Kapitel 8

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Als ich diese Nacht in meinem Bett lag, konnte und wollte ich einfach nicht einschlafen. Das Problem war nämlich folgendes: Kai hatte eine Freundin, ich hatte eine Freundin und war trotzdem in Kai verknallt. Warum eigentlich? Er war ein Arschloch, ein Angeber, er rauchte und ganz oben drauf, war fast die ganze Schule in ihn verliebt. Ich meine...ich hab es schon immer süß gefunden, wenn er mir Spitznamen wie 'Greenie' oder so gab, aber warum hat er mir die eigentlich gegeben? Ich meine...es war kein großes Geheimnis, dass er mich nicht so gut leiden konnte, aber wenn man jemanden nicht gut leiden kann, dann gibt man ihm doch keine süßen Spitznamen? Ok...ich gebe zu, dass ich heute früh eifersüchtig war. Danach hab ich ja sogar eingesehen, dass meine Gefühle für ihn nicht mehr vor mir selbst zu verstecken waren. Aber vielleicht war es ja auch nur so eine Phase. Es ist vielleicht nicht so schlimm, wie ich es mir einbilde. Ok...es ist schlimm. Weil welcher normale Mensch in einer glücklichen Beziehung, verliebt sich nebenbei noch in eine andere Person. Rumi ist so ein nettes Mädchen, sie ist wie eine Prinzessin und ich könnte ihr niemals das Herz brechen. Kai ist sowas wie eine böse Verführung, doch ich werde ihr standhalten. Ich muss. Weil wenn ich der Verführung nicht standhalte und ihm meine Gefühle gestehe, hasst er mich noch mehr, ich würde Rumi verlieren und vielleicht auch Nya als Freundin, weil sie die Schwester von Kai ist. Durch Nya, müsste dann auch Jay Abstand von mir halten und Cole würde bei Jay bleiben. Bei Zane bin ich mir nicht wirklich sicher, aber vielleicht würden ihn die anderen dann gegen mich aufhetzten. Also wäre es schlussfolgerlich das schlimmste, was ich tun könnte. Ich drehte mich auf die Seite und fiel nach langer Zeit in einen unruhigen Schlaf, aus dem ich häufig aufschreckte und mich dann erst wieder beruhigen musste.

Als endlich der nächste Morgen eingebrochen war und ich endlich aus meinem Bett entflüchten konnte, ging es mir richtig mies. Meine Klamotten, die aus einem dunkelgrünen T-Shirt und einer schwarzen zerlöcherten Jeans bestanden, passten perfekt zu meiner Stimmung. Grieskrämig rührte ich in meiner Müslischüssel herum. Meine Mutter kam gerade zur Küchentür rein, und auch sie sah nicht gerade ausgeschlafen aus. Ich war gestern gleich nachdem ich von der Schule gekommen war, in mein Zimmer gegangen. Meine Mutter hatte mir dann nur noch kurz Essen hochgebracht und ansonsten hatte ich nicht viel von unten mitbekommen. Meine Mum ließ sich mir gegenüber auf den Stuhl sinken und setzte wütend ihre Brille auf. Sie aß ihr Frühstück und murmelte ab und zu so Sachen wie "Kann ja wohl nicht wahr sein" oder "Schon seit Samstag Abend". Schließlich entschloss ich mich, sie zu fragen, was so schlimm wäre. "Falls es dir noch nicht aufgefallen ist...dein Vater ist seit Samstag abend nicht mehr zu Hause gewesen!" sagte sie aufgebracht. Ich dachte nach. Stimmt. Seit seiner Mission am Samstagabend, hab ich ihn nicht mehr gesehen. Meine Mutter schlug die Zeitung auf und las die aktuellen Schlagzeilen, ehe sie einen leisen Aufschrei von sich gab und mir die Zeitung reichte. ~Bande greift die Stadt erneut an~ darunter stand als kleinere Überschrift ~In der Zeit von Samstag bis Dienstag morgen 5 Angriffe in verschiedenen Teilen der Stadt~ und darunter konnte man Bilder von jedem dieser Orte sehen. Geschockt sah ich meine Mutter an, doch diese lächelte. "Jetzt wissen wir wenigstens, was dein Vater die ganze Zeit gemacht hat. Er hat wahrscheinlich auf dem Polizeirevier geschlafen, wenn er überhaupt geschlafen hat. Er wird sicherlich bald nach Hause kommen." sagte sie und räumte die Teller ab. "Aber diese Bande..." setzte ich an. "Nichts, was man nicht besiegen könnte." sagte meine Mutter gelassen. Ich nickte, doch so wirklich wollte ich ihr keinen Glauben schenken. Sie streichelte mir über die Wange. "Mach dir keinen Kopf wegen denen. Freu dich lieber auf Freitag mein Schatz. Dein Onkel Wu kommt extra zu uns in die Stadt." sagte sie. Stimmt...Freitag...mein Geburtstag. Ich seufzte. "Komm. Wir müssen los!" sagte meine Mutter plötzlich und ihr altbekanntes Lächeln und ihre Energie kehrten mit einem Mal wieder zurück. Ich stand auf und griff nach meiner Sporttasche und meinem Rucksack. Kaum lief ich in die Einfahrt, sah ich wie das (wohlbemerkt teure) Auto unserer Nachbarn gerade auf die Straße bog. Sofort erspähten meine Augen den Jungen auf der Rücksitzbank, der sich gerade durch die Haare fuhr und aus dem Fenster schaute. Wegen diesem Idioten, im wahrsten Sinne des Wortes, hatte ich heute Nacht viel zu lange wachgelegen. "Lloyd! Komm schon!" rief plötzlich jemand und kurz darauf heulte der Motor des Autos meiner Mutter auf, in welches ich mich noch im selben Augenblick setzte.

Vom gehassten zum geliebten-Greenflame ffWhere stories live. Discover now