Kapitel 1

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„Odette, steh auf, du kommst zu spät zur Arbeit." Ich ziehe mir gequält die Decke über meinem Kopf.

„Noch 5 Minuten." Das meiste, was Odette hasst, ist es morgen früh aufzustehen.

Wenn sie eine Wahl hätte, dann würde sie erst um 12 Uhr aufstehen.

„Nein, Odette, nicht 5 Minuten." Ich kenne kein Mädchen auf der Welt, das so faul ist wie du.

„Du kannst auch nicht jedes Mädchen auf dieser Welt kennen". Ich schmeiß die Decke zu meiner rechten Seite weg von mir. Ich liebe meine Mutter, aber manchmal kann sie echt meine Geduld auf die Spitze bringen.

„Gut, dass du wach bist". „Nimm deine Frühstückbox, bevor du gehst, ich habe leider keine Zeit, dir Gesellschaft zu leisten."

Ein kleines Lächeln spiegelte sich auf meinem Gesicht.

Das Essen von Mom ist mehr als 5 Sterne wert. Und jeder, der was anderes sagt, leidet unter Geschmacksverirrung. Selbst wenn ich so müde und genervt wie jetzt bin, kann mir die Freude Ihres Talents als Köchin ein Lächeln ins Gesicht schenken. Oder sollte ich eher sagen, dass ich das Glück habe, da sie für mich kocht?

„Mom", sie dreht sich noch mal um und wartet auf das, was ich zu sagen habe. Sie ist jeden Morgen in Eile, obwohl sie jeden Morgen um 5 Uhr aufsteht.

„Ja?".

„Ich hab dich lieb." Ihre Gesichtszüge wurden weicher.

„Ich dich auch, Prinzessin".

Und schon war sie weg. Meine Mutter und ich leben alleine. Mein Vater hat uns verlassen, als ich 6 war.

Meine Mutter arbeitet schon ihr ganzes Leben, in diesem schlecht bezahlten Job. Und ich frage Sie immer, wieso Sie sich nicht einen anderen Job sucht.

Und ich kenne den Satz schon auswendig, also ihr könnt euch bestimmt denken, wie nervtötend das für mich ist.

Und zwar lautet der, ich zittere. Mit meinem Schulabschluss habe ich leider nicht so viele Möglichkeiten.

Wo ich mir aber dann denke. Nicht jeder achtet auf den schriftlichen Kram. Vielleicht reicht es auch einfach, wenn man sich bemüht.

Oder etwa nicht? Tellerspüler werden zu Kochs, oder Putzfrauen werden zu Millionären. Sowas passiert doch heutzutage öfter oder etwa nicht? Das steht doch überall in den Zeitungen.

Aber wozu noch darüber reden, sie macht, was sie für richtig hält. Ich habe kein Recht, mich da einzumischen, leider. Auch wenn ich einiges anders gemacht hätte. Ich kann mir auch denken, dass sie das sehr gut weiß. Ich habe es ihr früher oft gesagt. Deswegen hatten wir uns früher oft gestritten. Irgendwann hörte ich auf zu fragen.

Ich habe nicht aufgegeben, ich habe nur Angst, dass wir uns deswegen wieder streiten. Die Diskussionen sind immer schlecht ausgeartet. Ich will nicht mit ihr streiten.

Naja wie auch immer. Keine Zeit zum Nachdenken. Kaum war ich frisch geduscht, ging ich zur Küche und nahm meine Essensbox.

Wenn ich mich beeile, kriege ich vielleicht noch den Bus, der nur einmal pro Stunde kommt. Ich habe einen Führerschein, kann mir aber kein Auto leisten. Das ist leider so, aber ich werde mich jetzt nicht selber bemitleiden, das habe ich früher zu oft getan.

Verschwitzt saß ich im Bus, da ich gerannt bin wie eine Irre.

Sonst hätte ich noch eine Stunde in der Kälte gewartet. Und ich und Kälte sind nicht grade die besten Freunde.

Eine Stunde später

„Guten Tag, ich hätte gerne ein Topf Ramen mit Kimchi." Wie kann man um 9 Uhr morgens Kimchi essen? Versteht mich nicht falsch. Ich liebe Kimchi-Ramen, aber nicht zum Frühstück.

𝐒𝐥𝐨𝐰𝐥𝐲 𝐅𝐚𝐥𝐥𝐢𝐧𝐠Where stories live. Discover now