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Liams Aufschrei des blanken Entsetzens hallte noch immer in meinen Ohren wider, als mich die beiden Typen, nachdem wir unter einigen Umwegen gegen diverse Möbelstücke und alle zur Verfügung stehenden Wände den Personalraum durchquert hatten, durch die Hintertür des LPs stopften und dabei jeden meiner Verteidigungsversuche zu verschwendeter Energie werden ließen.

Kalte Nachtluft schlug mir entgegen, zusammen mit der gähnenden Dunkelheit und dem charakteristischen, rauchigen, leicht schimmeligen Geruch des Hinterhofs.

Lediglich die einzelne Laterne an der Ecke bei den Müllcontainern spendete ein wenig Licht, das dem gesamten Ort mit seinem goldenen, aber dennoch kalten Schimmer eine gespenstische Atmosphäre verlieh.

Doch das alles war mir im Augenblick vollkommen egal.

Das Einzige, was in dieser Sekunde eine Rolle spielte, war dieser lächerlich muskulöse Typ mit dem kahlrasierten Kopf, ähnlich dem von Rod, der mich nun grob gegen die raue, kalte Wand des Clubgebäudes schleuderte.

Hart kollidierte mein Hinterkopf mit der massiven Mauer, ließ mich einmal mehr Sterne sehen und meine Gegner zum wiederholten Male verfluchen.

Ich saß in der Scheiße.

Und zwar so richtig tief, bis zum Hals, wenn nicht sogar noch ein Stück höher.

Vage nahm ich das Splittern und Klirren und die Schläge, die unverkennbaren Kampfgeräusche und die Rufe zur Kenntnis, die gedämpft durch die offene Tür hindurch auf den Hinterhof schallten und meinen Kopf dazu zwangen, sich allerlei Horrorszenarios auszumalen.

Offenbar setzte Liam all seine verbliebenen Kräfte ein, um sich gegen Rod und dessen Leute zur Wehr zu setzen, um dieser Situation noch irgendwie ein erträgliches Ende zu setzen – auch wenn es schlichtweg hoffnungslos war.

Wie zur Hölle sollte er einen so ungleichen Kampf denn auch gewinnen?

Richtig, überhaupt nicht.

Zumal Psycho-Zayn vermutlich nutzlos in der Ecke stand, sich heulend im Selbstmitleid suhlte und sich für keine Seite entscheiden konnte. Wobei ich an der Stelle bezweifelte, dass Liam auch nur ansatzweise mit Unterstützung seines Freundes gerechnet hatte.

Nicht, nachdem dieser Rod auf den Plan gerufen und dafür gesorgt hatte, dass nun alles den Bach hinunterging.

Was genau er sich mit dieser Aktion erhofft hatte, war mir in diesem Kontext noch immer ein Rätsel. Natürlich hatte er geglaubt, das Richtige zu tun, indem er Rod auf mich aufmerksam machte – er hatte mich als Polizist als Risikofaktor gesehen, den er aus dem Weg haben wollte, bevor Rod von sich aus auf ihn aufmerksam werden konnte.

Gleichermaßen hätte ihm aber klar sein müssen, dass er Liam damit keinen Gefallen tat. Nicht, wo er eigentlich wusste, wie Rod tickte und wie aggressiv er agierte, sobald etwas nicht zu vollen hundert Prozent nach seinem Plan verlief.

Letztlich hatte Zayn lediglich erreicht, dass das Ganze noch viel, viel schlimmer geworden war.

Vor allem für mich.

„Okay, kleiner Bulle." Kahlkopf trat näher, einen fast schon gelangweilten Ausdruck im Gesicht, während er träge auf einem Kaugummi herumkaute. Rods schallgedämpfte Waffe drehte er geschickt zwischen seinen Fingern umher.

Die Selbstverständlichkeit, mit der er an diese Situation heranging, war Beweis genug dafür, wie oft er mit solchen Aufträgen konfrontiert wurde. Und wie er diese ausführte, ohne mit der Wimper zu zucken.

Unfassbar, welches Klientel Rod um sich geschart hatte, um sein Streben nach Prinzipien und Geld in die Tat umzusetzen.

„Irgendwelche letzten Worte?"

Undercover (Niam)Where stories live. Discover now