Kapitel 6

1K 37 1
                                    

Am nächsten Morgen wachten wir auf und da wo Markus lag, lag nur ein Zettel. ‚Leon&Marlon haben recht. Das war ein Witz mit uns, bin raus' Joschka zerknüllte wütend den Zettel und warf ihn aus dem Fenster. „Kacke verdammte, wir sind keine Mannschaft mehr. Erst Leon und Marlon, Deniz sowieso, weil er alles macht, was Leon macht. Jetzt Markus? Wegen einer Niederlage?" Juli war auch sauer, wir alle waren sauer. Doch das Gefühl, dass es meine Schuld war, ließ mich nicht mehr los.

„Wisst ihr Leute mir ist das nicht egal und ich will euch nicht verlassen, aber richtig Fußball spielen funktioniert ja nicht. Ich würde dann um meinen Vater glücklich zu machen ein Praktikum in der Bank machen." Maxi's Stimme klang vorsichtig und zaghaft, doch ich glaube keiner war ihm böse. Ohne Mannschaft, kein Fußball und ohne Fußball gab es die Wilden Kerle nunmal nicht mehr.

Nach dieser Übernachtung schienen alle ihren eigenen Weg zu gehen, die Wochen vergingen. Vanessa und ich gingen zum Boxen, Juli&Joschka mussten in einem Garten Center arbeiten, nachdem sie Joschka's Lehrer einen Streich gespielt hatten. Maxi ging mit seinem Vater in die Bank und Raban war nun gezwungen mit seinen Cousinen rumzuhängen. Kacke verdammte, das kann es doch nicht gewesen sein?

Ich saß gerade mit Papa am Frühstückstisch, als Vanessa hinter ihm an die Terassentür klopfte, um herein gelassen zu werden. „Bist du bereit für's Training?" grinste sie, als sie sich neben mir auf dem Stuhl fallen ließ. „Wäre es okay, wenn ich etwas später nach komme? Ich habe noch einige Dinge zu erledigen. Nächste Woche fängt die Schule an und ich habe noch keine Sachen besorgt." lachte ich und sie schaute mich vorwurfsvoll an. „Oma hat letzte Woche angeboten dir die Sachen mitzubringen, wieso hast du nichts gesagt?" klinkte Papa sich dann in unser Gespräch ein. „Naja ich wollte einfach selber die Stadt erkunden. Außerdem ist es ja wohl nicht so schlimm einmal alleine zu trainieren, Nessie." sie seufzte und nahm einen Apfel, der in der Obstschüssel lag. „In letzter Zeit willst du ziemlich oft die Gegend erkunden." sie stand auf und schaute mich noch einmal an. „Bist du dir sicher?" ich nickte nur und meine Cousine verdrehte die Augen.

Sie verschwand und ich ging in mein Zimmer, um mich fertig zu machen. Als ich in den Spiegel meines Schminktisches sah, bemerkte ich eine gewisse Traurigkeit, die ich seitdem die Kerle auseinander gingen, in mir hatte. Es klopfte an der Tür und Papa steckte seinen Kopf in mein Zimmer. „Denkst du dran in der Bank vorbeizuschauen, ob Mama dir das Geld überwiesen hat?" erinnerte er mich daran und ich nickte bloß. Er schaute mich an und kam in mein Zimmer, er setzte sich auf mein Bett. „Wie kommst du eigentlich mit der Situation klar?" fragte er vorsichtig und ich zuckte mit den Schultern. „Ich hasse sie immernoch. Ich weiß nicht, ob ich ihr jemals wieder in die Augen schauen kann." antwortete ich ihm wahrheitsgemäß und ich wischte mir eine Träne aus dem Gesicht. Diese ganze Situation überforderte mich einfach. „Ach Zoey, mir fällt das mindestens genauso schwer wie dir. Aber hier sind wir weit weg von ihr. Wenn du irgendwann wieder bereit bist mit ihr zu sprechen, kannst du sie anrufen. Wenn du irgendwann bereit bist sie zu sehen, dann kannst du dorthin. Du hast alle Zeit der Welt, sie ist deine Mutter und sie liebt dich. Sie muss akzeptieren, dass du Zeit brauchst in dieser Situation." machte er mir Mut und nahm mich in den Arm, wo ich in Tränen ausbrach. Ich hatte nie mit ihm darüber gesprochen, wollte stark sein für ihn, weil ich wusste, dass er es selbst damit nicht leicht hatte. Doch gerade brach alles aus mir heraus. „Was wenn ich niemals bereit dazu bin?" ich löste mich aus der Umarmung und schaute aus dem Fenster, rüber zu Maxi. Dieser starrte genau in diesem Moment auch rüber. Als er merkte, dass ich ihn sah drehte er sich schnell um, was mir ein kleines Lächeln auf die Lippen zauberte. „Zoey, du bist so stark. Irgendwann wirst du es ihr vergeben können. Genauso, wie ich es ihr vergeben werden kann. Aber wir beide brauchen Zeit." mit diesen Worten ließ Papa mich alleine. Er wusste genau, dass ich jetzt meinen Freiraum brauchte und diesen gab er mir.

Als ich mich beruhigt hatte und fertig war, verabschiedete ich mich von Papa und holte mein Fahrrad aus der Garage. „Wohin musst du? Vielleicht können wir zusammen fahren." rief eine Stimme aus dem Vorgarten des Hauses neben uns. Es war die Stimme von dem Mann mit dem härtesten Bums der Welt. „Ich muss Richtung Stadt. Zur Bank und anschließend Schulsachen einkaufen." antwortete ich ihm und fuhr bis vor sein Haus. Er kam aus seinem Tor hinaus und wir fuhren zusammen los. „Weißt du ich wollte vorhin nicht rüber spannen oder so. Ich hatte nur gerade was auf meinem Schreibtisch ge-" versuchte er sich zu erklären, doch ich unterbrach ihn. „Schon gut Maxi, ist ja nicht schlimm." ich lächelte ihn an. „Zeigst du mir wo die Bank ist?" er grinste. „Da muss ich auch hin." er bog in die nächste Straße ein und ich folgte ihm. Nach ein paar Metern standen wir vor der Bank. „Jetzt verstehe ich auch warum du einen Anzug an hast." lachte ich und er schaute mich entgeistert an. „Als ob dir das jetzt erst auffällt?" jetzt war er es der lachte und ich zuckte nur mit den Schultern. Er führte mich in die Bank und ich schaute im Schalter nach dem Geld. Als ich das Geld abgehoben hatte, verabschiedete ich mich von meinem Nachbarn und kaufte mir die Schulsachen, die ich nächste Woche benötigen werde.

„Hab schon gedacht, du versetzt mich." sagte mein Gegenüber gespielt empört, als ich ihn umarmte. „Als würde ich dich jemals versetzen." grinste ich. „Freust du dich auf die Schule?" fragte der Unbezwingbare, als wir die Straße entlang liefen. Ich schaute ihn mit einem Entsetzen an, welches ihm einen Lachflash verschaffte. „Schule und Freude in einem Satz? Dein Ernst Markus?" lachte ich jetzt auch. „Was hast du heute eigentlich vor?" „Naja da Marlon heute keine Zeit hat, nehme ich dich mit zum Kart fahren." kacke verdammte. Das wird blaue Flecken geben. „Achja und ich bin dein Lückenbüßer. Na vielen dank." gespielt beleidigt streckte ich ihm die Zunge raus. „Zoey, meine wundervolle beste Freundin. In den letzten Wochen haben wir uns oft genug gesehen, als wenn ich dich nur als Lückenbüßer sehen würde." er legte einen Arm um mich und wir liefen durch die Stadt zur Kartbahn. „Bist du eigentlich schonmal Kart gefahren?" ich überlegte ihm wie Wahrheit zu sagen, doch ein bisschen zu lügen hat ja noch keinem geschadet. „Nein. Das wird hundertprozentig eine Blamage für mich werden." die Tatsache, dass ich in Hamburg oft genug mit Papa Kart fahren war, and mehreren Rennen teilgenommen und gewonnen hatte? verschwieg ich natürlich.

An der Kartbahn angekommen, forderte mich der Unbezwingbare zu einem Wettrennen raus. Doch das bereute er, als ich vor ihm ins Ziel raste. So Unbezwingbar war er ja doch nicht. „Verflixte Hühnerkacke. Entweder du bist ein Naturtalent, was ich nicht glauben kann oder du hast mich angelogen." sagte er, als er den Helm abnahm. „Eher das zweite, aber hey dein Blick war verdammt lustig." grinste ich und er boxte mir gegen den Arm. „Hey, Man schlägt keine Mädchen!" empört kletterte ich aus dem Kart und wollte ihn zurück schlagen, doch er wich aus. Ich murmelte ein ‚na warte' und rannte ihm hinterher. Als ich ihn dann eingeholt hatte und festhalten wollte, stolperte er. Ich wurde unsanft hinterher gerissen und landete auf ihm. Lange schauten wir uns in die Augen und es fühlte sich an, als würde die Welt um uns herum stehen bleiben. Ich hatte wirklich das Gefühl, dass wir uns küssen würden, doch das Verschwand als hinter uns jemand auftauchte.

„Markus? Zoey Was wird das denn, wenn's fertig ist?" Maxi lachte und reichte mir die Hand, zog mich hoch. „Er hat mich geboxt." verteidigte ich mich. „Ach und deshalb springst du auf ihn drauf?" wackelte er mit den Augenbrauen. „Nein ich wollte ihn zurück schlagen. Als ich ihn dann eingeholt und gepackt hatte, fiel er hin und riss mich mit." versuchte ich die Situation zu erklären. An seiner Stelle hätte ich das auch nicht geglaubt, aber es war verdammt nochmal die Wahrheit. Markus neben mir blieb stumm. Man sah, dass ihm die Situation unangenehm war und das war sie mir auch irgendwie. Ich wollte auch nicht, dass Maxi etwas von mir denkt, was nicht stimmte. „Wie kommt es eigentlich, dass ihr euch überhaupt trefft?" fragte der Mann mit dem härtesten Bums, als wir uns an den Rand setzten, um eine Cola zu trinken. Der Unbezwingbare erklärte die Situation und auch, dass wir uns in den letzten Wochen verdammt gut angefreundet hatten. Wir verbrachten dann den restlichen Nachmittag noch gemeinsam auf der Kartbahn. Als Maxi sich dann den Rennanzug halb auszog, sodass das Oberteil runterhing musste ich schlucken. Er sah echt verdammt gut aus, Markus natürlich auch. Doch Maxi war irgendwie erwachsener? Schitte nochmal, was hatte ich bitte für Gedanken? Ich hatte absolut keine Ahnung was das zu bedeuten hatte, doch den Gedanken verdrängte ich wieder, als die Jungs mich zu einem weiteren Wettrennen herausforderten.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Habt ihr Verbesserungsvorschläge oder Vorschläge?🙈
Hinterlasst einen ⭐️, wenn euch das Kapitel gefallen hat.

Die Wilden Kerle - für immer wild? | pausiert Where stories live. Discover now