Kapitel 3

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Die meisten Schüler schliefen bis in den Nachmittag hinein. Vor allem jene, die verletzt worden waren, hatten Bettruhe bitter nötig, daher dauerte es erst einmal ein wenig, bis alle sich im Gemeinschaftsraum versammelt hatten, wo Present Mic und All Might bereits auf sie warteten, um ihnen ein paar Worte zukommen zu lassen, was gestern nicht mehr wirklich möglich gewesen war.

„Wir haben leider noch immer keine Entscheidung, ob wir alle sofort nach Hause fahren oder nicht", erklärte Toshinori und versuchte, so gut er konnte, zu verbergen, dass ihm dieser Umstand nicht gefiel. Draußen patrouillierte die Polizei, um für die nötige Sicherheit zu sorgen, und auch eine Handvoll Helden hatte man hierher zitiert. Allerdings war dies die einzige Handlung, die die Heldenkommission bisher zustande gebracht hatte. Den Schulleiter hatten sie zwar erreicht, doch auch der wurde von der Kommission hingehalten, und um Bedenkzeit gebeten. Anscheinend wollte man nicht, dass das Trainingslager abgebrochen wurde. Doch wozu? Welchen Sinn hatte es, die Kinder ständig in Gefahr zu bringen.

„Allerdings werden wir die nächsten Tage erstmal ein wenig chillen, Listeners!", fuhr Present Mic fort und gab sich gewohnt überschwänglich und gut gelaunt. Eine Fassade, die er im Moment nur schwer aufrechterhalten konnte, so müde wie er war, aber darin hatte er zum Glück längst Übung. „Ein paar von euch haben was abbekommen, weswegen ihr erstmal ein bisschen Ruhe braucht. Bis dahin untersuchen erst einmal ein paar Helden das Areal und versuchen herauszufinden, ob es noch mehr Schurken hier gibt." Und ob sie auch wirklich sicher waren.

„Aus diesem Grund ist es auch erstmal besser, wenn alle hier drinbleiben und sich möglichst nicht weit wegbewegen, bis es Entwarnung gibt." Mahnend wanderte All Mights Blick zu den üblichen Verdächtigen, damit niemand auf die Idee kam, auf eigene Faust nach den Schurken zu suchen. „Keine Eigeninitiativen! Habt ihr verstanden?" Zunächst erhielt er nur ein müdes Murren, doch als der hagere Mann die Arme verschenkte und einen strengen Blick aufsetzte, wurde die Zustimmung doch klarer. „Gut. Wer heute mit Küchendienst dran ist, aber sich nicht wohlgenug fühlt, soll bitte jemanden um Hilfe bitten. Eine warme Mahlzeit dürfte uns allen jetzt guttun!", schloss er dann wieder freundlicher dreinblickend an und klatschte einmal in die Hände.

Nur zögerlich kam Bewegung in die Schüler. Ein paar waren schon auf dem Weg zur Küche, als Hitoshi Shinsou, der neue Schüler der 1-A, sich ebenso erhob und sich räusperte. „Verzeihen Sie, aber ... was ist mit Aizawa-Sensei? Geht es ihm gut? Er scheint seit gestern verschwunden!" Er war in der Gruppe gewesen, die bei Eraserhead geblieben war, nachdem sie alle getrennt wurden. Auch wenn gestern einige Kämpfe zwischen dem Lehrer und Schurken schnell verlaufen waren, hätte Shinsou doch schwören können, dass er gesehen hatte, wie sein Mentor einiges hatte einstecken müssen.

Kurz kratzte sich Mic am Kinn, nachdenklich, wie er es erklären sollte, doch er entschied sich für den einfachsten Weg. „Er ist in seinem Zimmer und möchte erst einmal nicht gestört werden", sagte er daher schlicht und spürte, wie sein Mund trocken wurde. Shota würde ihn vierteilen, wenn er seinen Schülern erklären würde, dass ihr Lehrer manchmal Phasen hatte, in denen er sich einfach ins Bett verkroch und keinerlei Kontakt zur Außenwelt wünschte und kein einziges Mal aus dem Bett kam. Natürlich war dieses Verhalten sehr ungesund, das wusste Hizashi selbst, aber er hatte Shota versprochen, ihn in Ruhe zu lassen, so sehr es auch schmerzte.

„Aber geht es ihm gut?", wiederholte der Neuling der Klasse und versuchte nicht zu viel Unzufriedenheit über Mics Antwort in seine Stimme zu legen. Manchmal waren Erwachsene einfach anstrengend, wenn sie keine richtigen Antworten geben wollten und ausweichend antworteten. Als ob es ständig nötig war, Kinder und Jugendliche zu belügen. „Ich habe nicht gesehen, dass sich ein Arzt um ihn gekümmert hätte." Immerhin waren sie alle untersucht worden, egal ob sie sichtbare Verletzungen hatten oder nicht, während Eraser mit Argusaugen alles beobachtet hatte. Aber er selbst hatte sich nicht untersuchen lassen, soweit Shinsou es mitbekommen hatte, obwohl sein Lehrer ziemlich blass und erschöpft gewirkt hatte.

Besorgt sah Yagi zu seinem jüngeren Kollegen hinab. Wenn er sich recht erinnerte, konnte er sich auch nicht daran erinnern, so etwas gesehen zu haben, doch es war alles sehr hektisch gewesen, weil das Wohlergehen der Schüler Vorrang hatte. „Ach was", winkte Hizashi jedoch ab, „er ist einfach müde. Und glaubt mir, wenn er das ist, wollt ihr ihn lieber nicht stören!" Der Voicehero setzte ein Lächeln auf und versuchte die Frage hinunter zu schlucken, die auf seiner Zunge brannte. War Aizawa denn verletzt worden? Für gewöhnlich kümmerte sich Shota immer zuerst um Verletzungen, bevor er in der Versenkung verschwand. Das war Teil des Versprechens und Yamadas Bedienung gewesen. Daher nahm er auch an, dass alles in Ordnung war, schließlich konnte er sich immer darauf verlassen, dass Aizawa sich an sein Wort hielt.

Hitoshi wollte eigentlich nicht lockerlassen, da er sich nicht mit dieser Antwort zufriedengeben wollte. Doch da seine Macke leider nicht dafür eingesetzt werden konnte, um jemanden zum Antworten zu zwingen, und genau in dem Moment, als er erneut nachfragen wollte, ob der andere Lehrer sich sicher war, dass alles in Ordnung wäre, wurde der Dunkelvioletthaarige von seinen Klassenkameraden gerufen. Küchendienst. Dabei hatte er andere Dinge im Kopf, als jetzt Gemüse zu schneiden.

Nachdem Hitoshi, ebenso wie die anderen Schüler, weg war, wandte Toshinori sich an seinen Kollegen. „Bist du dir sicher, dass es Aizawa gut geht? Er ist gestern so schnell verschwunden, dass wir nicht einmal mit ihm reden konnten!", flüsterte der Blonde leise, um sicher zu gehen, dass niemand lauschen konnte.

Ein Seufzen entfuhr dem Brillenträger, ehe er sich den Nasenrücken massierte. „Hör mal ... Eraser braucht nach schlechten Tagen ein bis drei Tage einfach nur Ruhe. Ich wollte es auch nie wahrhaben, aber ich musste ihm versprechen, ihn einfach nicht zu stören und machen zu lassen. Er will einfach nur seine Gedanken sammeln, weiter nichts. Und wäre er ernsthaft verletzt worden, hätte er sich checken lassen. Das war meine Forderung, bevor ich zugestimmt habe, ihn bei solchen Phasen in Ruhe zu lassen und nicht zu versuchen, ihn irgendwie aufzumuntern", erklärte Hizashi, nachdem er sich noch einmal umgesehen hatte, ob die Luft auch wirklich rein war, „glaub mir, ich mache mir auch Sorgen, weil das keine gute Lösung ist, aber es ist nun einmal so. Er braucht das, um wieder funktionieren und weitermachen zu können." Shota war einfach ein Mensch, der seine Gefühle gut verbergeben konnte, allerdings auch einmal Phasen brauchte, in denen er einfach allein sein musste, weil alles über ihm zusammenbrach.

„Das klingt nicht sonderlich gesund, aber okay. Jeder von uns kommt anders mit allem klar", stellte Toshinori fest. Für ihn wären solche Tage von vollkommener Isolation niemals möglich gewesen zu seiner aktiven Zeit, da er auch niemals eine Pause einlegen konnte. Mittlerweile kannte er es jedoch, wenn man einfach in seinem Bett lag und einfach keine Kraft fand aufzustehen Man fing an zu grübeln und dachte viel zu viel nach. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Shota so etwas gut tun würde, doch er sagte nichts weiter. Hizashi kannte den Kollegen immer noch am besten, also stand es ihm nicht zu, irgendetwas zu kritisieren.

Da Yagi Küchenaufsichtsdienst hatte, verabschiedete er sich von seinem Kollegen und folgte den Schülern. Yamada ging indes eine kurze Runde, um zu prüfen wie es den Verletzten ging und ob sie etwas brauchten. Dabei hielt er kurz bei der Tür des Dunkelhaarigen an, und überlegte erneut, ob er einfach das Versprechen brechen sollte. Ein mulmiges Gefühl im Magen, dass durch Shinsous Fragen ausgelöst wurde, riet ihm dazu, doch die Erinnerung an das letzte Mal, als er Aizawa gestört hatte, ließ ihn sich um entscheiden und weitergehen. Versprechen sollte man nicht brechen, vor allem nicht unter Freunden. Shota war es damals wirklich wichtig gewesen, weil er der Meinung war, dass er nur so mit allem klarkommen konnte, also hatte Hizashi sich geschlagen gegeben, auch wenn es schwer war, sich das immer wieder klar zu machen.

Demon in his mindDonde viven las historias. Descúbrelo ahora