Kapitel 9

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-Jeongin pov-

"Yang Jeongin.", wurde mein Name von einer der Krankenschwestern gerufen. Sofort erhoben sich mein Vater und ich von unseren Stühlen. Kurz vor dem Zimmer, indem mein neuer Arzt auf uns wartete, blieb er stehen. Er schaute mich an und fragte dann: "Bereit Junge?". Dabei zeigte er ein kleines Lächeln, dass mir Mut geben sollte. Ich nickte nur leicht und schenkte ihm ebenso ein kleines Lächeln. Gemeinsam betraten wir in den großen, weißen Raum, in dem viele Untersuchungsgeräte und riesige Regale mit Akten stehen. Hinter einem Schreibtisch mit einem großen Computerbildschirm saß mein neuer Arzt, der uns anlächelte. "Herr Yang, Jeongin, setzt euch doch bitte." Wir folgten seiner Bitte und kaum, dass wir saßen redete er auch schon weiter: "Ich bin Herr Hwang und werde mein bestes geben, um euch helfen zu können." Mit jedem Wort, das er von sich gab, vertraute ich ihm immer mehr. Ich weiß nicht warum, aber es war so. Ich bin mir sicher, dass ich keinen besseren Arzt hätte finden können. "Ich werde nun erst noch ein paar Untersuchungen vornehmen und dir ein paar Fragen stellen, damit ich weiß wie schlimm es eigentlich ist.", erklärte er mir mit sanfter Stimme. Ich nickte nur. Das tat ich immer wenn ich beim Arzt bin, da ich in solchen Situationen einfach nicht weiß, was ich antworten soll. 

Nach einigen Untersuchungen und vielen Fragen über meine Symptome, die zu meinem Glück nur aus Schwindel, Müdigkeit und Hautblässe bestehen, saßen wir nun wieder an dem Schreibtisch von Mr. Hwang und warteten bis er uns nun endlich seine Ergebnisse mitteilte. Immer noch auf seine Papiere schauend begann er nun an zu sprechen: "Du bist ein Glückspilz, wenn man das so sagen kann. Deine Heilungschancen stehen sehr hoch, was bedeutet, dass wir deine Heilung auch von Zuhause aus durchführen können." Diese Nachricht nahm ein wenig der Last, die auf den Schultern meines Vaters und mir liegt, mit sich und gab uns dafür einen großen Schub an Hoffnung. Meine Chancen stehen ziemlich hoch und ich kann weiterhin Zuhause wohnen, zur Schule gehen und im Prinzip ein ganz normales Leben weiter führen. "Sport oder andere körperliche Anstrengungen solltest du allerdings weiterhin vermeiden. Die Schwester am Empfang wird dir eine Freistellung für den Sportunterricht und das Rezept für die Medikamente mitgeben."  "Vielen, vielen Dank Herr Hwang, sie sind der beste", bedankte ich mich bei dem Arzt bevor ich mit meinem Vater, der sich ebenfalls tausende Male bei ihm bedankt hatte, den Raum verließ.  

"Hey Dad, ich denke ich werde alleine nach Hause laufen. Ich brauch jetzt einfach noch ein bisschen frische Luft." Mein Vater sah mich etwas unzufrieden an, gewährte mir dann aber meinen Wunsch. "Gut, aber sei vorsichtig. Das Viertel ist zwar ziemlich sicher, sei aber trotzdem vorsichtig ja?!", ermahnte er mich und ging dann in Richtung Parkplatz. Es hatte wieder leicht angefangen zu schneien und auf den Gehwegen entstand ein neuer Teppich aus Schnee. Ich blieb noch etwas vor dem Krankenhauseingang stehen und beobachtete wie die dicken Flocken langsam vom Himmel fallen. Das schwache Licht der Straßenlaternen und das der wenigen Autos, die in diesem Viertel unterwegs sind, machten die Atmosphäre zu etwas ruhigem und entspanntem. Ich dachte sowas sei in einer Großstadt wie Seoul unmöglich, aber ich habe mich wohl getäuscht. So stand ich da für 5 Minuten und schaute einfach in den schwarzen Himmel, aus dem die großen weißen Kristalle langsam in meine Richtung schwebten. Dabei dachte ich an Nichts. Mein Kopf war seit langem endlich mal wieder leer. All die Gedanken, die sonst in meinem Gehirn schwirrten, waren wie weggefegt. 

Erst als ich merkte, wie sich jemand neben mich stellte, wachte ich aus meinem Traum auf. Ich sah zu der Person neben mir, die nun ebenfalls in den dunklen Nachthimmel blickt. Nach kurzer Zeit blickt er wieder zu mir. "Ok jetzt verstehe ich, warum du so in den Himmel gestarrt hast. Fast wäre ich dem auch verfallen. Was machst du eigentlich hier?", sprach nun der Größere zu mir. Seine langen blonden Haare waren voller Schnee und seine Wangen von der Kälte leicht gerötet. "Das selbe könnte ich dich eigentlich auch fragen, Hyunjin." "Ich bin hier um meinen Vater von der Arbeit abzuholen. Wir wollen noch gemeinsam etwas Essen gehen. Aber eigentlich habe ich dich zuerst gefragt.", antwortet mir der Ältere locker. 

In diesem Moment viel mir auf, was eine Lüge alles anrichten kann. Sie verursacht immer und immer mehr Lügen, so dass nach gewisser Zeit ein Netzt entsteht. Ein Netz, aus dem man sich nicht mehr befreien kann. Ich hatte ihn bereits heute Nachmittag ein mal angelogen und wollte es eigentlich nicht noch einmal tun, da ich es hasse zu lügen. Ich hätte an dieser Stelle verhindern können das Netz weiter zu spannen. Jetzt wäre noch die Möglichkeit gewesen es friedlich aufzuklären, aber mein Gehirn und mein Mund hatten sich dagegen entschieden. "Ich war wegen meinem Knöchel hier." Mit diesen Worten habe ich meinen nächsten Faden für mein Lügennetzt gesponnen, den ich später noch über alles bereuen werde. "Dein Vater ist also Arzt?", hing ich schnell noch an meine Aussage hintendran um etwas vom Thema abzulenken, was mir auch geling. "Ja, er ist einer der besten in seinem Gebiet...", dabei schaute er auf seine Uhr und seine Augen wurden groß. "...und er hasst es zu warten. Ich würde mich wirklich gerne noch weiter mit dir unterhalten, aber ich muss jetzt echt zu ihm. Ich bin morgen sonst einen Kopf kürzer und ich möchte nicht wissen, wie es sich mit Changbins Größe leben lässt." Ein kleines Schmunzeln bildete sich auf seinen und meinen Lippen, bevor wir uns voneinander trennten.  

Sing with me // Hyunin ff ✓Where stories live. Discover now