Kapitel 11

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Es ist wie es ist aber es wird, was du daraus machst.

Rose

"Kannst du dich noch an das Bild erinnert, welches du kaputt gemacht hast?" fängt er an und ich nicke.
"Das Mädchen neben mir war meine Schwester." War?
"Sie und Brian waren, naja... ein Paar? Es war jedenfalls kompliziert zwischen ihnen..." sein Gesicht verblasst.
"Sie kam immer seltener nachhause und wenn sie mal hier war, dann sprach sie kein Wort."
"Irgendwann im Sommer, hatte ich dann blaue Flecken an ihrem ganzen Körper entdeckt und bin sofort zu Brian gefahren, um ihm eins rein zu hauen."
"Woher wusstest du, dass die Flecken von ihm stammen?" frage ich vorsichtig.
"Ich wusste es einfach." Er zuckt mit den Schultern, dann fährt er fort.
"Wie es ausgegangen ist, kannst du dir ja denken, oder?" Oh ja.
"Nach dem Vorfall, hatte Brian ihr dann komplett verboten wieder nachhause zu kommen und sperrte sie weg."
"Warum hast du nicht die Polizei informiert?" Hacke ich nach und er atmet schwer aus.
"Weil Leute wie ich, sowas anders regeln."
"Leute wie du?" Ich hebe die Augenbraue.
"Das musst du nicht wissen."
Kurz sehen wir uns in die Augen, doch dann wendet er den Blick wieder ab.
"Ich komm zum Punkt: Er hat sie umgebracht. Vor meinen Augen."
Bei seinen Worten bekomme ich kaum Luft.
"Nein." Entsetzt starre ich ihn an.
"Das glaub ich nicht!" Aufgebracht stehe ich auf und laufe im Zimmer hin und her.
Alles um mich rum fühlt sich plötzlich so leblos an.
Das kann doch nicht die Realität sein. Sowas passiert nicht im echten Leben, das ist nicht real. Das ist unmenschlich! Nicht Brian! Nicht er!
Der Drang zu weinen kämpft sich durch mich durch, doch ich halte ihn zurück.
"Sie war nicht die einzige Rose." er sieht mich nicht an. Sieh mich an! Sag mir das du lügst!
"Das ist sein krankes Spiel. Er tut auf verliebt und sobald ihm etwas in die Quere kommt, tötet er."
Ich erstarre. Hör auf!
In meinem Kopf spielen sich alle Bilder der Vergangenheit ab. Er war mal alles für mich! Ich kannte ihn besser als alle anderen, das kann nicht sein!
"Warum sollte ich dir glauben?!" Wütend schreie ich ihn an.
"Warum sollte ich es dir erzählen, wenn es gelogen wäre?" er hebt den Blick und sieht mir direkt in die Augen. Dabei entdecke ich nur Schmerz in seinen Augen. Das kann nicht sein.
"Vielleicht hast du sie ja umgebracht!"
Sofort springt er auf und greift an meinen Hals, sodass ich kaum Luft bekomme.
"Sag das nie wieder!" schreit er und sieht mich hasserfüllt an. Sein Griff um meinen Hals wird dabei immer fester.
Ich schlage um mich und versuche ihn von mir zu treten, doch er lässt nicht los.
Ich spüre wie sich die Schnur in meinem Hals immer weiter zuschnürt und ich immer weniger Luft bekomme. Er bringt mich um!
Tränen steigen mir in die Augen und alles um mich herum verblasst langsam.
"Bitte..." versuche ich zu sagen doch er lässt nicht locker.
Meine Beine verwandeln sich in Wackelpudding und ich spüre, wie ich jeden Moment zusammenfalle.
"Verdammt Dylan! Lass sie los!" Liam stürmt plötzlich in das Zimmer und reißt Dylan von mir weg.
Sofort falle ich zu Boden und schlappe nach Luft.
"Was ist nur in dich gefahren?! Willst du, dass sich alles wiederholt?!" Zischt Liam, dann geht er neben mir in die Hocke und sieht mich bemitleidend an.
"Du solltest dich hinlegen, Dylan bringt dir gleich was zu trinken."
"Nein, ich will ihn nicht mehr sehen!" Meine Stimme zittert obwohl ich mit aller Kraft versucht hatte, stark zu klingen.
Direkt nach meinen Worten sieht Dylan mich besorgt an. Als ich in seine Augen blicke, ist es als würde er sich mit ihnen entschuldigen wollen. Niemals.
"Was stehst du noch da? Verpiss dich!" brummt Liam und deutet auf die Tür.
Noch einmal treffen sich unsere Blicke, dann geht er wortlos aus der Tür.
"Nimm's ihm nicht übel." Liam hilft mir auf und führt mich zu meinem Bett.
"Ich bring dir was zu trinken." sagt er nachdem ich mich hingelegt habe und verschwindet aus der Tür.
Ich kann immer noch nicht glauben, was passiert ist. Das alles ist zu viel für mich, schließlich habe ich sowas nur in Büchern gelesen. Liege ich im Koma und wache bald auf? Träume ich? Bitte lass es ein Traum sein.
Was soll ich denn jetzt glauben?
Das Brian ein Serien-Frauen-Killer ist?
Und was ist dann mit Dylan? Das ist nicht das erste mal das ich er sich verhält, als würde er mich am liebsten umbringen wollen.
Und Rebecca? Was ist wenn Dylan recht hat? Dann wird er sie auch umbringen!
Erneut stehe ich den Tränen nahe.
Ich muss mit Brian reden, eine andere Möglichkeit sehe ich nicht.
Ich bin sowieso nirgendwo sicher. Hier werde ich entweder von Dylan brutal erstickt und dort...Will ich es wissen?
"Hier." Liam reicht mir ein Glas Wasser und sieht mich stumm an.
"Liam?"
"Hmm."
"Danke."
Kurz sieht er mich an und erst jetzt fällt mir auf, wie sehr er sich von Dylan unterscheidet.
Er wirkt älter, aber nicht viel älter und trägt anders als Dylan-der sich eher gelassen anzieht- schwarze Anzüge. Die Augen jedoch sind fast die selben, nur das mich die von Dylan in einen Bann ziehen und seine lösen absolut gar nichts in mir aus.
"Halt dich einfach von ihm fern, zumindest heute." sagt er dann und dreht sich um.
"Keine Sorge, ich halte mich von mir aus für immer von ihm fern." Spucke ich hervor und er dreht sich wieder zu mir um.
"Dann wünsch ich dir viel Erfolg, denn ihn wirst du nicht mehr los." Kein Lächeln. Keine Emotionen. Nichts.
Gänsehaut wandert über meinen Körper.
Ich muss von hier weg und das so schnell es geht. Ich muss mit Brian reden und Rebecca da raus holen.
Heute Nacht muss ich verschwinden.
Mir bleibt keine andere Wahl.
Jetzt oder nie.

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