28❅

419 58 8
                                    

«Jungkook«

Das Zimmer sah wirklich gemütlich aus. Es war nicht besonders groß, aber dennoch groß genug, damit ein Bett, ein Kleiderschrank und sogar ein kleines Sofa Platz fanden. Ich ließ meinen Rucksack, der eigentlich kaum Inhalt mit sich trug zu Boden gleiten, und setzte mich auf das Bett. Die zwei Kinder beäugten mich immer noch mit einem neugierigen Blick.

„Ist etwas?", fragte ich zögernd.

„Wirst du bleiben? Du wirst nicht einfach wie die anderen gehen, oder?", fragte mich das kleine Mädchen, Ahri, schüchtern.

„'Die anderen'?"

„Ja, Eomma und Appa haben schon oft Leute nach Hause gebracht, aber sie sind immer nach zwei, drei Tagen gegangen. Eomma und Appa haben gesagt, dass jeder mal gehen muss und nichts auf ewig hält", erzählte Dae in seiner kindlichen Stimme.

Ich lächelte. „Ich werde vermutlich auch ein paar Tage bleiben und dann weitergehen müssen. Ich habe einem Freund etwas versprochen."

„Wo ist dein Freund?", fragte das Mädchen.

„Er,", ich stockte kurz, „Er ist an einem sicheren Ort. Wir wollen uns eventuell im Westen wiedertreffen."

„Aber jeder verlässt uns. Wir sind hier einsam."

„Aber sicher", wandte ich ein.

Sie schwiegen und wirkten unzufrieden mit meiner Aussage. Daher nahm ich sie beide in die Arme.

„Es ist okay. Ich bleibe, solange ich kann und werde euch Gesellschaft leisten", versprach ich ihnen.

Ich hörte sie kichern und musste auch lächeln.

✦ ☾ ✦

Ich verstand mich sehr gut mit der Familie und sie nahmen mich auch sehr herzhaft auf. Es fühlte sich fast an wie meine eigene Familie. Jedes Mal, wenn ich mit Jae, Jihae, Dae und Ahri lachte und redete, kam mir das Bild von meinen Eltern vor Augen, glückliche Zeiten, die hätte viel mehr wertschätzen müssen, als sie noch möglich waren. Um nicht tiefer in diese Gedanken zu versinken, schüttelte ich dann immer meinen Kopf, um es zu verwerfen, um es zu löschen, aber natürlich war das nicht möglich. Ich redete mir ein, dass ich nichts daran ändern konnte, dass sie weg waren, und das für immer.

Ich sollte mich glücklich schätzen. Alles, was ich brauchte war hier. Essen, Trinken, ein Zuhause und eine Familie. Aber mich plagte dennoch eine Einsamkeit, die tiefer reichte, als ich erwartete. Und letztendlich entschied ich mich doch diesen Ort früher zu verlassen als gedacht.

Als Jihae uns alle zum Abendessen meines zweiten Tages auf der Farm rief, setzte ich mich nur zögerlich an den Tisch. Wie bereits die letzten Male gab es kein Fleisch, über was ich mich nicht wunderte, da sie vermutlich das Vieh nutzten, um Milchprodukte oder so zu produzieren.

„Warum isst du nichts, Jungkook?", fragte Jihae besorgt.

Ich legte den Löffel in meiner Hand wieder auf den Tisch und schaute auf. Alle sahen mich verwundert an.

„Ehm...ich habe überlegt lange darüber nachgedacht und beschlossen, weiterzureisen", murmelte ich und kratzte mich verlegen am Hinterkopf.

Ahri und Dae schauten mich fassungslos an, und selbst Jihae und Jae wirken leicht überrumpelt, aber sie schienen die Sache ruhiger anzugehen. Ich fühlte mich etwas schuldig, dass ich die Kinder wieder verlassen musste, nachdem ich versprochen hatte, dass ich so lang wie möglich bleiben würde. Aber um genau zu sein, war ich so lange wie möglich geblieben, meiner Meinung nach.

„Du bleibst doch bestimmt noch diese Nacht, oder? Wir begleiten dich gleich morgen früh wieder zurück und ich werde dir etwas zu essen und trinken einpacken", sagte Jihae und lächelte.

Ich nickte dankbar und somit war das Gespräch eigentlich auch schon beendet.

✦ ☾ ✦

„Jungkook Oppa, wieso kannst du nicht noch länger bleiben?", quengelte Ahri, als das Abendessen vorbei war und wir drei schon mal nach oben gingen.

„Genau! Warum willst du plötzlich gehen?", stimmte Dae zu und schmollte.

„Wisst ihr. Ich muss weiter, damit mein Freund mich auch wiederfindet." Ich bezweifelte es zwar, nein hoffte es sogar innständig, dass Jimin einfach im Bunker blieb, aber falls er mir dennoch starrsinnig gefolgt war, musste ich auffindbar sein.

„Aber warum kannst du dann nicht einfach zurückgehen? Warum weitergehen, Jungkook Oppa?"

„Nun, weil ich an dem Ort nicht zurückkehren kann", antwortete ich wehmütig.

Sie sahen mich mit großen Augen an.

„Hast du keine Ansgt so allein?", fragte Dae ernst.

Ich wollte den Kopf schütteln, aber dann entschloss ich mich zu nicken. Ich hatte Angst, sehr sogar, aber was brachte es einfach sich in eine Ecke zu verkriechen?

„Ihr seid hier sicher. Hört schön auf eure Eltern, ja?"

Sie nickten beide und umarmten mich. Wir spielten noch eine ganze Weile zusammen in meinem Zimmer und dann wurden sie von Jihae ins Bett gerufen. Aus irgendeinem Grund hatte ich ein seltsames Gefühl, als sie den Raum verließen und Jihae mich noch anlächelte. Als würde sie etwas planen. Aber ich verwarf den Gedanken schnell wieder und machte mich bereit zum Schlafen.

Try to Stay Alive ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Where stories live. Discover now