Kapitel 7

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Ring! Ring!
Müde tippte ich auf meinem Handy rum, bis der Wecker endlich ausging. Warum müssen Montage nur immer so sein wie sie nunmal sind? Gähnend starrte ich an meine Decke, ehe ich mich dann doch langsam aufrappelte. Ich zog mich um und ging dann langsam runter ins Bad, wo ich meine Zähne putzte und meine, wie immer nach dem aufstehen, zerzausten Haare mit dem Kamm zu bürsten versuchte. Als auch meine Haare schließlich akzeptabel aussahen, lief ich wieder hoch in mein Zimmer und packte meinen Rucksack. Erst jetzt bemerkte ich, wie verdächtig ruhig es im ganzen Haus war. Keine Stimmen, keine laufende Dusche und niemand in der Küche, der sich irgendwas zu essen machte. Wenn ich es mir recht überlegte, hatte ich auch noch niemanden unten gesehen und dabei war es mittlerweile schon halb acht.

Und dann viel es mir wie Schuppen von den Augen. Meine Mum hatte heute einen Arzttermin und war deswegen schon um halb sechs fortgegangen. Mist! Das hatte sie mir doch gestern erst noch gesagt. Und der Bus, mit dem ich wohlbemerkt fahren musste, würde in fünf Minuten vorne an der Ecke halten.

Ich griff nach meinem Rucksack und rannte aus dem Haus. Ich hörte, wie die Haustür hinter mir zuklatschte und sah, wie der Bus gerade an der Ecke vorne hielt. Ich beschleunigte mein Tempo um ein vierfaches und meine Bücher im Rucksack klapperten wild. Jetzt war ich nur noch fünfzehn Meter vom Bus entfernt und konnte das Gesicht des Busfahrers schon sehen, der mich spöttisch angrinste und den Knopf, der die Türen schloss drückte. Jetzt waren es Gott sei Dank nur noch zehn Meter...fünf...drei...zwei...und mit dem letzten Schritt kam ich gerade noch so in den Bus, ehe die Türen mit einem komischen Geräusch hinter mir zukrachten. Der Busfahrer verdrehte die Augen und zeigte widerwillig und ohne mir auch nur eines Blickes zu würdigen nach hinten. Langsam lief ich durch den Gang des Buses und jeder Platz den ich ansah, wurde zugestellt und jede Person, der ich in die Augen sah, guckte mich schief an. Nur in den hinteren Reihen, wo die ganzen Außenseiter saßen, war noch Platz und jeder Bot mir seinen Nebensitz an. Mit einem schiefen Lächeln ließ ich mich schließlich auf einen Platz neben einem alten Mann sinken. Er schaute aus dem Fenster und rückte ab und zu seine Melone zurecht, die im Gegensatz zu seiner restlichen Kleidung viel zu schick aussah.

Er hatte einen dreitage-Bart und auf seiner knubbeligen Nase saß eine kleine Brille, die so alt aussah, wie der Mann selbst. Er trug ein kariertes Hemd und dazu kurze graue Shorts, die mit Hosenträgern hochgehalten wurden. Eine silberne Armbanduhr und ein Paar brauner Halbschuhe rundeten das Outfit ab.

Meine Güte, wenn Kai mich hier hinten bei diesen ganzen Außenseitern und dem komischen alten Mann hätte sehen können, wäre er entweder an einem Lachanfall gestorben oder seine Handy hätte zu brennen angefangen, weil er in einer noch nie zuvor dagewesenen Schnelligkeit seinen kompletten Speicherplatz nutzen würde, um so viele Bilder wie möglich von mir zu bekommen und gleichzeitig alle seine Kontakte informieren zu können, wo und mit wem ich hier saß. Also war es schlussfolgerlich sehr gut, dass Kai nicht Bus fuhr und dass wir es nicht mehr weit bis zur Schule hatten.

Als ich im Klassenzimmer ankam, brach erstmal der gewohnte Lärm auf mich ein. Die Mädchen schwatzten und kicherten laut miteinander, manche Jungs redeten lautstark über Sportspiele, die am Wochenende stattgefunden hatten und andere beschwerten sich über die Hausaufgaben. Als sich mein Blick nach hinten richtete, bemerkte ich Kai. Er stand an der Wand und knutschte gerade mit Skylor rum. Mein Magen krampfte sich zusammen, auch wenn ich nicht wusste warum. Ich setzte mich auf meinen Platz, der wohlbemerkt direkt vor diesen beiden war und aufeinmal wurden meine Augen feucht. Begann ich jetzt etwa zu weinen?! Was war denn jetzt plötzlich mit mir los?! Panisch guckte ich mich um und merkte, wie mir die erste Träne die Wange runterlief. Sofort sprang ich auf und rannte, so schnell mich meine Beine trugen nach draußen. Als ich in einer kleinen Ecke stehen blieb, von der aus mich niemand sehen konnte, kniete ich mich langsam nieder. Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und guckte wütend und traurig zugleich an mir runter. Ich wusste jetzt genau warum ich geweint hatte. "Ist ja ok..." flüsterte ich mir selbst zu. "Ist ja ok!" sagte ich nun lauter zum Himmel rauf. "Ich hab es akzeptiert!" rief ich nun. "Ich habe mich in Kai verliebt!" Während ich das sagte, wurde meine Stimme immer leiser und mein Blick senkte sich. Es fühlte sich erstaunlich besser an, sich seine wahren Gefühle von der Seele zu reden, anstatt sie zu verdrängen. Langsam stand ich auf. Mir ging es wieder besser, auch wenn ich heute Abend viel nachzudenken hatte und meine Tränen waren nun endgültig weggewischt. Langsam lief ich zurück in die Schule, als es plötzlich klingelte. Jetzt lief ich schneller...ich rannte. Schnell riss ich die Klassenzimmertür auf und schaute rasch in den Raum. Der Lehrer war noch nicht da...gut. Hastig huschte ich auf meinen Platz und kramte meine Sachen aus dem Rucksack. Im selben Moment kam eine rundlichere, freundlich lächelnde Frau in den Raum. Es war unsere Sekretärin. "Guten Morgen." sagte sie freundlich, "Euer Lehrer ist leider kurzfristig krank geworden und ihr habt zwei Freistunden. Ich soll euch aber von eurer Geschichtslehrerin ausrichten, dass ihr doch bitte für die Arbeit in der dritten Stunde lernen sollt." Ein Raunen und genervtes Stöhnen ging durch die Klasse. "Aber ich denke, wenn ihr die erste Stunde was anderes macht, dann reicht die zweite Stunde sicherlich auch noch um zu lernen." sagte sie, zwinkerte uns zu und verließ den Raum wieder. Ein paar der klugen Köpfe aus der Klasse, setzten sich in eine Ecke des Raumes  und begannen in ihren Geschichtsbüchern und -heftern jede Seite durchzulesen und zu wiederholen, auch wenn sie schon alles wussten. Ich drehte meinen Kopf nach vorne und sah zu meinem Erschrecken, dass Morro plötzlich auf mich zukam. Oh nein! Panik! Nein! Lieber keine Panik! Hier im Klassenraum kann er mir nichts anhaben! Gerade, als er nur noch zwei Bankreihen entfernt war, und ich trotzdem langsam immer mehr Panik bekam, schauten mir zwei altbekannte blaue Augen entgegen. Es waren dieselben blauen Augen, die mir auch an meinem ersten Schultag entgegen geguckt hatten. Jay lächelte mich an und setzte sich dann mir gegenüber. Dadurch, dass ich jetzt Gesellschaft hatte, lief Morro mit einem wütenden Blick wieder zurück auf seinen Platz. "Hey Lloyd, du hast hier so alleine gesessen, also dachte ich mir, vielleicht willst du ja Gesellschaft." sagte Jay. Ich nickte erst zögerlich, doch dann lächelte ich ihn ebenfalls an. Plötzlich gesellte sich auch noch der schwarzhaarige Junge namens Cole zu uns, der den klügsten Jungen der Klasse, Zane, im Schlepptau hatte. Die beiden setzten sich auch neben mich und so kamen wir alle vier ins Gespräch. Die drei waren echt lustig und es war super, mal Leute zum Reden zu haben. Nach einer viertelen Stunde saß auch noch Nya mit am Tisch und ich fing es langsam an zu genießen, dass sich, für meine Verhältnisse, so viele Leute gleichzeitig zu mir gesetzt hatten. Und dann sagte Jay etwas, von dem ich so überrascht war, dass ich erst kaum ein Wort rausbekam "Du Lloyd...du bist ein echt netter Typ und wenn ich ehrlich bin, hätte ich dich super gerne als Freund...könnte ich vielleicht deine Nummer kriegen?" (Okeee, dass könnte man auch in eine andere Richtung deuten, aber Jay hat es freundschaftlich gemeint^^) Geschockt sah ich ihn an. Plötzlich stimmten ihm alle zu und jeder wollte mit mir befreundet sein. "Wir könnten uns ja am Freitag in dem Restaurant von Skylor's Vater treffen." schlug Nya vor. "Die besten Nudeln der Stadt..." ergänzte Cole und rieb sich den Bauch. Alle lachten. Und dann schauten mich alle erwartungsvoll an. Mit einem Mal riss ich mich selbst aus meiner Trance und nickte begeistert. Schnell diktierte ich den anderen meine Nummer und so schnell hatte ich neue Freunde in der neuen Stadt gefunden.

Hi! Der gewünschte nächste Teil ist da und ich hoffe natürlich weiterhin, dass euch die Geschichte gefällt! Ich möchte die nächsten Kapitel erstmal noch ein bisschen ruhiger und fröhlicher machen und dann kommt in den späteren Kapiteln langsam mein eigentlicher Plan für die Geschichte, aber ich will noch nicht zu viel verraten. Im nächsten Kapitel kommt am Ende noch ne Kleinigkeit, die vielleicht ein bisschen Drama noch mit reinbringt, aber wie gesagt, ich verrate nichts weiteres. Wie immer: Danke für das krasse Feedback und allen noch einen schönen Tag. <3

Vom gehassten zum geliebten-Greenflame ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt