Ein neues Hauptquartier

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"Sicher, dass wir hier richtig sind?", fragte Kai.

Die Sommerferien hatten heute begonnen und mittlerweile war ich 15.

Im letzten Jahr hatte sich einiges geändert: Olli und ich waren jetzt offiziell ein Paar - im Grunde hatte sich nicht viel zwischen uns geändert, aber nach Außen hin hatte sich alles geändert. Vorher waren wir nur für uns so, aber jetzt wusste jeder Bescheid, dass wir zusammen waren. Die Leute in der Schule wussten es, unsere Eltern und Familien wussten es, die Krokodile wussten es und im Grunde die ganze Stadt. So ist das halt, wenn man in einer Vorstadt lebt.

Außerdem wurde Elvis mitten im Schuljahr auf ein Internat geschickt, weil er beim sprayen erwischt wurde und seine Eltern ihn deshalb auf eine Schule schickten, wo er Disziplin lernen sollte, wie sie es formulierten.

Olli wäre fast nicht versetzt worden, weil er große Probleme in Englisch hatte, aber letztendlich hatte er die Kurve doch gekratzt.

Kai ging jetzt mit uns allen zur Schule und ansonsten war alles so, wie vorher. Naja, bis auf die Tatsache, dass wir kein Hauptquartier hatten.

Und da unser letztes Hauptquartier in die Luft gesprengt wurde, brauchten wir dringend ein Neues.

"Ja, richtig am Arsch der Welt.", kommentierte Frank unsere Situation.

Ich stimmte ihm zu: "Ist echt so. Hier ist gar nichts."

Seit fast einer Stunde liefen wir durch die Pampa, hinter der Fabrik, in der Olli und Marias Eltern arbeiteten.

"Aber irgendwo hier war das alte Bergwerk. Hinter der Fabrik.", erklärte Maria und lief weiter voraus.

Auch Olli hatte keine Lust mehr aufs Suchen und sprach: "Also ich seh nichts."

Da meldete Hannes sich zu Wort: "Wartet! Was ist denn da vorne?"

Er lief auf eine Bretterwand zu, riss eines der Bretter ab und schaute durch den Spalt durch: "Hier muss es sein.", erklärte er.

Maria trat ebenfalls vor, um hinter die Bretter zu lugen: "Wie sollen wir denn da reinkommen? Gibts hier irgendwo ne Tür?"

Plötzlich trat Olli gegen die Bretterwand und sorgte somit für ein Loch: "Tür genug Maria?", fragte er, kurz bevor die Wand in sich zusammenfiel.

"Naja, jetzt auf jeden Fall.", zuckte ich mit den Schultern und zog Olli hinter mir her: "Los, kommt schon."

Die Anderen folgten uns nacheinander, aber Peter stand immer noch unsicher vor dem Eingang: "G-ganz schön U-u-un..."

"Unterirdisch, genau.", fiel Hannes ihm ins Wort: "Damit diesmal niemand unser Hauptquartier finden, abbrennen oder in die Luft jagen kann."

"U-u-unstabil, meine ich. S-sehr unstabil.", beendete Peter seinen Satz. Dann trat auch er, natürlich nicht ohne seinen Helm, ins Bergwerk ein.

"Guckt mal. Die sind hier mal mit Zügen gefahren.", wies Kai uns auf alte Schienen auf dem Boden hin. 

Hannes antwortete: "Klar, die Gänge gehen ja kilometerweit unter die Erde."

Weil Olli und ich ganz vorne liefen, fiel uns als erstes auf, dass der Weg nicht weiterging.

"Sackgasse.", erklärte Olli.

Enthusiastisch wies Hannes auf einen anderen Weg hin: "Da hinten gehts weiter. Lasst uns da lang gehen." 

Mittlerweile stand Frank auch neben mir und schnaufte: "Äh, wir müssen jetzt aber nicht durchs ganze Bergwerk, oder?"

Ich grinste ihn an, während Maria antwortete: "Wir gehen solange, bis wir ein neues Hauptquartier gefunden haben."

Im nächsten Raum trafen wir auf eine alte Brücke, die uns auf die andere Seite bringen würde: "Alter, was ist das denn?", fragte Jorgo erstaunt.

Die Vorstadtkrokodile - Freundschaft und Liebe siegen über allesWhere stories live. Discover now