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„Alles okay hier? Mein Vater hat mich hergeschickt, um nach dem Rechten zu sehen." Taehyung betrat mit einem Klopfen an der Metalltür den Kontrollraum, indem zahlreiche Bildschirme und bunt blinkende Knöpfe zum Vorschein kamen.

„Ja, alles in Ordnung", erwiderte sein Freund und Hyung, Yoongi.

Der Schwarzhaarige stellte sich neben Yoongi und beobachtete ihn, wie dieser auf einem Bildschirm eine Karte aufrief.

„Hat sich die Lage draußen verbessert?", fragte Taehyung ein bisschen hoffnungsvoll.

Es war eher auf die Natur bezogen und was der Mond auf die Erde auswirkte, und weniger auf die Leute, die noch da draußen waren.

„Die letzten zwei Tage waren ziemlich ruhig. Hier in der Nähe gab es keine Erdbeben oder sonstiges. Das Wetter war auch angenehm, aber es sieht so aus, als würde von Westen kalte Luft herziehen. Wahrscheinlich wird es in nächster Zeit in Busan und in der Umgebung eisig sein." Yoongi zeigte ihm zur Veranschaulichung weitere Karten, die weiter aus Südkorea herauszoomten, sowie einige Wetteranalysen.

„Wir sind hier drinnen sicher, nicht wahr?", fragte Taehyung, obwohl er die Antwort wusste.

Er wollte sich nur vergewissern.

„Ja, uns wird die Kälte hier drinnen nichts anhaben."

Taehyung blickte eine Weile nachdenklich auf die Bilder vor ihm. „Werden die Leute da draußen sterben?"

Yoongi nickte: „Ein Großteil von ihnen wird vermutlich sterben. Sie sind zu sehr von Wut und Gewalt besessen, dass sie es nicht einmal bemerken werden."

„Was ist mit den Menschen, die den 'Virus' nicht haben?"

Yoongi sah auf und guckte Taehyung an. Sein Gesicht zeigte wenig Emotionen. Aber das war schon immer so gewesen. Seit Taehyung ihn kannte, war Yoongi immer der Ruhige und Unauffällige gewesen, der sich nicht viel um die anderen Leute scherte, nein eigentlich empfand er allgemein nicht viel Interesse gegenüber allen möglichen Dingen, die nichts mit ihm zu tun hatten. Er mochte ihn trotzdem als seinen Hyung.

„Vielleicht schaffen sie es, vielleicht aber auch nicht. Es spielt keine Rolle, nicht wahr? Wenn die Kälte sie nicht ausrottet, dann wird irgendwann was anderes kommen, was sie tötet."

Taehyung nickte. „Solange wir sicher sind, ist alles okay."

„Nun, solange wir noch Lebensmittel haben", fügte Yoongi hinzu.

„Wenn alles nach Plan läuft, dann werden wir uns keine Sorgen um das Essen machen müssen. Wir sind irgendwann sowieso nicht mehr hier."

„Ja, du hast Recht", erwiderte der andere schulterzuckend.

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«Jungkook«

Wir waren schon lange weit weg von Hoseoks Haus. Dennoch war die erstickende Stimmung selbst nach jedem weiteren Meter bis jetzt in der Luft geblieben. Eigentlich wussten wir nicht genau, welchen Weg wir gehen sollten, wir versuchten einfach nur irgendwie die Innenstadt zu verlassen und mehr aufs Land zu gehen, wo wir den Bunker vermuteten. Jimin und ich hatten genug Essen und Trinken, und auch die Kleidung war mittlerweile bestimmt trocken, dennoch waren wir nicht zufrieden oder glücklich mit der Situation.

„Hoseok hätte mitkommen sollen", murmelte Jimin nach einer Weile des Schweigens, während wir nebeneinander liefen.

Ich nickte. Der Gedanke, dass Hoseok allein dortbleiben wollte, mit seinem längst toten Freund, war irgendwie gruselig und erschreckend, zugleich aber auch unglaublich tragisch. Bisher hatte ich noch nie eine Beziehung gehabt oder jemanden überhaupt geliebt, nicht einmal angeschmachtet, um seinen Schmerz auch nur ansatzweise nachzuvollziehen. Und trotzdem glaubte ich ihn durch die Augen des Älteren zu spüren.

„Vielleicht hätten wir ihn weiter versuchen sollen zu überreden?", seufzte ich verunsichert.

„Er ist stur. Er wäre bis zum Schluss wahrscheinlich nicht mitgekommen. Es ist gut, dass du mich aufgehalten hast mehr zu sagen. Sonst hätte ich ihn vielleicht durch meine Worte noch mehr verletzt."

Ich nickte anfangs, denn dass Hoseok so oder so nicht mitgekommen wäre, da gab ich ihm Recht, doch gegen Ende schüttelte ich energisch den Kopf. „Hyung, du hast nichts falsch gemacht."

Jimin atmete lediglich auf und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf den Weg vor uns. Ich hoffte inständig, dass Hoseok nicht in Gefahr geriet. Vielleicht kam er tatsächlich irgendwann nach.

„Ich wünschte, wir hätten ein Auto", sagte ich seufzend.

Der Silberhaarige lachte leise, dass seine blonden Strähnen ihm ins Gesicht fielen. „Das wäre viel zu laut. Wir würden die Aufmerksamkeit der ganzen Stadt auf uns ziehen."

Ich stöhnte wissend auf. Früher war es so leicht gewesen irgendwohin zu kommen. Das hätten wir viel mehr wertschätzen müssen.

„Denkst du...der Mond nähert sich immer noch? Denkst du die Tage und Nächte werden noch länger werden, Hyung?", fragte ich besorgt und sah hinauf in den Himmel.

„Ich weiß es nicht, aber mir kommt der Tag heute wirklich zu lang vor. Es ist viel passiert."

Wir beschlossen beide am Ende, dass wir ein Motel oder so aufsuchen sollten, um die Nacht dort zu verbringen. Jedoch sollte es sich nicht allzu weit weg vom Stadtrand befinden, damit wir, wenn es noch dunkel wurde, trotzdem weitergehen könnten, ohne dabei durch ein Autolabyrinth irren zu müssen, diese hatten uns bisher oft genug behindert. Ich wusste immer noch nicht so genau, ob es bei Tag oder bei Nacht an sichersten war. Vielleicht gab es sowas wie Sicherheit auch gar nicht mehr.

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Hier also das versprochene zweite Kapitel für heute, ist auch bisher das kürzeste Kapitel, aber hey, endlich mal ein Wort über Taehyung und Yoongi hahah ^^ 

Try to Stay Alive ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon