»Das Foto zeigt nur dich und deine Freunde.«, betrachtete ich das mir bekannte Bild.

Jack schmunzelte erneut. »Hast du die auf dem Foto wieder erkannt?«

»Ich vermute der eine ist Drake? Und die Frau hinter euch Elizabeth.«

Er nickte. »Und der blonde Junge auf meiner anderen Seite ist Jonathan, Matts großer Bruder.«

Wieso erzählte er mir von all dem?

»Wir drei sind zusammen aufgewachsen.«

»Ich habe keinen Jonathan kennengelernt?« Ich war mir sicher, dass ich nie von ihm im schwarzen Viertel gehört hatte.

»Während wir auf einer Mission waren, wurde er in einer Schießerei erwischt und wir konnten ihm nicht mehr helfen... Mir vertraute er schließlich Matt an. Ich musste ihm versprechen, mich um seinen kleinen Bruder zu sorgen, da er sonst niemanden hatte...«

Mein Herz wurde schwerer. Deswegen war er so heiß darauf, Matt heil nachhause zu bringen...

»Matt ist auch wie mein kleiner Bruder. Für ihn würde ich durch die Hölle gehen.« Er kam mir näher. »Deswegen tu ich das und deswegen brauche ich deine Hilfe. Darum bitte ich dich, mir nicht im Weg zu stehen.«

Ich blinzelte die aufkeimenden Tränen weg. »Ich werde dir nicht in den Weg treten.« Ich wollte ihm das Foto zurückgeben, aber er hob nur kurz die Hand, damit ich es behielt.

Er sah mich lange an. »Du vertraust mir nicht. Du glaubst immer noch, ich sei ein schlechter Mensch, oder nicht?«

Ich schwieg erst. »Ich kenne dich doch gar nicht. Ich erfahre erst jetzt, dass der schwarze Anführer dein Großvater ist...« Jack war der Enkel dieses Teufels. Musste ich mehr wissen?

»Mein Großvater- ich meine Bill Thomson - hat mich als Kind bei sich aufgenommen.«

Überrascht riss ich die Augen auf. Wollte er mir jetzt seine Lebensgeschichte erzählen?

»Vielleicht erinnerst du dich ja, was ich dir damals in meiner Hütte gesagt habe?«

Dass er als Kind von der Regierung dem Tod ausgesetzt worden war. Das hatte ich ihm damals nicht geglaubt gehabt.

»Die Regierung würde so etwas niemals tun.«

»Das haben sie aber. Und das nicht nur einmal, liebe Belle.«

Ich ignorierte die Gänsehaut, die mich überkam. »Nein«, hauchte ich und schüttelte den Kopf. »Kinder sind unschuldig. Die Regierung bestraft nur jene, die das Gesetz brechen, jene die eine Gefährdung für die Bürger Coloris darstellen.«

»War ich das?«

Ich blickte auf, direkt in seine Augen. »Woher soll ich das wissen?«

Seine Augen, die anfangs belustigt wirkten, wurden mit einem Mal todernst als er sich zu mir vor lehnte. So weit vor, dass unsere Gesichter nur Zentimeter von einander entfernt waren.

»Ich war erst vier als mir irgendwelche Beamte das schwarze Armband aufzwangen und mich tief in den Wald schleppten. Sag mir, Belle, was könnte diese Beamten dazu getrieben haben einen Vierjährigen alleine hungernd im Wald zurückzulassen?«

»I-Ich weiß e-es nicht-«

»Welches Gesetz habe ich denn verbrochen? Wenn du es weißt, sag es mir, denn ich weiß es nicht!«

Ich zitterte. Ob nun aus Angst oder von dem Schrecken, den er mir gerade erzählte, wusste ich nicht, aber ich zweifelte nicht an dem, was er sagte. Schließlich hatte ich gesehen, was Blaue imstande waren.

Red Princess - Die Suche nach der Roten PrinzessinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt