Kapitel 12

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„Fabi? Können wir kurz reden?" bat ich ihn nach unserem Festessen, denn ich fand es wichtig, mich zu entschuldigen. Alle Blicke ruhten auf uns und wir gingen ein Stück von den anderen weg. Ich starrte auf den Boden und musterte ihn als er vor mir herging. Sein Hut in Kombination mit seinen Locken, der Lederjacke, dem Rock und seinen Schuhen ergaben irgendwie ein passendes Bild. Auf den Bildern, die ich bei Leon im Zimmer entdeckt hatte, als wir alle bei den Brüdern waren, schien sein Gesamtbild nicht zu stimmen. Doch meiner Meinung nach war sein jetziges Outfit verdammt stimmig. Vanessa hatte mir erzählt, dass er ihr immer irgendwie als Leon's Anhängsel vor kam, ohne eigene Meinung. Als er diese äußerte wurde er wohl dafür von unserem Anführer geschlagen. Dann zog er weg, was denke ich sein Glück war, denn jetzt, war er einfach er selbst. Er hatte seine eigene Mannschaft, war selbstbewusst und hatte sich selbst gefunden.

„Was gibt's, Zoey?" fragte er, als er mir deutete mich neben ihm auf die Holzkiste zu setzen. „Naja mir tut meine große Klappe vorhin in der Natternhöhle echt leid. Aber du warst echt ein Arsch, wieso bist du nur so provokant?" lachte ich und er stimmte mit ein. „Naja schwamm drüber, ich war wirklich ein Arsch. Zugegeben hatte ich schon ein wenig Angst, dass dein Schuss beim Revolvermännerduell zwischen meine Beine geht, wie in deiner Drohung. Deshalb wollte ich auch nicht gegen dich spielen. Übrigens habe ich dich auch nicht gewinnen lassen und das ist verdammt peinlich." gab er zu und schaute hinter mir zu den anderen. „Übrigens hast du vier Adleraugen, die dich bewachen." „Ach Quatsch, ich hätte dich schon nicht unfruchtbar gemacht. Bleibt unser Geheimnis, wenn jemand fragt, hast du mich gewinnen lassen. Was meinst du mit Adleraugen?" ich schaute mich um und niemand schien mich zu beobachten, was Fabi kurz auflachen ließ. „Jetzt haben sie sich weg gedreht. Man man man, kaum zu glauben. Auf dem Feld immer die stärksten und dann können sie nicht mal den Blickkontakt mit einem Mädchen stand halten." ich war immernoch ziemlich verwirrt und hatte keine Ahnung von wem er sprach, doch er schien es mir auch nicht sagen zu wollen. „Wie auch immer. Ist jetzt alles gut zwischen uns?" fragte ich und er schloss mich in eine Umarmung. Ich war ziemlich geschockt und eingequetscht. „Das nehme ich dann mal als ja." nuschelte ich in seine Schulter und wir gingen zurück an den Tisch, wo Raban mit Fli-Fla gerade um die Wette furzte.

„Neben Raban setze ich mich jetzt nicht mehr." kommentierte ich das Spektakel lachend und die Intuition machte mir Platz neben sich auf der Bank. Wir feierten noch ziemlich lange unseren Sieg, schliefen dann bei den Biestern und fuhren am nächsten Tag zurück nach Hause.

„Da seid ihr ja endlich. Wisst ihr, was wir uns für Sorgen gemacht haben?" Vanessa und ich waren noch nicht mal die Türe rein, als Papa, Oma und Onkel Lars aus dem Wohnzimmer kamen. Wir waren gerade mal vier Tage weg. „Wir waren krank vor Sorge. Wir haben nur diese Ballons gefunden und ihr wart einfach weg." nuschelte Papa in meine Haare, als er mich umarmte. „Aber hey, wir haben die biestigen Biester besiegt. Wir sind die wildesten!" freuten wir uns und unsere drei Gegenüber verdrehten die Augen. „Den Rest der Ferien werdet ihr Hausarrest und Fußballverbot haben." sagte Oma, als sie uns endlich aus ihrer Umarmung ließ. „Gut, dass in drei Tagen die Schule beginnt." grinste meine Cousine und sie gab mir ein High-five. „Tja Mutter, da hast du nicht gut überlegt." lachte Onkel Lars und wir stimmten mit ein. „Wenn ihr das nochmal macht, kommt ihr auf ein Internat." fügte er noch in einem strengerem Ton hinzu, als Oma ihm einen bösen Blick zuwarf.

Die nächsten Tage verbrachten wir zu Hause, täglich telefonierten wir und freuten uns immernoch über den Sieg. Ich verbrachte die Tage außerdem damit, mein Zimmer ein wenig zu verschönern. Ich druckte ein paar Fotos von mir und meinen neuen Freuden aus, die ich nun an der Wand aufhängte und ich war verdammt zufrieden mit dem Ergebnis. Ich war auch verdammt zufrieden damit, so gute Freunde gefunden zu haben. Ich meine wir alle waren völlig unterschiedliche Menschen, doch wir hatten eine Sache die uns zusammenschweißte und das war der Fußball. Für jeden einzelnen von uns gab es nichts wichtigeres als Fußball und dennoch hatten wir auch andere Dinge in unserem Leben, die uns glücklich machten.

„Wie gehts dir Maus?" Papa steckte die Kopf durch die Tür und ich lächelte. „Mir geht es sehr gut, Papa." das stimmte auch mir ging es verdammt gut. „Freust du dich schon auf die Schule?" er setzte sich neben mich auf mein Bett und ich schüttelte den Kopf. „War die Frage ernst gemeint?" „Natürlich nicht, aber ich fahr dich auch am Montag hin, wenn du willst." „Nein, ich denke ich werde mit dem da drüben fahren." ich deutete auf Maxi's Fenster, wo dieser auch zufällig drin stand. Als er merkte, dass ich ihn bemerkt hatte winkte er grinsend. Papa und ich winkten lachend zurück. „Oh man das wird noch was mit euch." Papa ließ sich von mir ab und schaute mich an. „Ich fahre jetzt zur Arbeit, vielleicht kann Nessie sich raus schleichen, dann könnt ihr ja noch ein bisschen im Pool entspannen, bevor die Schule los geht." zwinkerte er. Ich schaute ihn fragend an. „Ich hab nichts gesagt." er schloss die Tür hinter sich und ich musste lachen.

Meine Cousine schaffte es tatsächlich sich unbemerkt raus zu schleichen und kam vorbei. Wir beide verbrachten den Nachmittag zusammen und fragten uns, ob wir in die gleiche Klasse kommen würden. „Wenn du bei uns in die Klasse kommst, hast du verdammt Glück. Herr Müller ist ein richtig lockerer Klassenlehrer und fast alle Unterrichtsstunden haben wir bei ihm." „Ja dann hoffe ich, dass ich zu Herr Müller komme. Wer ist denn sonst von den Kerlen in der Klasse, beziehungsweise von Leuten, die ich kenne?" die Frage war berechtigt. Denn wenn wir alle in einer Klasse waren, wollte ich nicht wissen, wie die Lehrer damit klar kamen. „Also Joschka und Raban sind bei uns in der Klasse. Juli ist ein Jahrgang über uns, genauso wie Marlon. Maxi, Deniz und Markus sind in der Parallelklasse, Fabi, Leon und ein paar von den Biestern bei uns. Die restlichen Biester sind bei Maxi und Markus. Klar Nerv ist ein paar Jahrgänge unter uns und sonst kennst du ja noch keinen." zählte sie auf und ich hoffte insgeheim in die Klasse mit Markus und Maxi zu kommen. „Gibt es dort so Weiber wie Kiki und Freya?" grinste ich bei dem Gedanken an die beiden und das, was ich mit ihnen getan hatte, als Nessie mir die Erlaubnis gab.

Ich hatte ihre Pferdeschwänze aneinander geknotet, genauso wie ihre Schnürsenkel. Dann hatte ich sie komplett mit glibberigen Haferschleim übergossen, zum krönenden Abschluss habe ich dann noch ein bisschen Glitzer aus dem Kunstraum genommen und sie ein wenig verziert. Ich wurde für eine Woche suspendiert, durfte nicht am Talentwettbewerb teilnehmen und auf dem Schulball nicht aufkreuzen, wo ich eigentlich hätte mit der Schulband auftreten sollen. Klar machte mich das irgendwo traurig, aber für die Worte, die diese Glitzerschnecken Nessie und mir an den Kopf geworfen haben, hatten sie das einfach verdient.

„Naja schon, sie heißen Nele und Sina. Sie sind zwar nicht ganz so schlimme Tussen, aber sie haben was dagegen, dass ich ein Wilder Kerl bin. Automatisch wirst du auch auf ihrer Abschussliste stehen." grinste sie und ich wusste, dass sie auch an das Haferschleimdesaster dachte, welches sich für die Glitzerschnecken ereignete. „So ich muss dann nach Hause, bevor Oma wieder da ist. Bis morgen, Cousinchen." verabschiedete sich Nessie und verließ mich.

Ich schwamm noch ein paar Bahnen und ließ mich dann treiben. Ich dachte über die letzten Tage und Wochen nach. Wie schön die Zeit mit den anderen einfach war. Ich war so verdammt dankbar, dass sie mich aufgenommen hatten und mich so akzeptierten, wie ich eben war. Ich kletterte unelegant wie ich war aus dem Wasser und musste schmunzeln, da ich wahrscheinlich aussah wie ein gestrandetes Walross. Als ich es geschafft hatte aus dem Wasser zu klettern, sprang ich sofort unter die Dusche. Ich zog mir meine Schlafsachen an und anschließend machte ich mir noch eine Kleinigkeit zu essen, ging dann in mein Zimmer. Ich schnappte mir mein Handy, machte Musik an und setzte mich auf meinen Balkon. Von dort aus konnte ich perfekt den Sonnenuntergang verfolgen.

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Die Wilden Kerle - für immer wild? | pausiert Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt