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Nathaniel 

Nathaniel Farrel winkte schüchtern Mrs. Lavender zum Abschied zu, einer alten Dame, die die Besitzerin der örtlichen Bibliothek war, in der er arbeitete. Die Dame schenkte dem schüchternen Jungen ein Lächeln, die Haut um ihre Augen runzelte sich, als sie ihn daran erinnerte, die Tür aus Sicherheitsgründen abzuschließen. Mit einem Nicken winkte er sie schnell ab, damit er sich wieder an die Arbeit machen konnte. Er musste sich konzentrieren, wenn er die späte Nachtschicht beenden wollte, ohne sich selbst in den Wahnsinn zu treiben. Langsam hatte die Bibliothek begonnen, sich zu leeren. Die einzigen beiden Leute, die sich noch im Laden aufhielten, waren ein Stammkunde, Lucas, der sehr gut aussah, wenn Nathaniel es wagte, an ihn zu denken.

Er war in den großen und schlanken Jungen verknallt, seit Lucas kühl durch die Glastüren der Bibliothek eintrat und alle Mädchen dazu brachte, stehen zu bleiben und in Ohnmacht zu fallen, weil er so süß war. An diesem Tag schien sich die Aura in der Bibliothek zu verändern, als ob die Atmosphäre auf den Kopf gestellt wurde. Statt nach Zigarren und giftiger Luft roch es plötzlich süßlich, nach Pfefferminze, ein Duft, der sich Zugang zu Nathaniels Lunge verschaffte. Es machte ihm Lust, den Jungen jeden Tag zu sehen. Zu seiner Bestürzung konnte er das nicht. Nathaniel erinnerte sich noch immer an das erste Buch, das Lucas sich ausgeliehen hatte; Little Women, das Kribbeln, das er auf seiner Schulter spürte, wenn der größere Junge darauf tippte, als Versuch, die Aufmerksamkeit des Arbeiters zu gewinnen.

Er hatte Nathaniel um Hilfe gebeten, weil er sich scheinbar schon verirrt hatte, als er versuchte, das Buch zu finden, das er lesen wollte. Mit aufgeregtem Gesicht und verschwitzten Handflächen hatte Nathaniel sich beeilt, Lucas bei der Suche nach dem Buch zu helfen, und dabei an den langen Ärmeln seines roten Lieblingspullis gezerrt, der durch zu häufiges Waschen inzwischen seine Farbe verloren hatte. Er hatte dem größeren Jungen nicht einmal in die Augen geschaut, sondern nur heimliche Blicke auf ihn geworfen, wenn er nicht in seiner Nähe war.

Seit diesem Tag beobachtete und mochte Nathaniel Lucas aus der Ferne und schwärmte von seiner freundlichen und sanften Art gegenüber jedem, dem er begegnete, ein kleines und freundliches Lächeln auf sein Gesicht geklebt, als wäre es permanent da. Es erstaunte ihn, dass er Lucas nie ohne dieses jungenhafte Lächeln gesehen hatte. Aber Nathaniel war sich bewusst, dass er keine Chance hatte, Lucas' Herz zu gewinnen. Er war sich sicher, dass der größere Junge kerzengerade war, und der Anblick von Lucas, der den Kundinnen zuzwinkerte, zerrte an seinen Gefühlen.

Außerdem war Nathaniel zu klein und kurz, um von beiden Geschlechtern gemocht zu werden. Er war auch untergewichtig. Mit einer Körpergröße von 1,70 m würde er auf der Straße unbemerkt bleiben. Aber im Laufe seines Lebens hatte er gelernt, sein körperliches Selbst zu akzeptieren. Es spielte keine Rolle, dass ihn niemand romantisch liebte, denn er hatte Mrs. Lavenders schwarzfelliges Kätzchen, Satan. Der Spitzname des miauenden Kätzchens war Rumpelstilzchen, ein Spitzname, mit dem Nathaniel das Kätzchen gesegnet hatte. Satan war ein kleiner Teufel, der immer um Nathaniels Füße herumlief, was den Jungen dazu brachte, vorsichtig zu sein, um nicht auf das Kätzchen zu treten. Das führte aber nur dazu, dass er stolperte oder aus Unachtsamkeit gegen etwas stieß.

Lucas' Verabschiedung, die durch das leere, aber große Gebäude hallte, brachte ihn zurück in die Realität, seine Augen weiteten sich, als er ein schüchternes Lächeln auf seine Lippen zwang. "H-Habe ein schönen Tag  I-I meine Nacht! U-um gute Nacht?" Nathaniel platzte heraus, seine schimmernden Augen weiteten sich, als er sich dafür schimpfte, dass er so ein Tollpatsch war. Lucas gluckste amüsiert und winkte ihm zu, bevor er an den Glastüren vorbei  ging.

Nathaniel schlug sich selbst, die Wangen vor purer Verlegenheit gerötet.  Er schimpfte laut mit sich selbst und biss die Zähne zusammen.  Er hat sich Lucas gegenüber immer blamiert und er hasste seinen Fehler.  Er ignorierte den peinlichen Moment vorerst, seine getönten Wangen waren noch immer leuchtend rot.

Nathaniel fühlte sich plötzlich allein und spürte, wie das Bedauern in ihm aufstieg. Er bereute es, die Schicht übernommen zu haben. Er war erschöpft davon, den ganzen Tag Bücher zu sortieren, und brauchte das zusätzliche Geld, um sich in seiner kleinen Wohnung durchzubringen. Außerdem konnte er zu Mrs. Lavenders Hundeblick nicht nein sagen, als sie ihn bat, die Schicht zu übernehmen. Sie war auch verzweifelt. Also sagte Nathaniel ohne zu zögern zu.

Nathaniel war ein Junge mit vielen Talenten. Aber die Tatsache, dass er keinerlei soziale Fähigkeiten hatte, hatte ihn in einer anständigen, aber nicht so tollen Universität gelandet. Er hatte vor kurzem seinen Abschluss gemacht und arbeitete nun in der Bibliothek, wobei er so viele Schichten übernahm, wie er konnte, um so viel Geld wie möglich mit einem so schlecht bezahlten Job zu verdienen.

Nathaniel liebte das Zeichnen. Er hatte viele seiner Kunstwerke an den Wänden aufgehängt und bewunderte, wie sich die Farben zu tollen neueren Schattierungen mischten, manche dunkler, manche heller. Er liebte es und war dankbar, dass er so ein schönes Talent hatte.

Er seufzte vor sich hin und nahm die Organisation der Bücher wieder auf, die er alphabetisch ordnen musste. Da Nathaniel im Vergleich zu anderen Jungen sehr klein war, hatte er eine gigantische Leiter, die ihm half, die oberen Regale zu erreichen.

Mit einem Stöhnen kletterte er hinauf, ein paar Bücher in der Hand, die ins Regal mussten. Wenn er die Leiter hochkletterte, schaute er manchmal hinter sich, um zu sehen, ob jemand da war. Obwohl der Laden abgeschlossen und sicher war, war er paranoid, dass jemand oder etwas zufällig auftauchen und ihn verschlingen würde.

Er stellte die Bücher in das Regal und schlurfte zurück auf den flachen Boden. Dann wiederholte er, was er getan hatte. Es war spät in der Nacht, und Nathaniel gähnte alle paar Sekunden, wobei seine babyblauen Augen ein bisschen röter als sonst aussahen. Er hatte einen sehr ausgeleierten roten Pullover an, der seinen kleinen Körper den ganzen Winter über warm hielt.

Nathaniel hatte sich zu den Büchern begeben, die mit dem Buchstaben G begannen, als er draußen vor dem Laden leises Gemurmel hörte. Er war verwirrt; es war fast 3 Uhr morgens. Er schüttelte es jedoch ab und nahm an, dass es ein paar Teenager waren, die herumalberten und Wände besprühten.

Gerade als er von der Leiter heruntersteigen wollte, hörte er die Glastüren knarrend aufgehen, eine raue Stimme sprach leise: "Nun, das war ganz einfach."

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Hellu wie geht's euch? ♡

Ich denke das ich hier oft updaten werde kommt drauf an wie schnell ich die Kapitel übersetze ♡

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Wanted by the Mafia GERMAN TRANSLATION✔️Where stories live. Discover now