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Ich denke an Markus.
*
Lilli

Ich habe zwei Stunden geschlafen, habe tierische Kopfschmerzen und völlig vergessen, dass ich einen verdammten Job habe.
Dementsprechend sitze ich schlecht gelaunt am Kopierer und warte darauf, dass dieses Scheißding endlich seine Aufgabe erfüllt.

Der gestrige Tag hängt schwer in meinen Knochen. Nachdem Juli mich abgesetzt hat, bin ich leise duschen gegangen und habe mich anschließend ins Bett fallen lassen. Ich war schlichtweg zu müde, um weiter über Juli's Worte nachzudenken. Aber jetzt habe ich diese Zeit.
Die wilden Kerle haben sich aufgelöst. Das klingt so surreal. Als ich heute Morgen darüber nachgedacht habe, musste ich fast lachen. Ich habe sie kennengelernt und sie waren wie eine Familie. Ich hätte nie geglaubt, dass die sich einmal trennen werden. Juli hat stolz von seinem Verein erzählt und er wirkte auch glücklich, aber nicht so glücklich, wie ich ihn in Erinnerung hatte.

Endlich druckt der Drucker und spuckt die Kopien aus. Ich nehme die Kopien und die Originale und sortiere sie in die jeweilige Akte. Mein Blick fällt auf die Uhr. Noch eine halbe Stunde.
Seufzend schiebe ich die Akten wieder zurück.

Am schlimmsten sind Juli's Wörter über Markus hängen geblieben. Er hat gesagt, dass er mich noch immer lieben würde. Entgegensetzt zu gestern, bin ich heute wütend darüber. Nicht auf Juli, sondern auf Markus. Er liebt mich nicht. Sonst wäre er geblieben. Ich habe auf ihn gewartet. Ich habe ein Jahr damit verbracht ihm täglich nachzuweinen und habe gebetet, dass er mich aus dieser Drecksanstalt herausholen würde. Aber das hat er nie getan.
Er hat mir nicht einmal geschrieben. Er hat mich verletzt und jetzt bin ich mir sicher, dass ich ihn dafür schlagen würde. Dieser Idiot hat es verdient.
Juli würde ihn gern finden, um ihn beizustehen, ich würde ihm gerne eine Backpfeife geben.

Ich schütte, sie jeden Tag, den Rest meines Wassers in einen Blumentopf. Dann packe ich zusammen und verlasse das Gebäude. Jeden Tag fällt es mir schwerer dieses Gebäude zu betreten. Ich hasse alles an diesem Job. Es ist stinklangweilig, ich sitze den ganzen Tag auf einem Stuhl und es ist einfach ätzend.

Ich laufe die Straße entlang und gehe jedem Blick aus dem Weg. Gerade heute kann ich es nicht gebrauchen, mich wegen eines Fremden aufzuregen. Ich bin schon so wütend genug.
So schnell ich kann, laufe ich zu meiner Wohnung. Zu meiner Überraschung, steht Juli's Wagen vor der Tür und Juli steht grinsend daneben.
Verwirrt sehe ich ihn an und bleibe ein paar Meter vor ihm stehen. Aus dem Auto steigt Maxi aus, der grinsend auf mich zu kommt.

Perplex lasse ich ihn mich umarmen. „Das braun steht dir.", flüstert er mir zu, bevor er mich loslässt. Noch immer verwirrt stehe ich da und sehe zwischen den beiden hin und her. „Wir haben einen Plan.", grinst Juli und verschränkt seine Arme. Ein mulmiges Gefühl bildet sich in meinem Magen und lässt mich einen Schritt zurück treten. „Wir wollen Markus finden!", sagt Maxi und grinst breiter, als ich ihn je Grinsen sehen habe.
Ich sehe wieder zwischen den beiden hin und her. Ich schnaube und schüttele ungläubig mit meinen Kopf. Dann lasse ich die beiden stehen und gehe zur Haustür.

Es schmerzt sie stehen zu lassen, weil ein Teil von mir noch immer bei Markus sein will. Aber mein Stolz und meine Wut sind da anderer Meinung und darüber bin ich glücklich. Ich habe gewartet und jetzt werde ich ihn nicht suchen. Ungeduldig suche ich den Schlüssel in meiner Tasche.
Ich soll ihn suchen. Das ich nicht lache. Ich werde die ersten Gegenstände aus meiner Tasche. Müll, Lippenpflege, noch mehr Müll.
Juli kommt auf mich zu. „Lilli. Du vermisst ihn.", sagt er. Ich ignoriere ihn und suche weiter. Ich werde nicht nach ihm suchen. Verdammt, ich rede mir ein, dass ich ihn nicht vermisse. Aber als ich aufblicke und Maxi und Juli in die Augen sehe, bin ich mir da nicht mehr so sicher.

„Er braucht dich, sowie du ihn brauchst.", redet Maxi weiter auf mich ein. Ich seufze und sehe auf den Boden. „Lilli, du weißt, dass du ihn wieder haben willst. Bitte, bitte komm mit.", bittet mich Juli. Ich seufze und schüttele meinen Kopf. „Wir bitten dich nicht darum, ihn zu verzeihen. Wir bitten dich lediglich darum, einen alten Freund zu helfen.", sagt Maxi. Ich sehe zu ihm. „Ich habe ihn einmal gesehen. Ihm geht es dreckig.", erklärt Maxi.

Ich weiche einen Schritt zurück. Mein Hirn malt sich aus, wie Markus besoffen und dreckig in einer kleinen Wohnung hockt. Verheult und mit einem Bier in der Hand. Ich schüttele meinen Kopf, um die Bilder aus meinen Gedanken zu verdrängen. „Lilli.", spricht Juli mich an. Ich sehe wieder zu ihm. „Bitte.", wiederholt er. Die Tür öffnet sich und Sophia tritt hervor. Perplex bleibt sie stehen und sieht sich verwirrt um. „Was ist hier los?", fragt sie verwirrt. Ich schüttele meinen Kopf und mache ihr Platz, damit sie vorbeigehen kann. Sophia bleibt einen Moment stehen, geht dann aber weiter.

„Wirst du uns helfen?", fragt Maxi hoffnungsvoll. Ich seufze, sehe auf die Straße. Ich schließe einen Moment die Augen. „Denk an Markus. Denk an früher.", weißt mich Juli hin. „Wenn du an das gute denkst, dann weißt du, dass du gehen musst.", sagt Juli.
Ich denke an Markus. Mir fällt der Fluss ein. Der Abend, als Markus zu mir gekommen ist, wir sind spazieren gegangen und er hat mir von dem Anfang der wilden Kerle erzählt. Er hat so stolz gewirkt. Wir haben an uns unsere Gefühle gestanden. Es war der Tag, an dem wir zusammen gekommen sind.
Ich öffne meine Augen und sehe zu Juli. Dieser sieht mich Hoffnungsvoll an. „Und?", hackt er nach. Ich nicke.

Wir gehen die Treppen hoch und ich schließe die Tür auf. Die Jungs folgen mir in die Wohnung, den Schlüssel habe ich schließlich in meiner Handtasche gefunden, während die Jungs meine Sachen aufgehoben haben. Meine Tasche werd ich durch meine Tür in mein Zimmer. „Wir wollen morgen los.", sagt Juli. „Wohin?", fragt Emelie, die verschlafen aus ihrem Zimmer kommt. Ihre Haare sind verknotet. Sie trägt ein ausgeleiertes Trägertop und eine Shorts. Ohne auf eine Antwort zu warten, läuft sie weiter in die Küche. Kurz später hört man Susi, unsere Kaffeemaschine. Ich schaue auf die Uhr. In einer Stunde muss ich zu Frau. Rüther. Ich seufze und gehe in mein Zimmer.

Ich ziehe mir eine alte Jeans an und einen dünnes, langärmeliges Shirt. Ich nehme die alten Turnschuhe mit und stelle sie in den Flur. Emelie hat sich neben Juli gesetzt. Sie trinkt ihren Kaffee und hört Juli zu, der ihr über unseren Plan erzählt.
„Markus und Lilli waren zusammen und jetzt geht es Markus...", Juli wird von Emelie unterbrochen, die ihren Kaffe ausspuckt. Hustend schaut sie zu mir. Sie klopft sich auf ihre Brust. „Du hattest einen Freund? Alter, wie kannst du uns das verheimlichen?", fragt sie schockiert. Dann lacht sie. „Ach Ja, du sprichst ja nicht.", lacht sie. Es ist ihre Art, sich über mein Schweigen lustig zu machen. Ich bin ihr nicht böse, irgendwie ist es lustig.

„Das bedeutet, du wirst uns verlassen, deine Jobs aufgeben, um ein Arschloch zu suchen, was sich vor zwei Jahren einfach sitzen lassen hat?", fragt sie schockiert. Sie trinkt einen Schluck Kaffee und sieht mich weiter an. „An deinem Geburtstag?", fügt sie hinzu. Unschlüssig nicke ich. Sie beginnt zu grinsen. „Gut, Schlag ihn von mir ins Gesicht. Keine behandelt meine Freunde so, auch wenn es vor unserer Zeit war.", sie zwinkert und steht auf. Sie geht in ihr Zimmer, streckt aber ihren Kopf noch einmal durch die Tür. „Ich rufe bei deiner Arbeit an und sag diesen Vollidioten, dass sie ihre Mitarbeiterin verloren haben.", dann ist auch ihr Kopf verschwunden.

„Ich übernehme die alte Dame. Die gefällt mir, sie hasst Menschen.", ruft sie.
Perplex sehen die Jungs zu mir. „Deine Freundin ist echt cool.", sagt Juli. Maxi boxt ihn gegen die Schulter. „Dich hat es erwischt.", grinst Maxi. Julie überdreht seine Augen. „Du kannst mich mal.", sagt er und steht auf. Wir verlassen die Wohnung und ich mache mich auf den Weg zu Frau, Rüther und ihrer gestörten Katze.
*
Ich habe das erste mal den sechsten Teil der wilden Kerle gesehen und um ehrlich zu sein verstehe ich den ganzen Hate nicht wirklich. Klar, das alles hat ziemlich viel vom ersten Teil, aber man muss mal im Hinterkopf behalten, dass das eigentlich für Kinder ist. Wir sind mit den wilden Kerlen aufgewaschen und sind einfach an die Alten gewöhnt.
Ich fand die ersten Teile auch an und für sich besser, aber wenn ich die ersten fünf teile nicht gesehen hätte, fände ich den Teil mega geil.

If love could feelWhere stories live. Discover now