Kapitel 21

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Die Dunkelheit um ihn herum kam immer näher. Die Kälte, die sie ausstrahlte, ließ ihn schaudern und seine Arme um seinen Oberkörper schlingen. Er wusste nicht, wo er war, da er um sich herum im Augenblick nichts sehen konnte. Diese Ungewissheit gefiel ihm gar nicht. Für gewöhnlich wusste er immer wo er sich befand, oder hatte zumindest einen guten Anhaltspunkt um sich zu orientieren. Hier jedoch sah alles gleich aus. Kalt und dunkel. Dabei hielt er sich oft in der Dunkelheit auf, wieso fühlte er sich hier allerdings so unwohl und allein gelassen?

Ein lautes Krachen hinter ihm ließ ihn zusammenfahren, während er sich umwandte und versuchte herauszufinden, was die Ursache für den Lärm war. Es dauerte eine Weile, bis sie seine Augen mehr als nur Umrisse in der Ferne wahrnehmen konnten. Gigantifizierte Schurken umringten das Wohnheim seiner Klasse. Laute Schreie, schmerzerfüllt und um Hilfe flehend, wurden immer klarer zu hören. „Nein", entfuhr Aizawa leise, während er versuchte auf das Gebäude zuzulaufen. Je mehr er es versuchte, umso langsamer kam er jedoch voran.

Plötzlich begann der Boden zu beben und das Krachen wurde immer lauter. Vor seinen Augen begann das Wohnheim zu bröckeln und stürzte langsam ein. Shota wollte schreien, doch kein Laut drang aus seiner Kehle. Immer wieder versuchte er um Hilfe zu rufen und weiter zu laufen, doch als er endlich am Wohnheim angelangt war, lag dieses in Schutt und Asche vor ihm. Er hatte versagt. Er war zu langsam. Er ...

„Wo warst du?", wimmerte Hizashi neben ihm, blutüberströmt, auf die Knie sinkend. Sofort griff der Dunkelhaarige nach seinem Freund, um ihn aufzufangen und ihn festzuhalten. „Sie wurden alle getötet ... erschlagen von den Trümmern. Du hast nicht aufgepasst. Du hast sie sterben lassen." Seine letzten Worte waren nur mehr ein Flüstern, ehe sich die grünen Augen schlossen und er schlaff in Shotas Armen hing. Fassungslos blickte dieser auf seinen Freund herab, ehe er erneut ein Krachen hörte und nach oben sah. Ein riesiger Brocken fiel auf die beiden herab und drohte sie zu begraben, doch es war ihm egal. Er hatte es verdient.


Schweißgebadet fuhr Shota aus dem Traum. Er brauchte eine Weile, um zu verstehen, dass er sich auf einem Sofa befand und nicht auf einem Trümmerfeld und Hizashi nicht bei ihm war. Erst als er Hitoshi neben sich bemerkte, fiel ihm auch wieder die Blamage ein, die er zuvor durchlebt hatte. Sofort zog er die Beine an und verbarg sein Gesicht dahinter, damit der Junge die Tränen nicht sah, die über seine Wangen rollten.

„Aizawa-Sensei, ist alles in Ordnung?", fragte der Violetthaarige vorsichtig, als er merkte, dass sein Lehrer wach war und spielte kurz mit dem Gedanken, ihm eine Hand auf die Schulter zu legen, um ihn etwas zu trösten. Er wirkte im Moment so, als würde er es gebrauchen können, allerdings erinnerte sich der Junge an die Worte seiner Klassenkameraden und verwarf den Gedanken wieder. Am Ende würde sich der Mann nur wieder schlecht fühlen, und das sollte er auf jeden Fall vermeiden. Doch wie sollte er es nur schaffen, ihn normal so wie immer zu behandeln? Vor allem machte er sich auch Sorgen, dass er noch immer wie zuvor unter dem starken Einfluss der Macke stand.

Es dauerte einen Augenblick, bis der Dunkelhaarige wieder aufsah und zunächst nickte, ehe er doch den Kopf schüttelte. Welchen Sinn hatte es noch, zu lügen und zu leugnen, was offensichtlich war? „Es war nur ein seltsamer Albtraum", gab er leise zu und seufzte. Er hoffte inständig, dass die Wirkung der fremden Macke bald zu Ende war, und er wieder normal weitermachen konnte wie bisher. Langsam kam ihm das alles lächerlich vor. „Wo sind denn die anderen? Du solltest die Zeit in diesem Trainingslager nicht vergeuden, du hast doch so hart gearbeitet", meinte Aizawa und fuhr sich durchs Haar, nachdem er sich umgesehen hatte. Erneut versuchte er sich lieber auf Hitoshi zu konzentrieren, als über sich selbst sprechen zu müssen.

Was für Eraserhead wohl Zeitverschwendung war, erschien für Shinsou jedoch mehr als wichtig zu sein. Natürlich hatte er hart gearbeitet und war, dank der Hilfe des Lehrers, in die Heldenklasse aufgenommen worden, doch es gab wichtigeres als das Training. Auch wenn sich Aizawa selbst nicht als wichtig genug ansah, um Gesellschaft zu haben, war es Hitoshi ein großes Anliegen, auf seinen Mentor acht zu geben, solange er so neben sich stand. „Midnight und All Might sind mit ihnen an den See, so wichtig ist das nun auch nicht. Ich verbringe gerne Zeit mit ihnen", gab er zu und lächelte leicht, um Aizawa zu zeigen, dass es okay für ihn war.

Demon in his mindWhere stories live. Discover now