Gefühlsausbruch

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Chat Noir (Adrien)

Ich weiß genau, dass wenn ich jetzt eine falsche Bewegung mache, mich die Klinge verletzen wird. Marinette ist nicht Herr ihrer Sinne und wird jetzt auch kaum mit sich reden lassen.
Dennoch versuche ich zu ihr durch zu dringen um etwas Zeit zu gewinnen.
„Marinette. Ich bin es, Adrien! Lass mich dir helfen".
Doch es bringt nichts. Sie hört mir nicht zu.
Ihre Augenbrauen ziehen sich zusammen und ich bin mir sicher, dass sie mich durch die Augenbinde hindurch mehr als deutlich sehen kann.
„Die Hilfe eines Sünders nehme ich nicht an!", sie hebt ihren Degen um auszuholen. Vor meinem geistigen Auge sehe ich schon meinen Kopf rollen, weshalb ich meine Augen zusammen kneife.
‚Hoffentlich geht es schnell...' - denke ich mir.
Die Tatsache, dass ich stehen bleibe anstatt wegzurennen oder auszuweichen, wundert mich selbst. Es liegt wohl daran, dass ich das Mädchen was mir so wichtig geworden ist, nicht in dieser Situation allein lassen möchte.
Doch nichts geschieht.
10 Sekunden....20 Sekuden...
Kein Schmerz, kein Gefühl von warmer Flüssigkeit auf meiner Haut.
Vorsichtig öffne ich meine Lieder. Ich sehe wie die akumatisierte Marinette mir den Rücken zuwendet und mich vollkommen ignoriert.
Was ist passiert?
Wieso hat sie den Angriff abgebrochen?
Doch ich habe keine Zeit mir darüber Gedanken zu machen.
Die Chance nutze ich, um mir einen Ort zu suchen, an dem ich meine Verwandlung vollziehen kann. Auch wenn von meinem kleinen schwarzen Freund Widerworte kommen, spreche ich die magischen Worte.

Der hautenge Anzug welcher mein gesamtes Erscheinungsbild ändert, schmiegt sich an meine Muskeln. Die magische Kraft durchströmt meine Fasern.
Sofort bin ich Lady Justic, so wie sie sich nennt, dicht auf den Fersen.
Das sie schweben kann finde ich ziemlich unfair denn so hat sie schon einen deutlichen Vorsprung gewonnen.
Aber seit wann spielt Shadow Moth schon fair?
Ich erkenne direkt welchen Weg meine Prinzessin einschlägt - sie möchte eindeutig zu Lila.
Lila, die schon gar nicht mehr in unserer Gruppe sitzt.
Die Gruppe, welche aus unseren Freunden besteht.
Unsere Freunde die jetzt in Gefahr sind.
Ich haste an dem akumatisierten Mädchen vorbei, nehme eine Abkürzung und renne nur Sekunden später in eine Person hinein, die mir den Weg kreuzt.
Obwohl ich derzeit eine Katze bin, lande ich recht unsanft auf meinem Hintern.
„Auauauauau...", höre ich mich jammern und ebenso die Person mir gegenüber. Überrascht schaue ich auf und sehe Luka vor mir sitzen, der mich ebenso überrascht anschaut.
„Chat Noir?", der blauhaarige Junge kommt zuerst auf die Beine und reicht mir dann seine Hand. „Stimmt etwas nicht?".
Ich schüttle meinen Kopf und blicke den Typen ernst an. Eigentlich möchte ich ihm nicht sagen was gerade Stand der Dinge ist, aber gegenüber Marinette wäre das sicherlich nicht in Ordnung. Immerhin ist das hier ihr fester Freund.
Urgh!
Gegen Luka selbst kann ich nichts sagen. Er ist ein toller Typ. Aufmerksam, freundlich und ich merke das Marinette sich wegen ihm ein wenig gewandelt hat. Zum positiven versteht sich. Übel nehmen kann ich ihm also gar nichts. Wenn dann nur mir selbst, der zu spät begriffen hat, dass Gefühle im Spiel sind.
Und ich Idiot habe sie als mein anderes ich immer nur als gute Freundin bezeichnet.
„Marinette wurde akumatisiert und ist auf dem Weg zu euch. Wir müssen die anderen warnen!".
Die Augen des Jungen werden groß.
„W...wo ist sie? Ich muss zu ihr und versuchen sie zu besänftigen!", seine Stimme wird merklich lauter. Ich packe Luka an den Schulter und schüttle noch ein Mal meinen Kopf.
„Das bringt nichts. Ich habe es schon versucht", aufmunternd klopfe ich ihm auf die Schulter. „Hilf mir lieber eure Freunde in Sicherheit zu bringen. Den Rest erledigen Ladybug und ich!".
Zumindest hoffe ich es.
Denn wenn sich meine böse Vorahnung als Wahrheit entpuppt, haben wir ein ziemlich großes Problem. Und Shaodw Moth ist seinem Ziel ein ganzes Stück näher gekommen.
Auch an Lukas Blick ändert sich etwas, doch er nickt. So rennen wir beide zurück zu der Gruppe die sich im Park versammelt hat.
Doch als wir ankommen, sehen wir nichts als Chaos.

Durch unsere Unterhaltung haben wir wertvolle Zeit verloren, die wir so nicht mehr aufholen können.
Marinette, oder eher Lady Justice, hat einige unserer Freunde in Stein verwandelt und sieht sich gerade nach dem Rest der Bande um. Ihr Stimme hallt wie ein Echo. „Wo ist Lila?!"
Es ist deutlich zu hören welcher Hass in ihr wohnt. Ich überblicke kurz die Lage und sehe, dass sich die meisten wohl in Sicherheit bringen konnten.
„Marinette!", schreit der Junge neben mir plötzlich. Daraufhin dreht sich Lady Justice zu uns um.
Ein sanftes Lächeln liegt auf ihren Lippen als sie zu uns herüber schwebt. Vor Luka bleibt sie stehen, streicht ihm sanft über das Gesicht. Es wirkt so voller Zärtlichkeit das es mir selbst einen Stich verpasst.
Luka legt seine Hand auf ihre und spricht in sanften Worten - „Komm zu mir zurück Marinette. Ich weiß das du irgendwo da drin bist..."
Die Miene des Mädchens verhärtet sich und das Lächeln schwindet. Sie seufzt.
„Oh Luka. Mein lieber Luka...das bin ich. Und wenn du mich so nicht akzeptierst, bist du ebenfalls ein Sünder!"
Mit einem festen Stoß schleudert sie Luka von sich und lässt ihn am Boden liegen. Ihr Blick gleitet zu mir herüber um dabei ihre Lippen ein wenig zu spitzen. Es wirkt, als würde sie schmollen.
Als würden ihre Gedanken gerade um etwas kreisen um es dann bei der Wurzel packen zu können.

„Marinette, hör auf!", höre ich hinter mir plötzlich Ladybug rufen. Ebenso verwirrt wie ich, schauen das blauhaarige Mädchen und ich gleichzeitig zu der Superheldin welche nun neben Luka kniet und ihm aufhilft. Dieser fasst sich benommen an den Kopf.
Sofort an ihrer Seite sind Rena Rouge und Carapace.
„Du darfst Shadow Moth nicht die Macht geben dich so zu kontrollieren!"
Mir steht wahrscheinlich der Mund weit offen.
Das muss eine Illusion sein. Aber Rena steht direkt neben ihr- habe ich mich doch geirrt? Doch ich war mir sicher, die Zeichen waren eindeutig.

„HÖR AUF!", schreit nun LadJustice hinter mir und beginnt damit aus ihrer Wage heraus Geschosse abzufeuern. Nur um Haaresbreite schaffen wir es diesen auszuweichen. „Du bist ein Sünder! Ihr seid alle Sünder!" - das Mädchen hat kaum noch Kontrolle über ihre Gefühle und sie redet sich immer mehr in Rage. „Lügner! Eure Worte sind alle gelogen!"
Tränen bahnen sich einen Weg über ihre Wangen und tropfen dann zu Boden.
Sie so verzweifelt zu sehen schmerzt mich. Doch da kommt mir eine Idee und ich hoffe, dass ich dieses Mal wenigstens mit meiner Vermutung richtig liege. Mit zwei Sätzen bin ich bei Rena, Ladybug und Carapes.
„Carapes du musst mich mit Lady Justice in einen Schutzschild einschließen. Nur für ein paar Sekunden!"
Verwirrt sieht er mich an.
„Bist du verrückt Chat Noir?", Renas Stimme klingt alles andere als zufrieden mit meiner Idee. Doch ein Blick von mir, ein seufzten von ihr und einem anschließenden Nicken von Carapes, ist die Sache beschlossen.
Ich werde mich in die Höhle des Löwen begeben.

Mit einem Satz springe ich auf Marinette zu, während Ladybug diese mit ihrem JoJo fixiert hält. Schließlich nehme ich den Platz ein und nur eine Sekunde später, errichtet sich ein Schild um uns.
Das Mädchen in meinen Armen windet sich, schreit und kreischt doch ich lasse nicht locker.
Sie versucht sich mit all ihrer Kraft zu wehren und es fällt mir tatsächlich schwer sie zu halten - noch ein Pluspunkt für Shadow Moth. Seine Opfer erlangen ungeahnte körperliche Stärke.
„Marinette! Hör mir zu!", hoffentlich ist dieses Teil um uns herum auch ein wenig Schalldicht.
„Du bist doch selbst eine Sünderin!"
Das Mädchen stoppt in ihrer Bewegung.
Gut, also hört sie mir nun zu. Ich nehme all meinen Mut zusammen und äußere meine Vermutung.
„Du bist mit Luka zusammen...aber deine Gefühle gehören jemand anderem, oder?"
Ich spüre wie der Körper, den ich so fest halte als könnte er zerbrechen, sich anspannt.
Ein Wimmer kommt über ihre Lippen.
Da ich das Gefühl habe auf dem richtigen Weg zu sein, rede ich weiter auf sie ein.
„Du bist wütend weil jedermann lügt, oder?", ich dämpfe meine Stimme. „Ich habe auch gelogen was meine Gefühle angeht. Aber ich habe es zu spät gemerkt...".
Noch ein Mal atme ich tief durch.
„Marinette, ich denke bei dir ist es nicht anders. Steh zu deinen Gefühlen und nenne sie beim Namen!"
Automatisch verstärke ich meinen Griff.
Ich höre das dumpfe Geräusch des Aufpralls als die Waage und der Degen aus ihren Händen gleitet. Ihr ganzer Körper zittert als sie beginnt hemmungslos zu weinen.
Sie drückt ihr Gesicht an meine Brust, ich spüre wie ihre Tränen meinen Anzug benetzten.
Ich schließe sie in eine feste Umarmung um meine Tränen zu unterdrücken, als sie einen Satz immer und immer wieder an meine Brust flüstert.

„Chat Noir... ich liebe Chat Noir...."

The Traces of Fate - Miraculous FFजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें