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«Jungkook«

Ehe wir uns versahen, zogen die drei Tage, die man uns gegeben hatte, wie im Fluge an uns vorbei, ohne dass wir einen richtigen Plan für das weitere Vorgehen entwickelten. Es existierte einfach keiner. Oder es entsprach der hoffnungslosen Wahrheit, dass es uns schlichtweg leid war. Denn irgendwie hinterließ diese begrenzte Zeitspanne einen bitteren Nachgeschmack, an den ich nicht allzu lange denken wollte.

Die Verletzungen von der Schlägerei verheilten in der Zwischenzeit recht gut, Dank Jins sorgfältiger Behandlung und seinen regelmäßigen Besuchen bei uns, aber Jimins Fieber war unglücklicherweise durch den ganzen mentalen Stress zurückgekehrt. Zunächst dachten wir, dass es ganz weg war, aber durch den ganzen Aufruhr war es nur unbewusst in den Hintergrund geraten, und nun meldete es sich mit ganzer Wucht zurück. Das war nicht gut, gar nicht gut.

„Jimin Hyung, du kannst hier nicht weg...! Du hast immer noch Fieber." Dies sagte ich ihm schon seitdem wir aufgewacht waren, und feststand, dass es ihm nach der letzten Nacht kein Stück besser erging.

Er lächelte gequält. Seine Augen waren etwas gerötet und seine Haut schimmerte blass in dem Licht unserer Kabine. „Es geht mir gut, Kook. Außerdem haben wir keine andere Wahl. Sie geben uns keine."

In dem Moment klopfte es an der Metalltür und zu unserer Überraschung kam Jin zum Vorschein, als ich sie öffnete.

„Jin Hyung", sagte ich überrascht.

Er guckte uns beinah mitleidig an, als er den Blick zwischen Jimin und mir hin und her warf. „Ich wollte Jimin noch einmal untersuchen."

Nachdem er seine gründliche Untersuchung abschloss, drückte er mir zwei Schachteln Tabletten in die Hand. „Ich darf das eigentlich nicht, weil wir sowieso nicht so viel davon haben. Aber ihr werdet das wohl mehr benötigen als die Menschen hier drinnen."

„Danke Jin Hyung. Danke, wirklich. Wir stehen zutiefst in deiner Schuld", sagte ich aus ganzem Herzen, während ich mich an die Medikamente klammerte, als wären sie ein Rettungsring, obwohl sie eigentlich nichts weiter waren als ein Mittel zur Lebensverlängerung. Ich wusste das, und Jin wusste es ebenso.

Jin und Namjoon waren die Einzigen gewesen, die wirklich nett zu uns waren, und uns behandelten als wären wir Freunde und keine Eindringlinge. Der Gedanke, dass wir sie nun verlassen mussten, tat weh.

„Jimins Fieber scheint kein Mitleid und erst recht keine Gnade mit euch zu haben. Es ist sogar gestiegen seit gestern Abend", murmelte Jin seufzend.

Ich blickte sofort besorgt zu Jimin herüber, der sich ein Husten verkniff.

„Ach ja? Mir geht es aber wirklich g-gut", erwiderte dieser dennoch, obwohl er herumtaumelte, als er versuchte vom Bett aufzustehen.

Ich schaute Jin Hilfe suchend an, aber dieser erwiderte meine Blicke mit gleicher Hilflosigkeit. Plötzlich öffnete sich die Tür des Raumes erneut und einer der Wachen, die uns immer das Essen brachte, kam hinein.

„Ich komme, um euch abzuholen. Es wird Zeit zu gehen", sagte er fast schon emotionslos, als interessierte ihm unsere Abschiebung nicht mehr als ein Essensfleck am Boden der Kantine, was wahrscheinlich auch der Fall war. Kein Anzeichen an Menschlichkeit, wie die meisten in diesem Bunker.

Zusammen mit Jin liefen wir denselben Weg, den wir genommen hatten, als wir hierhergebracht worden sind. Jimin konnte sich natürlich nicht daran erinnern, da er an jenem Ankunftstag nicht bei Bewusstsein gewesen war, und selbst jetzt wirkte er ziemlich weggetreten wegen der hohen Temperatur, der er ausgeliefert war. Ich seufzte. Ich hatte gedacht, dass es besser werden würde, aber wir waren genau an demselben Punkt angelangt wie vor drei Tagen.

Bereits am Anfang des langen Ganges, der so breit war wie die Tür, durch die wir hereingekommen waren, erkannte ich zwei mir bekannte Gestalten mit etwa vier weiteren Wachen. Es waren Yoongi, wie mir Jimin erzählt hatte, und Taehyung, wie ich von Jin erfuhr.

Als wir bei ihnen ankamen, musterten sie uns nur, als wären wir ein Ausstellungsstück, doch als Jimin anfing stark zu husten, erwachten sie aus ihrer Starre und auch ich realisierte mit einem Schlag, dass es nun vorbei war mit der Sicherheit.

„Also, ich hoffe, ihr habt alles", merkte Taehyung mit einem neutralen Unterton an. Dabei richtete sich sein Augenmerk auf den schlaffen Rucksack an meinem Rücken, indem neben unseren restlichen Vorräten, bestehend aus der Sprite Dose und der Schachtel Streichhölzer, lediglich die Medikamente von Jin zu finden waren.

„Gebt ihnen wenigstens Proviant...!", meldete sich Jin zu Wort, seine Augen strahlten flehend.

„Wir haben selbst nicht genug, Jin Hyung, und das weißt du ganz genau", sagte Yoongi streng, aber als sein Blick Jimin streifte, erkannte ich abermals einen undefinierbaren Funken in seinen Augen.

Seltsam.

„E-Es ist okay", sagte Jimin lächelnd und befreite sich von Jin und mir, da wir ihn auf den Weg hierher gestützt hatten. Anders wäre er vermutlich gestolpert oder wir hätten durch mehr Zeit benötigt.

Ich sah mir meinen jämmerlich wirkenden Freund an, dann wich mein Blick zu Taehyung, zu Yoongi und dann schließlich zur Tür, durch die wir in unmittelbarer Nähe nach draußen gescheucht werden würden. Ich würde es versuchen. Noch einmal. Für Stolz war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, diesen hatte ich ohnehin schon länger ablegt.

„Bitte." Ich ballte meine Hände zu Fäusten, meine Wangenknochen spannten sich an, und irgendjemand bestimmten anzuschauen, traute ich mich nicht.

Sie sahen mich alle verwirrt an, aber ich blieb ernst.

„Bitte schickt uns nicht raus", flehte ich Taehyung an, und obwohl er für einen kurzen Augenblick überrascht wirkte, wandelte sich sein Gesichtsausdruck sofort wieder zu einer ausdruckslosen Miene, und ich wusste, er würde nicht nachlassen, egal, was für Argumente ich lieferte.

„Ihr wusstet mit dem Eintreten in diesen Bunker, dass ihr nur drei Tage habt", erwiderte er lediglich.

„A-Aber er, Jimin ist noch krank...! Sieh ihn dir an! Er kann kaum allein auf den Füßen stehen", rief ich verzweifelt.

Jimin schüttelte seufzend den Kopf und legte eine Hand auf meine Schulter. Seine Worte, als er dachte, er würde es nicht zu dem Bunker schaffen, und dass ich ihn zurücklassen sollte, rückten in den Vordergrund meines Bewusstseins.

„Jungkook, lass gut sein."

Dieses Mal konnte ich es nicht gut sein lassen, denn ich wollte dasselbe für ihn tun, der sich auch für mich, ohne lange zu überlegen, aufgeopfert hätte. 

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Also, ich habe so einiges vorgeschrieben, diese Geschichte wird wahrscheinlich mit um die 45 Kapiteln enden, das dauert also noch etwas. Ich liebe diese Geschichte ja persönlich unheimlich doll, und bin schon sooo gespannt, wie ihr die zukünftigen Kapitel finden werdet, cause I love it *~*

Übrigens schreibe ich parallel momentan bereits an der nächsten Geschichte :3

Meiyuee

Try to Stay Alive ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Onde histórias criam vida. Descubra agora