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Verdammt, ich habe Markus geliebt.
*
Lilli

Die Stunden vergehen und es fließt immer mehr Alkohol. Die Stimmung ist ausgelassen. Überall tanzen die Leute und außer die Musik, hört man lediglich Gelächter.
Juli habe ich nicht mehr gesehen und auch niemanden sonst, der mich an meine Vergangenheit erinnern könnte. Ich habe mich dazu gezwungen an keinen der Namen zu denken. Natürlich habe ich das nicht geschafft, stattdessen habe ich soviel getrunken, dass es mir nichts mehr ausmacht.

Emelie habe ich irgendwann verloren. Seit dem sitze ich an der Bar. „Harter Tag?", fragt der Barkeeper, als er mir den nächsten Drink zuschiebt. Ich seufze und nicke. „Alkohol ist aber vielleicht nicht die Lösung.", meint er und trocknet ein Glas weiter ab. Ich hebe meinen Kopf und sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an. Abwehrend hebt er seine Hände und grinst. „Schon gut. Der Barkeeper ist vielleicht nicht der erste, der das sagen sollte.", er widmet sich anderen Leuten zu.
Ich drehe mich, mit dem Glas in der Hand, um und beobachte die tanzende Masse. Ich selbst wippe mit meinem Fuß zur Musik. Ich kenne die Musik nicht und um ehrlich zu sein, gefällt sie mir nicht. Aber der Alkohol in meinem Blut, lässt es mich dennoch genießen.

Die Abendluft ist angenehm kühl. Die Musik macht Stimmung und dieser Tequila Sunrise ist gar nicht mehr so schlimm. Allerdings habe ich auch die Vermutung, dass der Barkeeper mir nach den fünften Glas nur noch alkoholfreie Getränke serviert.
Grinsend nehme ich noch einen Schluck. Vielleicht ist meine Vermutung auch falsch.
Die Sterne erleuchten bereits den Himmel und der Mond strahlt auf die Terrasse herab. Die Sterne und den Mond mag ich bis heute am liebsten. Daran hat sich nur etwas geändert.

„Es ist eine schöne Nacht.", vor Schreck lasse ich fast mein Glas fallen. Perplex sehe ich zur Seite. Unerwartet schleicht sich ein Grinsen in mein Gesicht, als sich Juli neben mich stellt und in den Himmel starrt. Ich plane bereits meinen Fluchtversuch. Einfach durch die Menge, zu den Damentoiletten. Dort musste ich sowieso einmal hin. „Wie geht es dir?", fragt er. Als ich zu ihm sehe, sieht er mich an. Schnell sehe ich weg. Ich drücke mich von der Theke ab und will weiter gehen, aber Juli legt seine Hand auf meine Schulter. Er hält mich nicht wirklich fest. Ich könnte einfach einen Schritt an vorne machen und seine Hand wäre wieder unten, aber ich bleibe stehen.

Als er merkt, dass ich nicht weg gehen werde, dreht er mich um. Als ich ihn ansehe, merke ich den Alkohol. Mir wird schlecht. Ich würde mich am liebsten übergeben, aber stattdessen sehe ich ihn einfach an.
„Können wir vielleicht an einen ruhigeren Ort? Dann werde ich dir alles erklären.", sagt er. Er nimmt seine Hand von meiner Schulter und geht, ohne eine Antwort. Und ich? Ich folge ihm.
Er läuft an den Leuten vorbei und schiebt seine Hände in seine Hosentaschen. Selbst wenn ich nur seinen Rücken sehe, erkenne ich wie angespannt er ist.

Während dem ganzen Weg, bin ich am überlegen einfach einen anderen Weg einzuschlagen. Juli würde es nicht merken. Er schaut nicht einmal zu mir. Aber meine innere Stimme sagt mir, dass ich ihm zuhören soll. Ich habe keine Ahnung warum. Vielleicht um endlich vollkommen damit abzuschließen. Ich seufze, als ich ihm weiter folge.

Juli kommt in einer ruhigen Sitzecke zum stehen. Es ist das erste mal, dass er sich umblickt. Er lächelt mich überrascht an. Er hat nicht geglaubt, dass ich ihm folge.
Er setzt sich und ich bleibe unbeholfen vor ihm stehen. Das Gefühl, dass ich hier das falsche mache, wird stärker. „Wir haben dich vermisst.", sagt er und lächelt leicht. Ich schaue an ihm vorbei. Der Ausblick, so schön er auch sein mag, berührt mich nicht. Ich spüre lediglich eine Leere in mir. Ich hätte gehofft, dass ich wütend sein werde. Aber ich spüre nicht einmal Trauer. Nur diese kalte Leere. Ich schlucke.
Ich höre Juli seufzen. „Markus ist nicht hier.", sagt er. Als er seinen Namen sagt, tut es weh. Es versetzt mir einen Stich und erst jetzt merke ich, dass ich die ganze Zeit gehofft habe, dass er in meiner Nähe ist. Ich schaue zu Juli, der sich die Hände reibt. Er sieht unbeholfen aus, ich glaube sogar, dass ich Schmerz in seinen Augen erkenne.

If love could feelWhere stories live. Discover now