Aussprache: geteiltes Leid

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Chat Noir (Adrien)

Zum ersten Mal in unseren gemeinsamen Monaten habe ich Ladybug angeschrien. Sie steht vor mir, völlig bleich, so, als würde sie jeden Augenblick umkippen.
Doch das eben war alles andere als nichts und diesmal würde sie sich nicht rausreden können.
„Ich verlange die Wahrheit", sage ich noch Mal, nur etwas ruhiger.
Langsam beginnen sich Schaulustige um uns herum zu stellen. Wahrscheinlich Fans, die ein Foto ergattern wollen welches mich und meine Partnerin gemeinsam zeigt.
Das Piepsen meines Ringen bekomme ich nur am Rand mit.
Unsicher tritt das Mädchen im gepunkteten Anzug von einen Fuß auf den anderen.
Schließlich stimmt sie zu. „Dann...lass uns erst ein Mal unsere Kwami stärken und wir treffen uns in 5 Minuten auf dem Dach des Louvre. Ok?".
Wieder ein Mal setzt sie diesen Blick auf, der mich alles vergessen lassen würde. Doch ich muss stark bleiben, nicke stumm und verschwinde dann, ohne mich von dem dunkelhaarigen Mädchen hinter der Maske zu verabschieden.
Nahe des Louvre löse ich meine Verwandlung. Erschöpft lasse ich mich auf meinen Hintern fallen, die Beine leicht angewinkelt wo es sich Plagg sofort gemütlich macht.
Zum Glück spürt er das ich gerade nicht in der Stimmung für einen seiner Witze bin. Schweigend reiche ich ihm so ein Stück seines geliebten Camembert und beobachte das kleine Wesen dabei, wie es das stinkende Teil verspeist.
Ich gebe meinem Freund die Zeit die er braucht, bleibe selbst noch ein paar Minuten sitzen um zu Kräften zu kommen. Zwar sind wir durch die Magie der Miraculous ein wenig geschützt, aber auch die Anzüge können den inneren Schmerz nicht abwenden.
Erst kurz bevor die fünf Minuten vorbei sind, verwandle ich mich in Chat Noir zurück. Wobei ich auch kein Problem damit hätte, mich Angesicht zu Angesicht meiner Lady zu stellen.

Zeitgleich kommen Ladybug und ich an, stehen uns gegenüber und keiner von uns weiß etwas zu sagen.
Ich werde nicht der erste sein der das Wort ergreift immerhin ist sie mir eine Erklärung schuldig.
Was oder eher wer war das?
So, als hätte sie meine Frage in ihrem Kopf gehört, räuspert sich Ladybug und beginnt dann vorsichtig zu sprechen.
„Das..was du gesehen hast war Chat Blanc".
Ich stutze.
„Chat Blanc?..."
Sie nickt knapp. „Er ist du nur eben anders. Er ist...", sie hält kurz im Satz inne. „..Chat Noir ich weiß wirklich nicht ob es so gut ist, dass du das weißt."
Ich balle meine Hände zu Fäusten.
„Erzähl es einfach".
Meine Stimme klingt trockener als beabsichtigt, doch das ist mir in diesem Moment ehrlich gesagt egal.
Noch ein Mal holt das Mädchen mir gegenüber Luft ehe sie sich mit angewinkelten Beinen auf den Boden setzt. Ich tue es ihr gleich, nur schlage ich meine Beine in den Schneidersitz.
„Also, Chat Blanc ist deine akumatisierte Form. Du warst wütend oder traurig, wahrscheinlich wegen mir und dann hast du die Kontrolle verloren...", sie schluchzt und Tränen bahnen sich ihre Wangen entlang. Sie spricht stockend weiter. „Ich hatte so Angst das ich dich verliere. Ich habe dich in diesem Moment verloren und du...ich kam nicht zu dir durch".
Schweigend sitze ich dem Mädchen gegenüber, lausche ihrem schweren Atem und lasse ihre Worte durch meinen Kopf gehen.
„Was hatte Marinette damit zu tun?", ist die einzige Frage die sich mir aus all dem erschließt. Ich sehe wie Ladybug überrascht die Augenbrauen hoch zieht während sie sich über die Nase wischt.
„Ich weiß es nicht. Du meintest du willst sie beschützen und..."

„Wieso habe ich sie dann so verletzt?"

„Ich...Chat, du warst akumatisiert!"

„Wieso habe ich sie verletzt wenn ich sie doch eigentlich beschützten wollte. Warum? Erklär es mir!"

Verzweifelt rauft sich das Mädchen, das einst mein Herz gestohlen hat, die Haare. Gequält schaut sie dann zu mir herüber, den Mund zu einer schmalen Linie verzogen.
„Du hast geglaubt sie sei ich! Du wolltest ihr nicht weh tun aber als sich die Ereignisse überschlagen haben..es war ein versehen Chat".
Wie, als hätte sie gerade alle Erinnerungen wie einen Eimer kaltes Wasser über mich gegossen, fliegen Erinnerungsfetzen durch meine Gedanken. Sie sind nicht klar aber doch sind einige greifbar. Es fühlt sich an, wie in meinem Traum.
Unsicher schaue ich meine Partnerin an dessen Tränen mittlerweile getrocknet sind und nur noch in ihren Augen glitzern.
War ich wirklich der Meinung, dass Ladybug und Marinette ein und dieselbe Person sind?
„Entschuldige...". Meine Stimme ist schwach, immerhin habe ich nun meine Antwort aber das es solche Ausmaße annehmen würde, hätte ich nicht gedacht.
Ich war akumatisiert. Ein Sklave Shadow Moth und ich war kurz davor die Mädchen, die mir so viel bedeuten an ihn auszuliefern. Oder wie es scheint, noch schlimmeres.
Einige Male atme ich tief ein während ich meine Augenlider gesenkt halte.
Diese Wahrheit zu verkraften ist noch schlimmer als im ungewissem zu bleiben.

Sanft legen sich die Arme meiner Partnerin um mich, als sie mich in eine Umarmung schließt. Ich lasse es zu, ohne auch nur ein Wort zu sagen aus Angst, meine Stimme könnte brechen.
Ich nehme ihren Geruch, ihre Wärme und ihren Herzschlag wahr. Sie ist so sanft wie eh und je. So fürsorglich wie immer und so liebevoll wie noch nie zuvor.
Diese Umarmung lässt alles in meinem Inneren aufbrausen. Eine Welle der Erleichterung, der Furcht und der Wut überkommt mich.
Das mein Geist so schwach war, dass ich mich habe versklaven lassen, ist unverzeihlich.
Am liebsten würde ich mich selbst Ohrfeigen.
„Es ist schon gut Kätzchen. Das ist alles vorbei!"
Vorsichtig lege ich meine Arme um sie und beginne schließlich zu weinen. Die Tränen kann ich nicht mehr zurück halten, dennoch ist es ein befreiendes Gefühl all den Schmerz der sich aufgestaut hat, los lassen zu können.
So sitzen wir einige Minuten zusammen, bis wir uns beide schließlich beruhigt haben.

Meine Lady und ich reden danach noch über belangloses Zeug - das Wetter, die Schule und über Interessen.
Je länger ich ihr zuhöre, desto normaler ist der Umgang miteinander. Als wäre nie etwa gewesen aber doch etwas da, was uns näher gebracht hat.
Ich habe in diesem Mädchen eine Freundin gefunden, die ich nicht mehr missen mag.
‚Freundin?...', ich lasse meinen Blick auf ihr ruhen, beobachte ihre Mimik, ihre Gestik und bleibe schließlich an ihren blauen Augen hängen.
Hatte mein anderes ich Ladybug nicht Prinzessin genannt?

Was, wenn mein akumatisiertes ich nicht Unrecht hatte mit seiner Vermutung?
Was, wenn Ladybug in Wirklichkeit Marinette ist?

Aber, das wäre unmöglich. Oder?
Denn das würde bedeuten, ich habe mich zwei Mal in ein und die selbe Person verliebt habe ohne es gemerkt zu haben.

The Traces of Fate - Miraculous FFTempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang