon ewig kennen. Und je wichtiger einem ein Mensch ist, desto mehr Angst hat man, ihn zu verlieren.

Da stellt man sich die Frage: was macht man wenn das passiert? Was macht man dann gegen diese unglaubliche Leere?

Sich innerlich leer fühlen. In Kontakt mit anderen spürst du kein Gefühl von Verbundenheit mehr und Aktivitäten, bei denen früher so viel Freude empfunden wurde, machen keinen Spaß mehr. Das Gefühl der Leere ist ein komplexer, negativer emotionaler Zustand, der subjektiv unterschiedlich erlebt wird.

Die meisten wollen ihre Leere mit Essen oder Shoppen füllen. Doch Paulo? Paulo macht einfach gar nichts. Er weiß ganz genau, dass diese Leere die entstanden ist, durch den Verlust, niemals gefüllt werden kann. Nicht durch irgendwelche Dinge die er kaufen kann.

Er war weg, einfach weg und es gibt nichts was ihn ersetzen kann. Niemals. Nichts hat den selben Wert, wie er.

Das Gefühl allein zu sein in der Welt.
Das Gefühl unerfüllt zu sein, egal was man macht.
Das Gefühl gezwungen zu sein, zu existieren.
Das Gefühl abgetrennt von der Welt zu sein.
Das Gefühl in seinem eigenen Leben nicht anwesend zu sein.
Ein Gefühl von Taubheit oder Dumpfheit.

All das spürt er. Nur weil er nicht mehr da ist.

Auch die Ratschläge der anderen: Auf sich selbst Acht geben, Zufriedenheit finden, neue Wege gehen. Nichts davon will er überhaupt. Nicht ohne ihn.

Langsam wird der Argentinier aus seiner Starre gerissen. „Pauli, schau mal." spricht jemand sanft zu ihm. Er sitzt in der Kabine, hat sich wieder in seinen Gedanken verirrt und wendet nun sein Blick von diesem einen Punkt ab, welchen er seit einer halben Stunde angeschaut hat. Seine Augen liegen nun auf seinem Gegenüber, Fede. Ihm wird ein Papier entgegen gestreckt. Wenn er jetzt nicht Nichts fühlen würde, hätte er bestimmt verwundert geschaut. Aber sein Blick bleibt gleich, wie die letzten 2 Monate. Trotzdem streckt er seinen halbtauben Arm auch etwas nach vorne um das Blatt zu ergreifen.

Immer noch, kein bisschen das Gesicht verziehend faltet er das Blatt auf und beginnt jedes einzelne Wort mit Bedacht zu lesen.

„Lieber Paulo
Ich weiß nicht, ob das der erste Brief ist, den ich schreibe. Ich kann mich an meinen letzten auf jeden Fall nicht erinnern. Heutzutage ist das ja nicht mehr so modern. Eher eine WhatsApp Nachricht oder so. Aber selbst, wenn es nicht mein erster ist, ist es vermutlich mein letzter.

Ich möchte, dass du weißt, dass ich keine Angst habe. Jedenfalls nicht vor dem Tod. Mehr vor dem Vergessen. Dass ich mich selbst verliere und das die Menschen mich vergessen, das macht mir Angst.

Und deshalb sage ich jeden Abend laut ihre Namen. Die Namen der Menschen, die ich in meiner Zeit hier im Krankenhaus verloren habe. Die ebenfalls den Kampf gegen diese schreckliche Krankheit nicht gewonnen haben.
Ich wiederhole sie immer und immer wieder wie ein Gebet.

Und dann fällt mir alles wieder ein.
Zum Beispiel all die kleinen Dinge, wie die Sonnenstrahlen, an den Abenden, an denen wir wach geblieben und auf den Sonnenuntergang gewartet haben. Dieser eine perfekte Moment, bevor die Sonne hinter den Bergen verschwand. Ich erinnere mich an den Geschmack des Eintopfs, den du immer gekocht hast. Hätte nicht gedacht, dass mir das Zeug hier im Krankenhaus mal so sehr fehlen würde.

Und ich erinnere mich an dich. Als ich das erste Mal im Training war und du direkt auf mich zugekommen bist. Ein aufgedrehter, kleiner, Argentinier, der nicht eine Sekunde seine süße Klappe halten konnte.

Aber von dem Moment an, als du mir deine Gefühle offenbart hast, wusste ich, dass ich dir überall hin folgen würde und das ich dir vertrauen kann. Und das bin & hab ich.

Wenn ich alles noch einmal machen könnte, würd ich es tun und nicht das Geringste daran ändern. Denn es waren die schönsten 3 Jahre meines Lebens. Und ich wünsche dir, wenn du in vielen Jahren auf das alles hier zurückblickst, dasselbe sagen kannst.

Die Zukunft ist jetzt in deiner Hand Pauli. Und ich weiß, du findest einen Weg und wirst das Richtige tun. So wie immer.

Pass mir gut auf alle auf. Und pass auf dich selbst auf. Du hast es verdient, glücklich zu sein.

Danke, dass du mein Freund, mein Seelenverwandter warst. Selbst, wenn es nicht für ewig so sein konnte. Es war meine, kleine Ewigkeit.

Machs gut, Kleiner. Ich liebe dich.
Cris."

Das ist dass erste mal, dass sich in Paulos Gesicht, in seinem Ausdruck, etwas verändert. Seit der schrecklichen Nachricht, dass der krebserkrankte Fußballstar die Krankheit nicht bekämpfen konnte. Vielleicht erscheint gerade kein positives Gefühl, aber wenigsten eins. Eins, was ihn wieder menschlich wirken ließ. Und auch wenn der Anblick vom weinenden Juve Spieler nicht schön ist und jeden genau so mitnimmt, könnte es ein Zeichen der Besserung sein. Vielleicht würde er bald wieder einen Sinn im Leben sehen.

Ihm muss nur klar werden: Sterben ist kein ewiges getrennt werden; es gibt ein Wiedersehen an einem helleren Tag. Die Liebe ist stärker als der Tod.

Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern; tot ist nur, wer vergessen wird.
& wer vergisst schon einen Cristiano Ronaldo?
Vor allem wenn man ihn so tief im Herzen trägt, wie Paulo es tut.

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🥲

danke an newt für die inspo, rip

Fußball os | boyxboyWhere stories live. Discover now