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Es geht mir nicht gut. Aber mir geht es nicht beschissen. Es ist okay und mit okay kann ich leben.
*
Lilli

Wir sind noch ein paar Stunden weitergefahren, bevor wir das Lager aufgebaut haben. Vanessa ignoriert mich, so wie ich sie ignoriere.
Die Stimmung ist angespannt und es ist ungewöhnlich Still.
Joschka und Raban kümmern sich um das Essen und die anderen sitzen um das Feuer.

„Wo wohnt Markus?", fragt Leon und durchbricht damit die Stille. Raban und Joschka verteilen Burger und setzen sich zu uns. „Ich habe ihn vor circa einem halben Jahr in Hamburg gesehen.", erklärt Maxi. „Und ich habe ein wenig recherchiert. Er hat einen Vertrag unterzeichnet und im Internet stand, dass er in Ludwigslust lebt. Die genaue Straße weiß ich nur nicht.", fügt Juli hinzu. Leon nickt und grinst.
„Wir waren schon lang nicht mehr unterwegs.", stellt er fest. „Es ist viel passiert.", sagt Maxi und lächelt.
Auch die anderen beginnen zu lächeln. Sie unterhalten sich , während ich mich in immer mehr zurückziehe.

Es ist alles anders geworden. Während ich mich früher wohl bei ihnen gefühlt habe, fühle ich mich jetzt fehl am Platz. Mir scheint es, als würde ich nicht mehr dazugehören. Und es stimmt auch. Es ist die Wahrheit, dass ich nicht mehr mit ihnen befreundet bin. Vanessa hat es mir irgendwie klar gemacht.
Unbemerkt rutsche ich immer weiter zurück, bis ich ihre Gespräche nicht mehr höre. Ich spüre das nasse Gras unter meinen Fingern spüre. Ich streiche über das Gras und starre in den Himmel. Es ist dunkel. Die Sterne leuchten über mir. Ich lege mich ins Gras und verschränke meine Finger und lege meine Hände auf meinen Bauch. Ich überkreuze meine Beine und atme tief durch. Für ein paar Minuten schließe ich meine Augen und genieße die Ruhe.

In meinen Gedanken zähle ich. 23, 24, 25.
„Hey.", Blossom's Stimme dringt zu mir durch. Ich öffne meine Augen und sehe in den Himmel. „Vanessa hat das nicht so gemeint.", sagt sie. Ich seufze und schließe wieder meine Augen. Sie hat es so gemeint. Das wissen alle, auch Blossom weiß das. Es ist ein missglückter Versuch von ihr, mich aufzumuntern. Aber das brauche ich nicht.
„Ich kann dich verstehen.", meint Blossom. Ich schaue zu ihr. Sie hat sich neben mich gelegt und ihre Hände hinter ihren Kopf verschränkt. Sie sieht friedlich in den Himmel und ein angedeutetes Lächeln erscheint auf ihren Lippen.
„Ich wäre auch sauer.", fügt sie hinzu. Ich sehe wieder in den Himmel.

„Ich erinnere mich noch, als du mir erklärt hast, warum du nicht mehr sprichst. Du sagtest, dass du keinen Grund darin siehst und ich sagte dir, dass du nur von den falschen Personen umgeben warst. Aber durch uns hast du gesprochen.", erinnerst sie sich. Ja, das stimmt. Durch die wilden Kerle, habe ich angefangen. Und Markus hat mir meine Stimme wieder genommen. „Heute hast du einen Grund. Und ich kann nicht mehr tun, als mich zu entschuldigen. Es tut mir Leid, dass ich einer der Gründe dafür bin.", sagt sie.
Ich sehe nicht zu ihr. Ihre Worte bedeuten mir viel. Keiner hat sich bisher bei mir entschuldigt und bis jetzt wusste ich nicht einmal, dass ich eine Entschuldigung brauche. Es tut gut es zu hören. Blossom ist bisher der ehrlichste und netteste Mensch, den ich kenne. Ich habe sie vermisst. Aber ich schlucke nur und nicke. Ich bin nicht bereit, ihr zu antworten. Und ich hoffe, dass sie es versteht.

Blossom greift nach meiner Hand. „Wie wäre es, wenn wir uns Morgen den Sonnenaufgang anschauen?", fragt sie. Ich lächle und nicke.
Anschließend liegen wir schweigend nebeneinander. Wir liegen bestimmt zwei Stunden im Gras, bis Blossom sich erhebt. „Gute Nacht.", wünscht sie mir und geht in ihr Zelt.
Ob die anderen bereits schlafen, weiß ich nicht. Ich schaue auch nicht nach. Ich bleibe liegen und schaue in den Himmel. Ich beginne wieder zu zählen, um meinen Verstand abzulenken.
Es dauert nicht lange, bis ich auf dem kalten Boden einschlafe.

Als ich aufwache liege ich noch immer auf dem Boden. Gähnend setze ich mich auf und strecke mich. Es ist nicht verwunderlich, dass es noch dunkel ist. Der Waldboden ist nicht sonderlich bequem, dementsprechend habe ich auch nicht lange geschlafen.
Die anderen haben mir ein Zelt aufgebaut, aber ich gehe nicht dorthin. Ich reibe mir den groben Schmitz von der Kleidung und hoffe, dass meine Haare und mein Gesicht nicht allzu schlimm aussehen.

If love could feelWhere stories live. Discover now