- 22 -

531 64 94
                                    


Das Herz schlug mir bis zum Hals, als ich am Mittwoch bereits eine halbe Stunde vor offiziellem Schichtbeginn das LP betrat.

Nach meinem Abgang am Sonntagnachmittag hatte ich keinen Kontakt mehr zu Liam gehabt – weder hatte er sich bei mir gemeldet, noch hatte ich selbst Initiative ergriffen. Vermutlich war er felsenfest davon ausgegangen, mich hier nie wieder zu Gesicht zu bekommen – und wenn doch, dann nur in Uniform und in Begleitung meiner Kollegen, inklusive einem Paar Handschellen und einem Durchsuchungsbeschluss.

Um ehrlich zu sein, war ich mir selbst nicht ganz sicher gewesen, auf welche Art und Weise ich das nächste Mal einen Fuß über die Türschwelle dieses Ladens setzen würde.

Nun gut. Hier war ich. Auch wenn wahrscheinlich keiner von uns so richtig damit gerechnet hatte.

Dementsprechend groß wurden seine Augen, als er mich in meiner üblichen Alltagskleidung an der Tür erspähte – ohne zehn meiner Kollegen im Gepäck zu haben.

Schlagartig ließ er das Tablet fallen, mit dem er die Getränkebestellungen aufzugeben pflegte, um dann wie in Trance die Bar zu umrunden und über die Tanzfläche hinweg auf mich zuzukommen.

In seinem Gesicht stand die blanke Fassungslosigkeit, seine Lippen waren zu einem lautlosen Oh geformt.

„Niall! Was-..."

Ich ließ ihn nicht ausreden. „Moment."

Kaum waren wir in der Mitte der Tanzfläche direkt voreinander zu einem Halt gekommen, stach ich ihm dem Zeigefinger in die Brust.

„Okay, Payne. Hör mir gut zu." Ich nagelte seinen Blick mit meinem fest. „Mach deinen Scheiß. Mach ihn einfach. So, wie du es immer geplant hattest, und ich werde dich nicht daran hindern. Aber halt mich aus der Sache raus. Ich will nichts, absolut gar nichts davon wissen. Kapiert?"

Einige Sekunden lang starrte Liam mich nur an.

Seine Augen huschten über mein Gesicht hinweg, versuchten ganz offensichtlich, meine Mimik nach versteckten Regungen zu analysieren, doch in Anbetracht dessen, dass seine Verwirrung daraufhin noch größer zu sein schien, war er nicht fündig geworden.

Was?! Aber, Niall ... du-..." Seine Finger zuckten in meine Richtung, als müsste er sich mit allen Mächten davon zurückhalten, nach meinen Händen zu greifen oder auf andere Art und Weise Körperkontakt zu suchen – etwas, das er immerhin oft und gern getan hatte. Es schien ihn auf mehreren Ebenen gleichzeitig zu schmerzen, sich nun davon zurückhalten zu müssen.

Schließlich gab er ein nervöses Lachen von sich. „Bist du ... bist du sicher? Ich weiß, das ist genau das, was ich eigentlich wollte, aber ich hatte fest angenommen, dass-..."

„Dass ich meinen Kollegen reinen Tisch mache und dann seelenruhig dabei zusehe, wie du von deinen Dealerkumpanen halb totgeprügelt wirst?" Ein freudloses Schnauben verließ meinen Mund. „Sieht ganz so aus, als hätte ich dich dafür doch zu gern."

Erneut herrschte kurzes Schweigen.

Liam schluckte schwer. „Niall, ich weiß nicht, was ich sagen soll."

„Dann sag einfach nichts." Mit diesen Worten wollte ich mich an ihm vorbeidrängen, um den Personalraum aufzusuchen – und auch, um das bittere Gespräch zwischen uns, das ganz dringend ausstand, noch ein Weilchen aufzuschieben – doch Liam hielt mich mit sanfter Gewalt zurück.

„Warte." Unruhig biss er sich auf die Lippe, schien dann jedoch zu beschließen, dass das hier der falsche Zeitpunkt war, um ewig um den heißen Brei herumzudrucksen. „Es tut mir leid. All das."

Undercover (Niam)Nơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ