Kapitel 29 - Bonuskapitel!

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Schweißgebadet schrak Shota aus dem Schlaf. Es war bereits fast einen Monat her, seit sie von dem Trainingslager zurückgekehrt waren und dennoch war es immer noch derselbe Traum, der ihn seither oft heimsuchte. Ständig durchlebte er immer wieder den Angriff der Schurken auf seine Schüler. Mit jeder Nacht, in der der Traum wiederkehrte, schienen die Träume schlimmer zu werden, immer wurde jemand anderes schwer verletzt und er hatte danach das schreckliche Gefühl versagt zu haben, und dass er dafür eine grausame Strafe verdient hätte.

Heute jedoch war es anders. Diesmal war nicht nur ein Schüler im Laufe des Traumes verletzt worden, sondern alle. Jeder einzelne von ihnen, ebenso wie seine Kollegen, hatte in einer Blutlache gelegen und ihn mit leeren und kalten Augen vorwurfsvoll angeblickt. Noch immer, obwohl er nun wach war, hatte er das Gefühl, dass sich etwas um seine Kehle gelegt hatte und zudrückte. Er bekam einfach keine Luft mehr. Auch wenn er panisch darauf reagierte, zwang er sich dazu, nicht dagegen anzukämpfen. Schließlich hatte er es doch irgendwie verdient. Er hatte versagt. So fürchterlich versagt. Sie waren alle tot ...

„Shota?", erklang es plötzlich, ehe das Licht angemacht wurde. Schritte näherten sich ihm, doch er wandte sich nicht um. Er saß zusammengekauert und zitternd auf seinem Bett und hatte die Augen geschlossen, unfähig irgendetwas um sich herum wahrzunehmen. Ohne zu zögern näherten sich die Schritte weiter, jemand nahm neben ihm Platz und schlang seine Arme um ihn. „Atmen, Shota. Ein ... und aus. Ein und aus. Ganz ruhig, mach es mir nach", wies der jemand ihn an, und atmete laut genug, dass der Dunkelhaarige es hören und seinen Atem daran anpassen konnte. Es dauerte ein Weilchen, bis er tatsächlich wieder ruhig nach Luft schnappte, und nicht mehr das Gefühl hatte zu ersticken. „Das machst du gut", flüsterte die Person und strich ihm sachte über den Rücken.

„Wieder der Alptraum?" Eine weitere Stimme ertönte, und weitere Schritte näherten sich. Zwei weitere Personen nahmen neben ihm auf dem Bett Platz und lehnten sich gegen die anderen beiden. „Das wird schon wieder", murmelte eine Frauenstimme.

Schniefend und mit tränenverhangenen Augen sah Aizawa auf. „Es ist schlimmer geworden", murmelte er in HIzashis Oberkörper und wischte sich übers Gesicht, „alle sind tot." Leise hauchte er diese Worte, die ihn zittern ließen. Er hasste diesen Alptraum, der ihn nun immer häufiger heimsuchte. Dabei hatten sie alle gehofft, dass der Spuk endlich vorbei und alles durchgestanden wäre. Glücklicherweise war anfangs immer Hizashi sofort bei ihm, bis schließlich auch die anderen davon Wind bekommen hatten, und ihm Beistand leisteten, wenn er aus dem Schlaf fuhr. Zumindest wusste er nun, dass er manchmal im Schlaf sogar schrie, wenn er schlecht träumte. So laut, dass Hizashi es im Nebenzimmer hören konnte.

„Es ist nur ein Traum. Sie sind wohlauf", erklärte Toshinori und tippte kurz etwas in sein Handy, ehe er das Display umdrehte und vor Shotas Gesicht hielt. Der Blonde hatte in den Gruppenchat der Klasse eine Nachricht geschrieben, woraufhin sich fast alle 21 Schüler meldeten, die wohl auch noch wach zu sein schienen. „Siehst du? Ihnen geht es gut!", versicherte Yagi lächelnd und sah auf die Nachrichten und lachte, als er ein paar der Worte las. Manche schickten sogar Selfies, in denen sie zeigten, dass sie bereits im Bett lagen, lasen oder noch am Lernen waren. Mittlerweile kannten sie das Spiel auch schon ganz gut. Denn immer dann, wenn Aizawa aus dem Alptraum aufschreckte, war es am einfachsten ihm zu zeigen, dass der verletzte Schüler, den er gesehen hatte, wohlauf war und keinerlei Kratzer aufwies.

„Oh, sieh mal! Jemand hat sich sogar in Katsukis Zimmer gewagt, um ein Bild von ihm zu knipsen während er schläft!", stellte Nemuri belustigt fest. Es sah wirklich witzig aus, wie Bakugo Sabber aus dem Mund lief. „Da wirkt er fast friedlich, oder nicht?", merkte sie scherzend an und lächelte Aizawa an.

Tatsächlich half es ihm, die Nachrichten und Bilder zu sehen, um sich etwas zu beruhigen und wieder ruhiger zu werden. Er kam sich bescheuert vor, dass ihn ein Traum so einfach aus der Fassung bringen konnte. Dabei war er früher immer so gefasst gewesen. Vielleicht war es einfach eine Nachwirkung dieser Macke, oder er hatte seine Stärke verloren, und konnte nicht mehr mit so etwas umgehen. Es würde wohl noch etwas dauern, bis wieder alles halbwegs normal werden würde und er wieder gefasster auf solche Träume reagieren konnte. Zumindest hoffte er, dass es sich irgendwann wieder geben würde.

Als Toshinori das Handy wieder wegpackte, tapste plötzlich jemand anderes auf die vier zu. Verschlafen ein Auge reibend und mit einem Teddybären unter dem Arm trat Eri auf Aizawas Bett zu, und sah zu den Lehrern auf. „Ist alles in Ordnung?", fragte sie gähnend und kletterte auf die Matratze.

„Shota hatte einen Alptraum", erklärte Nemuri dem Mädchen, das sofort den Teddy weglegte und ihre Arme um Aizawa schlang, der sich langsam von Hizashi gelöst hatte. „Es tut mir leid, falls ich dich geweckt habe", seufzte der Dunkelhaarige. „Das hast du nicht! Ich konnte nicht schlafen", versicherte das Kind und drückte ihren Vormund fest, „geht's wieder?" „Ja, langsam ...", antwortete Shota leise und drückte Eri ebenso.

Sie verharrten eine Weile in dieser Position, ehe Eri laut gähnte und auch Shotas Augen wieder zu fielen, auch wenn ihm gar nicht nach schlafen war. Viel zu groß war seine Angst, erneut in den Traum zurückzukehren. Dennoch blieb es den anderen dreien nicht verborgen, dass die beiden müde waren. „Ihr solltet ein wenig schlafen", schlug Hizashi vor, „wir bleiben auch hier, bis ihr eingeschlafen seid", versicherte er dem Dunkelhaarigen schnell, als er seinen Blick sah.

Auch wenn Shota sie alle liebend gern weggeschickt hätte, weil es ihm doch sehr lächerlich vorkam sich wie ein Kind behandeln zu lassen, brachte er die Worte nicht über seine Lippen. Insgeheim freute es ihn, dass seine Freunde so für ihn da waren. Also nickte er und legte sich, gemeinsam mit Eri hin, den Kopf auf Hizashis Schoß gebetet, leicht zusammengerollt, damit jeder auf dem Bett Platz fand. „Keine Sorge, wir sind immer für dich da, Shota", versicherte Toshinori gehend und lehnte sich an der Wand an.

Es dauerte nicht lange, bis alle fünf eingeschlafen waren und die restliche Nacht friedlich durchschliefen. Shota war froh, dass er solche Freunde hatte, die für ihn da waren und auch seine Schüler Verständnis zeigten. Jene waren auch einfach froh, wenn sie ihrem Lehrer irgendwie helfen konnten. Niemand wollte noch einmal so etwas erleben, wie vor ein paar Wochen.

Demon in his mindOn viuen les histories. Descobreix ara