»JJ.« Immer noch nichts.
Vorsichtig stelle ich mich vor ihn und ziehe den Jungen am Arm nach oben. »Hey.«
Er erwidert den Blickkontakt, fällt aber im nächsten Moment wieder nach vorne und schlingt die Arme um mich.
Mit geschlossenen Augen lehnt JJ sich gegen meinen Bauch. Sanft streiche ich durch seine Haare, welche noch relativ feucht sind. Draußen ist der Regen noch stärker geworden. Immerhin hat der Donner aufgehört.

»Rede mit mir.«, flüstere ich. Nichts.
Seufzend hebe ich den Blick und sehe an die Wand. Ich weiß ja, dass dieser Abend gerade sehr viel war, doch-
»Hauen wir ab.«
Ich sehe wieder nach unten. Genau in dem Moment, als JJ den Blick hebt.
»Was?«, zische ich überrumpelt.
»Wir beide. Hauen wir einfach ab. Warten wir, bis es John B besser geht und danach hauen wir ab. Weg von allem. Nach Yucatán.«
Wie er auf den Ort gekommen ist, weiß ich nicht, aber...
Seine Worte kommen so unerwartet, dass ich die Sprache vergessen habe.

»Das war bescheuert, sorry. Ich-«
»Machen wir es.« Sein Blick schnellt wieder zu mir nach oben. »Was?«
»Hauen wir ab. Mich hält nichts irgendwo fest, sobald ich bei dir bin.«
Seine Augen beginnen leicht zu schimmern und sogar seine Mundwinkel trauen sich aus ihrem Versteck. Langsam hebt er beide an. »Wirklich?«
»Ja. Wirklich.« Ein kurzes Lachen kommt aus seinem Mund, ehe JJ plötzlich aufspringt und mich küsst.
Kein langer Kuss, trotzdem sagt es so viel aus. Wir haben beide darüber nachgedacht, dass es bald vorbei ist, kamen aber nicht an den Punkt, dass uns beide niemand festhält.
Vielleicht die Pogues werden uns vermissen und wir sie, aber von den anderen Menschen wurden wir hauptsächlich enttäuscht.
Dieser Junge... Ich...

»Ich liebe dich, JJ.«
Er erstarrt. »Wirklich?«, haucht er, als hätte das noch nie jemand zu ihm gesagt. Na gut.
Vielleicht hat es noch niemand zu ihm gesagt. »Natürlich. Ich bin froh, dass du hier bist.«
JJ lächelt gebrochen, aber mit so viel Herz dahinter, dass ich ebenfalls traurig die Mundwinkel hebe und ihn in die Arme ziehe. Sein Duft vermischt mit Regen steigt mir in die Nase, was ich ganz tief in mir aufziehe. Leider ist das Gehirn nicht in der Lage, Gerüche bis an das Lebensende zu speichern...

+++
NACHDEM JOHN B NOCH zwei weitere Tage im Krankenhaus festgehalten wurde, findet auch endlich mal wieder ein Pogue Treffen statt. Im The Wreck sind bereits alle da, als JJ und ich dazukommen und uns setzen.
Zu Beginn ist die Stimmung noch relativ locker, da JJ und Pope den Jungen mit Fragen über das Reichsein überhäufen, ehe Kie das Thema Sarah Cameron wieder aufbringt. John B streitet es – wie beim letzten Mal – einfach ab und knallt den Plan auf den Tisch.
Ich schaue nur kurz darüber und verstehe schon nichts.
Immer mehr wünsche ich mir, dass ich hier aufgewachsen wäre...

Da hätte ich auch mitreden können, als die Pogues über ein bestimmtes Crain Haus gesprochen haben und den nächsten Schritt kritisiert...

+
»DIESE FRAU HAT angeblich den Kopf ihres Mannes abgehackt.«
Mein Blick schnellt zu JJ neben mir, welcher – genau wie wir anderen – zu dem bewachsenen Haus vor uns sieht.
Es wirkt schon ein wenig angsteinflößend, da muss dieser Vollidiot nicht auch noch solche Geschichten erzählen...
Mit einem flauen Gefühl im Magen folge ich den Personen in den Garten und versuche JJs Worte auszublenden. Die ganze Zeit erzählt er irgendeine gruselige Scheiße.

»JJ! Halt die Klappe!«, zische ich, als er erneut abgehackte Köpfe und vergrabene Leichen murmelt. Gott sei Dank bringt John B ein neues Gesprächsthema ins Rollen.
Hinter einem dichten Busch mitten im Garten dieser angeblichen Mörderin gehen wir in Deckung.
»Also der Plan ist, das Wasser zu finden, was Denmark in seinem Brief geschrieben hat.«
»Und was für Wasser? Teich? See? Brunnen? Es gibt so vieles.«, brummt Pope, wobei wir alle JJs Beitrag ignorieren.
Bong-Wasser.

𝖣𝖴𝖲𝖪 𝖳𝖨𝖫𝖫 𝖣𝖠𝖶𝖭; 𝐣𝐣 𝐦𝐚𝐲𝐛𝐚𝐧𝐤Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt