Kapitel 3

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Die ungemütlichsten Wege führen oftmals zu den schönsten Zielen.

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Rose

„Ich gehe!" rufe ich Rebecca durch die Wohnung hindurch zu.
Ich fühle mich schlecht, dass ich ihr nicht erzählt habe, dass ich mich mit dem Typen treffe, doch ich wusste einfach, wie sie reagiert hätte. Wahrscheinlich würde sie jetzt schon sein Grab schaufeln und sich dabei innerlich wünschen, dass es dieses Mal anders laufen würde. Man muss wissen, dass ich noch nie in einer Beziehung war, weil ich diese meide. Deswegen treffe ich auch keine neuen Männer, da ich ganz genau weiß, wie das enden wird. Ich habe erst Interesse, er auch. Dann hat er plötzlich ein viel größeres Interesse an mir und sofort verliere ich wieder das Interesse. Rebecca meint, dass ich an Bindungsängsten leide doch ich denke, dass ich einfach den Glauben an die Liebe verloren habe. Wenn es diese überhaupt gibt.
Jedes Mal wenn ich jemanden kennenlerne und interessiert bin, bin ich nicht an der Person, sonder an der Vorstellung einer kitschigen Liebesromanze wie man sie in den Büchern findet, interessiert.
Ich schließe dir Tür hinter mir, laufe nach draußen und bleibe kurz stehen, als ich sein dunkles schwarzes Auto vor mir stehen sehe.
Als er dann aus dem Auto steigt, macht mein Herz einen Sprung. Atmen nicht vergessen!
Erstaunt sieht er mich an.
"Hätte nicht gedacht das du dich daran hälst." Er zieht seine Augenbrauen hoch und ich verkreuze meine Arme vor der Brust.
Ich habe mich wirklich an seine Worte gehalten und mich "Locker" angezogen.
"Steht dir, der gelassene Look." fügt er hinzu und öffnet mir die Beifahrertür, damit ich einsteigen kann.
"Wohin fahren wir?" frage ich ihn nachdem er auch eingestiegen ist.
Er sieht mich mit einem großen grinsen auf den Lippen an.
"Lass dich überraschen."
"Du kannst froh sein das ich überhaupt mitkomme, also kannst du mir ja auch verraten wohin wir fahren." ich verdrehe die Augen und sehe aus dem Fenster.
"Ich weiß ja nicht mal deinen Namen, was sag ich der Polizei wenn du mich gleich irgendwo im Wald einsperrst und folterst?" füge ich ironisch hinzu.
"Nichts, denn du kommst gar nicht zur Polizei. Bis dahin bist du schon tot." er zuckt mit den Schultern, sein Gesicht gibt jedoch keine Emotion von sich was das ganze irgendwie gruselig wirken lässt.
Ich sehe ihn einen Moment lang einfach nur an und bemerke dabei, dass er heute eine einfache schwarze Jogginghose und wieder ein schwarzes T-Shirt trägt. Also fast wie der perfekt in schwarz gekleidete Serienkiller.
Gelassen blicke ich aus dem Fenster und sehe zu, wie die wunderschöne Landschaft an mir vorbei zieht. Was mache ich hier eigentlich?
Ich kenne ihn überhaupt nicht und steige einfach zu ihm ins Auto! Was ist, wenn er doch irgendwelche kranken Hintergedanken hat?
"Wir sind da" sagt er nach einiger Zeit und steigt aus um mir die Tür aufzuhalten.
"Ich kann das auch selbst machen! Wir leben nicht im 19. Jahrhundert!" motze ich ihn an und er hebt unschuldig die Hände in die Luft.
"Du willst mich also wirklich im Wald umbringen" sage ich, als ich die vielen dunklen und großen Bäume um mich herum entdecke. Ich will nicht behaupten, dass ich wirklich Angst habe, doch wenn ich mich hier so umsehe, bekomme ich tatsächlich Angst. Die Bäume sind so groß, dass man kaum noch etwas von dem Himmel zu sehen bekommt und ich könnte Wetten, dass hier Wölfe und andere Kreaturen herumlaufen.
"Folg mir einfach." sagt er. Da ich nicht gerade das Verlangen habe, alleine in diesem Wald zu stehen, folge ich ihm.
Der Weg fühlt sich schon jetzt viel zu lang an, dabei sind wir erst um die 15 Minuten gelaufen.
„Schließ die Augen" sagt er auf einmal und tritt hinter mich.
„Sicher nicht!"
„Dann halt so..." er nimmt seine Hand und hält sie mir vor die Augen. Ich versuche gar nicht erst, seine Hand wieder weg zu nehmen, weil ich weiß, dass ich sowieso keine Chance gegen ihn habe.
Mit seiner Hand vor meinen Augen laufen wir noch ein Stück bis ich plötzlich leises Geheule höre. Wölfe?
Dann nimmt er seine Hand endlich wieder weg und sofort erstarre ich. Definitiv keine Wölfe!
Welpen! Und noch so viele!
Ich gehe in die Hocke und strecke vorsichtige meine Hand nach ihnen aus, damit sie daran riechen können. Ein kleiner weißer Welpe springt sofort auf meinen Schoß und kuschelt sich an mich ran. Ein anderer schleckt meine Hand ab und noch ein anderer schnuppert mich von allen Seiten ab. Der Rest von ihnen scheint noch etwas vorsichtiger zu sein und bleibt in der kleinen Hütte, aus dem die anderen raus gekommen sind, liegen.
„Warum sind sie hier? Mitten im Wald?" ich blicke zu ihm auf.
„Sie wurden ausgesetzt und ich hab sie gefunden weshalb ich ihnen eine Hütte gebaut habe. Ich komme jeden Tag hier her und bringe ihnen was zu essen oder spiele mit ihnen. Es ist wie ein Fluchtort für mich." sagt er und sieht dabei die kleinen an. Fluchtort?
Dann geht er auch in die Hocke und nimmt einen von ihnen auf den Arm.
Ich kann sie alle kaum unterscheiden, weil alle gleich schwarz sind. Alle außer der kleine weiße auf meinem Schoß.
„Habe sie schon Namen?" frage ich neugierig und er schüttelt den Kopf.
„Wieso denn nicht?"
"Ich hab's nicht so mit Namen" er zuckt mit den Schultern. Das ist wohl seine Lieblings Bewegung.
"Dann nenn ich dich ab sofort Snow " sage ich zu dem kleinen und sofort ertönt ein lautes Lachen neben mir.
"Was besseres ist dir nicht eingefallen?" lacht er und ich schnaufe genervt auf.
"Immerhin ist mir was eingefallen!" kontere ich ihn und er verstummt.
"1 zu 0 für dich." er zwinkert und steht wieder auf.
"Was machst du eigentlich mit ihnen wenn sie älter sind?" frage ich und stehe auch auf.
"Verschenken, Verkaufen, Keine Ahnung?"
"Dann ist Snow schonmal für mich reserviert!" ich setze ein stolzes Lächeln auf.
"Werden wir ja sehen." wieder einmal zuckt er mit den Schultern.
"Lass uns gehen, es wird dunkel und ich habe noch was mit dir vor." sagt er plötzlich und läuft einfach los. Bei seinen Worten durchgeht mich ein Schauer von Gänsehaut. Er hat noch was mit mir vor.
"Oder willst du von Wölfen gefressen werden?" scherzt er und ich laufe los.
Den ganzen Weg zurück reden wir kein Wort miteinander und obwohl ich kein großer Fan von Gesprächen bin, finde ich diese Stille ziemlich unangenehm.
Als wir kurz davor sind am Wagen anzukommen, bleibt er ruckartig stehen.
"Was ist los?" frage ich und sofort hält er mir die Hand vor den Mund. Panik bricht in mir aus und trotzdem schaffe ich es, körperlich Ruhe zu zeigen.
"Was meinst du was der da im Wald macht?" höre ich eine dunkle männliche Stimme von weitem.
"Wahrscheinlich fickt er wieder eine, wie immer!" lacht jetzt ein anderer und irgendwie verpassen mir diese Worte einen Schlag ins Herz. Es sind nur Worte.
"Dylannnn!" ruft jetzt jemand. Meinen die ihn?
"Bleib hier." sagt er und lässt mich los.
"Bitte!" fügt er hinzu weil er ganz genau weiß, dass ich ihm gefolgt wäre. Tu ich sowieso.
Ich warte bis er ein Stück vorgelaufen ist und gehe ihm dann mit langsamen Schritten hinterher.
"Teil sie doch mit uns!" die fremden Stimmen kommen immer näher und meine Angst wird immer größer.
Als er fast am Auto ankommt, bleibe ich hinter einem großen Baum weiter weg stehen und beobachte ihn dabei, wie er bedrohlich auf irgendwelche Männer zuläuft.
"Was macht ihr hier?!" seine Stimme klingt als würde er jeden Moment jemanden verprügeln.
"Dürfen wir hier denn nicht sein? Dein Grundstück beginnt erst dort vorne." provoziert einer und zeigt in meine Richtung.
Grundstück?
"Wir wollen nur verhindern das du..." weiter bekomme ich nicht mit, denn plötzlich wird mir grob eine Hand um meinen Mund gelegt.
Angsterfüllt schlage ich um mich und versuche trotz der Hand zu schreien, doch es ist wie in all den Albträume, in denen man versucht zu schreien, doch es ertönt kein Ton.
"Pschht, ich will dir nur helfen Rose." sagt eine mir viel zu bekannte männliche Stimme. Das kann nicht sein. Tränen steigen in meine Augen und ich vergesse für einen Moment zu Atmen.
"Tut mir leid, für das was jetzt kommt..." sagt er und drückt mir ein weißes Tuch auf mein Gesicht. Der süße und doch erstickende Geruch eines Betäubungsmittels sticht mir in die Nase und sofort verschwimmt alles vor meinen Augen. Das letzte was ich sehen kann, ist Dylan wie er auf mich zu gerannt kommt.
Danach gleicht alles einer dunklen, Sternenlosen Nacht. Alles ist schwarz.
Willkommen in deinem größten Alptraum, Rose.

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