Kapitel 12

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„Ganz ehrlich Shota, ich denke nicht, dass sie dich mit uns mitgehen lassen", hörten sie Midnight besorgt von sich geben, als sie den Raum leise betraten, um nicht zu stören, „das wäre zu früh, egal wie gut sie dich zusammengeflickt haben! Um ehrlich zu sein, würde ich dich auch nicht mitnehmen." Damit Aizawa nicht mehr die Möglichkeit hatte, auch nur auf die Idee zu kommen, aufzustehen, wurde er von seinen beiden Freunden am Bett sitzend flankiert, während er ebenso aufrecht darauf saß.

„Das ist unfair und ergibt keinen Sinn", motzte Eraserhead und seufzte, „genauso wenig macht es Sinn, das Trainingscamp nicht abzubrechen. Die Schüler sollten lieber in Sicherheit am Schulgelände sein, ..." Eigentlich hatte er noch anfügen wollen, dass man ihnen dort allenfalls hinterher räumen müsste, und nicht ständig vor Schurken retten, doch er bemerkte die drei Jugendlichen gerade noch rechtzeitig, um jedes weitere Wort hinunter zu schlucken. Schon zuvor hatte er Nemuri gefragt, wieso um alles in der Welt sie unbedingt Besuch mitbringen musste. Es wäre ihm lieber gewesen, momentan noch niemanden unter die Augen treten zu müssen. Natürlich war er erstaunt darüber gewesen, dass sie freiwillig mitkommen wollten und sogar noch mehr dabei gewesen wären, wenn sie ein größeres Auto gehabt hätte. Shota war jedoch froh darüber, dass es nur drei Schüler waren, denn auch diese Aufmerksamkeit war ihm schon zu viel.

„Ah, da seid ihr ja wieder!", verkündete Kayama und sprang vom Bett auf, „alles in Ordnung?" Die Frage war direkt an Shinsou gerichtet, der schüchtern nickte. Nemuri reichte es jedoch. Schnell holte sie alle Stühle zusammen, die sie finden konnte, damit die Schüler am Bett sitzen konnten.

Noch immer war der Junge sich nicht sicher, ob es richtig war, seinen Lehrer zu stören. Das letzte Mal war schon so schief gegangen, auch wenn er ihn dadurch gerettet hatte. Unsicher öffnete Hitoshi den Mund, schaffte es allerdings nicht, etwas über seine zu Lippen zu bringen, also schloss er ihn wieder. Smalltalk war ohnehin noch nie seine Stärke gewesen. Eine Gemeinsamkeit, die er mit seinem Lehrer hatte, der im Moment auch ein wenig so wirkte, als fühlte er sich ebenso fehl am Platz.

Während Eijiro einfach ohne zu zögern Platz nahm, folgte Izuku noch ein bisschen schüchtern, ehe auch Hitoshi sich niederließ. „Wir sind froh, dass es ihnen wieder besser geht. Sie haben uns einen ziemlich großen Schrecken eingejagt", meinte Kirishima freundlich grinsend, „beim nächsten Mal werden wir auch besser auf Sie aufpassen!" Ein Versprechen, dass auch Izuku nicken ließ. „Auf jeden Fall!"

Aizawa seufzte schwer und kratzte sich mit der rechten Hand am Kinn. „Mir wäre es lieber, wenn diese Angriffe aufhören würden und ihr darauf hört, wenn ich euch in die Unterkunft zurückschicke", meinte er ehrlich und seufzte erneut. Er wusste, dass Helden oft zu kämpfen hatten, doch die Angriffe der Liga wurden mit der Zeit ermüdend. Er hatte immer Angst, dass er es irgendwann nicht mehr schaffen würde, sie davor zu beschützen und diesmal wäre es fast der Fall gewesen. Beim ersten Mal war es All Might gewesen, der die Lage gerettet hatte, doch der konnte nun auch nicht mehr helfen. Zwar hatten die Schüler nun alle ihre vorläufige Lizenz und durften kämpfen, doch sie waren immer noch Kinder und vor allem seine Schüler. Sie in ständiger Gefahr zu wissen, war schrecklich. Auch wenn er es niemals zugeben würde, zumindest nicht vor seinen Schülern, lag ihre Sicherheit ihm sehr am Herzen.

„Ich glaube, dass die anderen auch so denken. Langsam wird es echt lästig, dass die ständig irgendwo auftauchen, wenn wir einmal etwas unternehmen. Als ob sie es auf uns abgesehen hätten!", meinte Midoriya und versuchte sich ebenso daran, so unbeschwert zu klingen wie der Rotschopf neben ihm. Es war immerhin wichtig als Held immer locker zu wirken, um zu verhindern, dass sich jemand unwohl fühlte. Eijiros natürliche Art war beneidenswert.

„Vermutlich wollen sie einfach nicht wahrhaben, dass wir schon als Schüler mehr auf dem Kasten haben, als sie und wollen immer eine Revanche!", fügte der Rothaarige an und streckte die Faust in die Luft. Als er die Blicke seiner Lehrer sah, fasste er sich an den Hinterkopf und lachte, „sorry!"

„Ach, der Drang der Jugend, sich zu beweisen ... hervorragend!", raunte Midnight ganz angetan, während Aizawa schnaubte. „Übermut tut selten gut. Sagt dir das was, Nemuri?", fragte er die Dunkelhaarige und erwartete darauf auch keine Antwort. „Achwas, ein bisschen davon ist doch ganz gut", gab sie dennoch darauf zurück und wuschelte durch seine zerzausten Haare. „Lass das", murrte er leise und sank ein wenig in seine Kissen zurück.

Sofort begannen Eijiro, Nemuri und Izuku eine Diskussion darüber, und versuchten herauszufinden, wie viel Übermut für einen Helden tatsächlich gut war. Da Hizashi seltsam ruhig dabei war, sah Shota zur Seite, was gar nicht nötig gewesen wäre, da just in dem Moment, in dem er seinen Kopf drehen wollte, der blonde Haarschopf auf seine Schultern glitt. Scheinbar war der Voicehero doch eingeschlafen, obwohl er sich zuvor geweigert hatte, als Aizawa ihm angeboten hatte, ein wenig in seinem Bett zu liegen und zu schlafen. Die letzten Tage hatte er wohl nur damit verbracht, neben ihm zu sitzen und zu warten, bis er aufwachte und hatte sich zu viele Sorgen gemacht, um sich auszuruhen. Normalerweise hätte Shota seinen Freund beiseite geschubst, weil seine Haare störend in sein Gesicht fielen, doch da Yamada bisher für ihn da gewesen war, wollte er ihn lieber schlafen lassen. Das hatte er sich schließlich verdient.

Also wanderte sein Blick weiter zu Shinsou, der ebenso schweigsam dasaß und den Worten der anderen lauschte und Aizawa beobachtet hatte. Als ihre Blicke sich kurz trafen, wandte der violette Haarschopf sich sofort ab. Wenn er doch nur alleine mit dem Jungen reden könnte, doch es würde nicht funktionieren. Weder Hizashi noch Nemuri hatten vor, ihn alleine zu lassen, solange noch die Gefahr bestand, dass er aufstehen und einfach weggehen würde. Ihre Übervorsicht war mehr als nervig. Außerdem konnte er mit dem schlafenden Yamada an seiner Schulter ohnehin nirgendwohin gehen. Vielleicht war es auch besser, diesem Gespräch noch ein wenig auszuweichen. Er konnte nicht leugnen, dass er diese Situation tatsächlich gar nicht so übel fand und der Besuch gar nicht so unangenehm war, wie er befürchtet hatte, als er den Ansturm gesehen hatte. Immerhin beschäftigten sie sich nun nicht mit ihm, sondern mit Nemuri. Doch er würde nicht drumherum kommen, irgendwann mit Hitoshi darüber sprechen zu müssen, auch wenn er nicht so ganz wusste, was er sagen sollte. Irgendwie kam es ihm seltsam vor, einfach eine 'Tut mir leid, dass du mich fast tot gefunden hast'-Entschuldigung vorzubringen und dann so zu tun, als wäre nie etwas passiert. Wobei ihm letzteres wirklich am liebsten wäre.

Die Diskussion ging eine ganze Weile, ehe Nemuri sich zu ihren beiden Freunden umwandte, um sie am Gespräch zu beteiligen. „Oh, seht euch das mal an", flüsterte sie entzückt. Nicht nur Present Mic war eingeschlafen, auch Shota, der nur kurz seine Augen ausruhen wollte, war eingedöst. „Es ist wohl Zeit aufzubrechen", beschloss Midnight. Noch bevor sie gingen, knipste die Frau ein paar Bilder von den beiden schlafenden Männern und kicherte dabei. Beide lehnten aneinander, die Köpfe zusammengesteckt, friedlich schlummernd. Ein seltsamer, aber friedlicher Anblick.

Demon in his mindWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu