Kapitel 7

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Am Ende des Tages ist nur wichtig, dass ein schöner Moment dabei war, der dich lächeln ließ.

Rose

Stunden vergehen und Dylan sitzt immer noch neben mir auf dem Sofa. Sein Arm fest um mich geschlungen.
Ich weiß wirklich nicht wie lange er das noch aushalten kann, schließlich sagen wir beide kein Wort. Natürlich habe ich mich mittlerweile von meinem alles-ist-scheiße Trip erholt, trotzdem fühle ich mich nicht in der Lage wieder munter aufzuspringen. Außerdem denke ich die ganze Zeit an Rebecca. Es ist mittlerweile 22.00Uhr und sie hat nicht mal meine Nachrichten geöffnet. Ich kenne sie und weiß, dass sie immer ihr Handy parat hat und dass sie selbst beim Film schauen, alle 15 Minuten aufs Handy blickt. Es ist doch selbstverständlich, dass ich mir sorgen mache? Oder drehe ich durch?
"Alles in Ordnung?" Dylan muss wohl gemerkt haben, dass ich immer unruhiger werde und dauernd auf mein Handy starre.
"Hast du sie schon angerufen?" fragt er woraufhin ich nicke. Hundert mal, um es genau zu sagen.
"Du solltest schlafen, die letzte Nacht hast du schließlich kaum geschlafen..." er sieht mich besorgt an.
"Und wem hab ich das zu verdanken?" sage ich und versuche nicht mit den Augen zu rollen. Nicht das wir wieder in einer endlosen Diskussion enden.
Bevor er etwas sagen kann, stehe ich auf und laufe ins Badezimmer.
"Ich nehme an ich schlafe hier?" höre ich ihn rufen.
"Was hast du denn gedacht?"
"Naja ein Bett wäre schon ganz toll. Gibts denn auch Frühstück?" scherzt er und ich könnte mich an seine wirklich humorvolle Art gewöhnen.
"Wenn du welches machst, dann ja." gebe ich zurück und stecke mir die Zahnbürste in den Mund.
Wenn ich nur daran denke, mit ihm in einem Bett zu schlafen. Ich könnte kein Auge zu machen. Allein die Vorstellung daran lässt meinen Körper merkwürdige Dinge fühlen. Als würde Elektrizität durch meinen Körper gehen.
"Dann bleib ich wohl auf dem Sofa." gibt er nach und es ist, als könnte ich spüren, dass er gerade lächelt.

"Hier hast du eine Decke und ein Kissen." ich laufe ins Wohnzimmer und erstarre.
Dylan steht mit dem Rücken zu mir, nur in Boxer shorts da. Sofort spüre ich wie die Hitze in mir aufsteigt und ich habe das dringende Bedürfnis zu ihm zu gehen, doch stattdessen bleibe ich wie angewurzelt stehen und starre auf seinen Muskulösen Rücken. Dann lasse ich meinen Blick über seine vielen Tattoos an den Armen gleiten. Es sind so viele, dass ich gar nicht aufhören kann sie anzustarren. Soll das eine dort ein Datum sein? Und auf dem anderen Arm ein Name?
"Gefällt dir was du siehst?" Plötzlich dreht er sich um und grinst mich einladend an. Kommt gar nicht in frage.
Ohne zu überlegen werfe ich ihm die Sachen zu.
"Das hättest du wohl gern!" sage ich dann und gehe in mein Zimmer, obwohl  alles in mir schreit: Geh nicht! Bleib!
-

„Lass sie!"
„Verpiss dich"
Ruckartig öffne ich meine Augen und versuche zu verstehen was gerade passiert.
„Nein!"
„Hör auf!" Schreit Dylan und mein Herz schmerzt. Träumt er?
Schnell stehe ich auf und laufe zu ihm rüber.
„Ich bring dich um!"
„Blair! Renn!"
Unruhig bewegt er sich hin und her. Sofort lege ich meine Hand auf seine Wange.
„Alles ist gut..." flüstere ich.
„Hau ab!" schreit er immer noch im Traum gefangen.
„Schhhh..." versuche ich ihn zu beruhige und greife jetzt nach seiner Hand. Es tut mir unbeschreiblich weh, ihn so zerstört zu sehen.
„Ich bins, Rose..." flüstere ich und er kommt langsam zur Ruhe.
„Alles ist gut, ich bin da." mein Griff um seine Hand wird stärker aber trotzdem noch sanft.
Seine langen Wimpern öffnen sich und schon sehe ich in seine verweinten aber doch wunderschönen grünen Augen.
„Tut mir leid...." er sieht mich orientierungslos an.
„Was tut dir leid?" frage ich vorsichtig. Seine Hand lasse ich dabei nicht los.
„Das ich dich hier rein gezogen habe..." langsam klingt er, als würde er wieder zu Verstand kommen. Was redet er denn da?
„Was meinst du?"
„Ich weiß nicht ob ich dich beschützen kann Rose." er richtet sich auf und lässt meine Hand los. Besser gesagt: Er distanziert sich von mir.
„Vor wem? Was redest du da?" verwirrt gehe jetzt auch ich auf Abstand. Bitte lass uns nicht schon wieder streiten.
„Das hier..." er zeigt zwischen uns hin und her.
„...wird nicht funktionieren." vervollständigt er seinen Satz und ich fühle mich als wurde mir gerade das Herz aus der Brust gerissen.
„Wovon sprichst du da? Du hattest einen Albtraum Dylan!" meine Stimme wird lauter, auch wenn ich versuche ruhig zu bleiben.
„Du hast doch keine Ahnung!" auch er wird lauter und ich sehe schon wohin das führt.
„Du bist so kompliziert!Ich wollte dir helfen und du stoßt mich von dir weg!" wütend verkreuze ich die Arme vor der Brust.
„Weißt du was? Du hast Recht, das hier wird nichts." sage ich und versuche nicht zu zeigen wie verletzt ich bin. Wie verletzt ich wirklich bin.
„Ich hätte ich gar nicht erst bitten dürfen, hier zu bleiben!"
„Und ich hätte mich nie entschuldigen dürfen!" angespannt ballt er die Hände zu Fäusten, so als würde er jeden Moment etwas einschlagen.
„Schön, dann hätten wir das ja jetzt geregelt!"
„Du kannst dann jetzt gehen!" Wütend und frustriert zeige ich auf die Tür. Dann sammle ich seine Klamotten zusammen und drücke sie ihm in die Arme.
In seinen Augen erkenne ich absolut nichts. Man sagt doch immer, die Augen seien die Spiegel zur Seele, doch bei ihm kann ich gerade nichts erkennen. Als wäre er innerlich gestorben.
Er zieht sich seine Sachen wieder an und ohne was zu sagen geht er zur Tür.
„Wenn du morgen vor meiner Tür stehst, werde ich nicht aufmachen." sage ich und er bleibt stehen.
„Glaub mir, das werde ich nicht." sagt er bitter doch sein Blick wird weicher, als er mir in meine Tränennahe und zugleich auch wütenden Augen schaut.
„Das hoffe ich für dich!"
„Musst du immer das letzte Wort haben?" provoziert er was mir das Gefühl gibt, wir seien im Kindergarten.
„Du kannst jetzt gehen." antworte ich doch er bleibt stehen. Seine Stimmungsschwankungen gehen mir langsam ziemlich auf die Nerven.
„Mach ich." sagt er und kommt näher.
„Sehe ich."
„Ich will nur einmal..." jetzt steht er direkt vor mir und funkelt mich mit seinen strahlend grünen Augen an. Ich muss mich wirklich beherrschen, ihm nicht zu verfallen.
Ohne irgendeine Vorwarnung spüre ich auf einmal seine Lippen auf meinen. Sofort explodiert mein Körper und ich erlasse seiner Zunge den Eintritt. Alles in mir fühlt sich an, als würde es brennen. Es ist ein Gefühl, welches ich gar nicht beschreiben kann. Seine Lippen pressen sich so sanft und doch so chaotisch gegen meine. Das ist alles was ich je wollte und doch so sehr verabscheute. Er drückt mich an die Wand und seine Hand wandert über meinen Körper. Jede Stelle die er berührt, fühlt sich einfach magisch an. So kitschig das auch klingen mag aber ich glaube, es sprühen wirklich Funken um uns herum.
So fühlt sich das zumindest an.
„...das machen." beendet er seinen Satz von vorhin und küsst mich ein letztes Mal.
Dann geht er einfach aus der Tür raus und lässt mich allein an der Wand stehen.
Das einzige was mir jetzt noch bleibt, ist der Geschmack von seinen wundervollen Lippen, welchen ich immer noch auf meinen spüren kann und ein Haufen von Fragen.
Was zur Hölle war das grad, Rose?

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