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„Wenn du mich geliebt hättest, wärst du bei mir geblieben."
*
Lilli

Die Treppen überwinde ich nur mit großer Anstrengung. Ich laufe hinter den anderen, die drei Stufen Vorsprung haben. Mit jeder Stufe klopft mein Herz schneller. Zitternd stütze ich mich am Geländer.
Juli merkt es und wartet, bis ich ihn aufgeholt habe. „Du wirst aber nicht wieder kotzen, oder?", fragt er und lacht. Wenn ich jetzt nicht so neben mir stehen würde, hätte ich ihn dafür geboxt. Stattdessen schenke ich ihm ein schwaches Lächeln.

Juli bleibt bei mir, auch als wir bereits die Stimmen hören. Ich werde langsamer, als ich Markus Stimme höre. „Du schaffst das.", muntert mich Juli auf.
Ich nicke und lasse die letzte Stufe hinter mir.

Es scheint, als würde mein Herz einen Schlag auslassen, als ich Markus erblicke. Er hat sich kein bisschen verändert. Seine Haare, sein Lächeln, mit dem er die anderen freudig umarmt, sind noch immer gleich. Selbst seine Augen strahlen noch immer.
Ich dachte, ich würde auf einen ungepflegten, traurige Jungen treffen. Aber das genaue Gegenteil ist der Fall. Markus geht es gut. Und auch wenn es unglaublich egoistisch ist, habe ich gehofft, dass es ihm schlecht geht. Ich habe gehofft, dass er durch die selbe Hölle gegangen ist, durch die ich musste.
Es versetzt mir einen Stich, als ich merke, dass ihm unsere Trennung nichts ausmacht.

Als sein Blick auf mich fällt, sammeln sich Tränen in meinen Augen. Verwirrt sieht er mich an. Er mustert mich von oben bis unten. Dann lächelt er. Locker lehnt er sich an den Türrahmen und verschränkt seine Arme. Ihn Lächeln zu sehen und anbei zu wissen, dass er es wegen mir tut, lässt den Schmerz verblassen.
„Und wer bist du?", fragt er und lächelt mich an.

Ich höre, wie mein Herz zerbricht. Ich spüre, wie der Schmerz in jedes Gelenk fließt und sich dort verankert. Ich spüre heiße Tränen über meine Wangen laufen und taumel einen Schritt zurück.
Hinter ihn streckt ein Mädchen den Kopf durch die Tür. Lächelnd mustert sie uns. „Wer sind diese Leute, Schatz?", fragt sie und versetzt mir einen weiteren Stich. Die Mauer um mein Herz ist endgültig gefallen.
Markus lächelt sie stolz an. „Meine alten Freunde.", erklärt er und küsst sie.

Ich blinzle durch die Tränen hindurch, sehe zu Juli, der seine Hand auf meine Schulter gelegt hat. Entschuldigend sieht er mich an. „Lilli, wir wussten nicht...", ich unterbreche ihn, indem ich mich umdrehe und die Treppe runter stürme. Dabei reiße ich beinahe eine Frau um, die mir verärgert hinter brüllt. „Lilli.", ruft mir wer nach, aber ich muss hier raus.

Ich reiße die Tür auf und renne die Straße entlang. Ich renne solange, bis mich der Schmerz in meiner Lunge zum stehen bringt. Schwer atmend laufe ich weiter.
Die Passanten gucken mich verwirrt an, als ich an ihnen vorbei laufe. Ich komme an einem Park an und laufe durch den Eingang.

Als würde das Schicksal mich hassen, ist das erste was ich sehe, ein Fußballfeld, auf dem Jugendliche sich den Ball hin und her kicken. Ich schaue weg und laufe weiter. Irgendwann setze ich mich auf eine Bank, die durch Büsche und Bäume geschützt steht.

Ich möchte Schreien. Meinen ganzen Frust und meine Trauer aus mir heraus brüllen, aber ich Schlurze nur. Ich schnappe nach Luft und schließe meine Augen.
Ich weiß nicht wie lange ich hier sitze, aber irgendwann sind die Tränen versiegt. Der Schmerz wird durch eine innere Leere ersetzt, als mit klar wird, dass Markus eine Freundin hat.

Als ich meine Augen öffne, hat sich jemand neben mich gesetzt. „Lilli?", Markus Stimme dringt in mein Ohr und ein meinem ganzen Körper stellen sich die kleinen Härchen auf. Ohne darüber nachzudenken stehe ich auf und will gehen, aber Markus greift nach meiner Hand. Seine Hand ist warm und bringt mich dazu stehen zu bleiben. Ich drehe mich um und erneut quellen Tränen aus meinen Augen.
Seine Augen fixieren mich und sehen mich besorgt an.

If love could feelOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz