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«Jungkook«

Jimin berührte meinen Arm und sah mich sanft an, aber ich wollte es wirklich nicht gut sein lassen. Mein Entschluss war bereits gefallen.

„Bitte. Wir werden da draußen sterben."

Taehyung schien zu zögern und für einen klitzekleinen Moment schöpfte ich Hoffnung, dass es gar nicht erst so weitkommen musste, jedoch wandte er sich schließlich nur zur Seite und verlor kein Wort mehr darüber oder überhaupt über irgendetwas. Ich schüttelte erschüttert den Kopf. Schweigen? Das war auch eine Antwort. Also wendete ich mich stattdessen an Yoongi, von dem ich vor allem eins erwartete.

„Bitte, ich-"

„Ich habe euch bereits drei Tage gegeben und diese bestehen aus jeweils knapp 40 Stunden. Was wollt ihr noch?"

Ich biss mir auf die Lippe, bis ich den eisernen Geschmack von Blut schmecken konnte.

„Kook, lass uns einfach gehen, ja?", sagte Jimin seufzend, die Schulter hängen lassend.

Ich konnte es nicht akzeptieren. Bevor ich mir darüber hätte Gedanken machen können, sank ich vor ihnen auf meine Knie. Der plötzliche Aufprall auf den harten Boden schoss einen stechenden Schmerz durch meinen Körper, denn blaue Flecken befanden sich ebenfalls an meinen Beinen. Die Wachen, Taehyung, Yoongi, Jin und einschließlich Jimin hielten vor Schock den Atem an.

„B-Bitte, lasst Jimin hier. Bitte. Ich...ich werde gehen, aber, bitte, Jimin soll hierbleiben können. Mindestens bis er wieder ganz fit ist und vielleicht sogar hier einfach bleiben und leben. Bitte", flehte ich und drückte meine Handflächen aneinander.

Mein blondhaariger Freund versuchte mich hochzuziehen, aber ich schüttelte verneinend den Kopf und schob ihn ein wenig von mir weg. Er zog dennoch an meinem Ärmel, die Augen feucht bei meiner Handlung. „Jungkook, steh auf...!"

„Jungkook...", murmelte auch Jin bekümmert.

Ich ließ mich nicht beirren und flehte sie weiter an. „Bitte."

Ich sah zu beiden hoch und starrte sie mit großen, glänzenden Augen an. Yoongi hielt meinen Blick stand und atmete schließlich seufzend aus. Auch hier fielen überraschte Gesichter.

„Okay."

„Was? Nein! Ich bleibe nicht ohne dich hier, Jeon Jungkook!", rief Jimin ungläubig.

„Hyung, ich bin nicht derjenige, der krank ist. Bleib hier und erhole dich. Ich...ich werde schon zurechtkommen und was eigenes finden", versicherte ich, ohne eine Miene zu verziehen.

Bei dem Gedanken musste ich innerlich schmunzeln. Als würde ich mir lediglich nur eine neue Wohnung suchen.

„Nein, auf gar keinen Fall! Ich gehe mit. Was denkst du dir eigentlich sowas zu sagen? Vergiss es! Entweder wir bleiben beide o-oder keiner bleibt...!", seine Stimme wurde brüchiger und er hustete wieder.

„Es ist okay, Hyung. Hör zu. Ich werde zurück in Richtung Stadt gehen und vielleicht treffe ich auf Hoseok Hyung wieder. Danach mache ich mich auf den Weg nach Westen in Richtung inneres Land."

Jimin schüttelte heftig den Kopf. „Nein!"

Ich schaute hilfesuchend zu Jin, der sofort verstand, was ich von ihm verlangte.

„Bist du dir sicher?", fragte er vorsichtig nach, während Jimin zwischen uns hin und her sah und langsam begriff, was wir vorhatten.

„Nein, das könnt ihr vergessen!"

„Ja, ich bin mir sicher", antwortete ich, Jimin ignorierend, auf Jins Frage.

Danach ging alles relativ schnell. Mit Hilfe der einen Wache zog Jin Jimin weiter weg von mir und dem Ausgang. Ich konnte die Verzweiflung in seinen Augen sehen und er schrie und schrie, dass ich das gefälligst lassen sollte, aber ich lächelte nur zaghaft. Jimin war mein Hyung und vielleicht betrachtete er die Situation so, dass er sich um mich kümmern musste, mich beschützen sollte, aber jetzt und hier war er derjenige, der meine Hilfe benötigte.

„Bist du bereit?", fragte Yoongi und ich nickte.

Ich guckte zu Taehyung, der mich immer noch etwas geschockt ansah. Er hatte wohl wirklich nicht damit gerechnet, dass ich so etwas tun würde. In diesem Monat schien er wie ein verlorener Welpe.

„Kann Jimin wirklich hier bleiben...ohne Frist...?", fragte ich zögerlich, während ich mich langsam aufrichtete.

„Ja. Solange, wie er will."

„Lasst ihn bitte nicht gehen, wenn er noch krank ist. Ich will nicht, dass er mir blind hinterherrennt und sich selbst in den Tod stürzt. Er soll eine Chance haben, das sichere Leben auszukosten. Wenn er nach einer Zeit dennoch gehen möchte, sollte er das auch dürfen. Aber nicht einfach aus puren Emotionen heraus." Mir war es wichtig, dass sie ihn aufhalten würden, wenn er versuchte mit zu folgen.

Yoongi nickte verstehend. Da keiner mehr etwas sagte, schätzte ich, dass es nun Zeit war zu gehen. Ich war ihnen dankbar, dass sie mich nicht mehr hetzten und somit konnte ich die Tür vor mir lange anstarren, bis ich mich wirklich aus tiefsten Herzen bereit fühlte. Taehyung hatte sich zurückgehalten und ich fragte mich, wieso er nicht besonders viel zu all dem zu sagen hatte, aber das war nicht mein Problem. Ich hatte bekommen, was ich wollte. Jimin war es vergönnt in dem Bunker zu bleiben. Ich hatte die Hälfte unseres Zieles erreicht, und damit stellte ich mich zufrieden.

„Ich bin soweit."

Yoongi nickte der Wache zu und dann wurde die Tür geöffnet. Statt kalter Luft kam uns eine angenehm warme und dennoch erfrischende Brise entgegen. Ich trat hinaus und drehte mich noch ein letztes Mal zurück. Taehyung schaute mich an, sah mich ganz intensiv an und ich wusste nicht, was es bedeuten sollte. Für eine Weile war ich in seinen Augen gefangen, und es gab nichts Wärmeres als seine braunen Augen, die so tief in meine Seele drangen, dass ich für den Bruchteil einer Sekunde Angst verspürte.

„Viel Glück", riss mich Yoongi aus meinen Gedanken und bevor ich es realisieren konnte, wurde die schwere Metalltür geschlossen und Taehyungs Augen blieben auf der anderen Seite der Tür.

Try to Stay Alive ᵛᵏᵒᵒᵏ [✔]Where stories live. Discover now