Kapitel 6

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-Jeongin pov-

Ich öffnete die Tür unseres Hauses, hinter der mein Vater bereits besorgt auf mich wartete. Ihn hatte meine Diagnose besonders hart getroffen. Ich bin sein einziger Sohn und sorgt er sich deshalb sehr um mich. Auch wenn er es damit manchmal übertreibt liebe ich ihn trotzdem und möchte nicht, dass es ihn zerstört. Es reicht schon, dass er sich selbst die Schuld für meine Diagnose gibt. "OMG Jeongin da bist du ja endlich. Ich habe mir Sorgen gemacht. Ist dir wieder schwindelig oder warum hast du so lange nach Hause gebraucht?", fragte er bereits nachdem ich nur einen winzigen Spalt der Tür geöffnet hatte. "Mir geht es gut. Ich war nur wegen dieser Schneemenge etwas langsamer gewesen.", antworte ich ihm. Es hatte heute Mittag einen Schneesturm gegeben und die Gehwege sind noch nicht davon befreit worden. Normalerweise liebe ich den Winter, aber manchmal ist er auch einfach nur lästig. 

Kurze Zeit später saß ich mit meinem Vater am Esstisch. Es ist bereits abends und somit die einzige Zeit am Tag, die ich mit ihm verbringen kann. Er arbeitet als Kameramann gerade an einem neuen K-Drama, welches nächstes Jahr im August ausgestrahlt werden soll. Er muss immer schon früh beizeiten raus, damit alle Geräte zu Drehbeginn fertig eingestellt sind. Ich würde ihn gerne mal an einem Drehtag begleiten, da ich mich sehr dafür interessiere. Allgemein liebe ich Filme und Serien und alles was damit zu tun hat. Sie zeigen sowohl die guten als auch die schlechten Seiten unserer Welt. Und doch gibt es meistens ein Happyend, egal wie grausam die Geschichte auch ist. Für mich strahlen Filme und Serien nichts anderes als Hoffnung aus. Selbst dann wenn das Ende mal nicht gut verläuft. Die Protagonisten geben immer ihr Bestes. Sie geben nicht auf, und das ist es was zählt. 

"Also Junge, wie war dein erster Tag?", fragte er mich nun. "Besser als gedacht. Unser Lehrer ist echt gut und die Klasse scheint auch in Ordnung zu sein.", antworte ich ihm. Und tatsächlich war mir bis jetzt niemand, außer dem einen Mädchen, welches wirklich in einer Lästergruppe ist, negativ aufgefallen. "Hast du auch schon einen Freund gefunden, an den du dich im Notfall wenden kannst?" "Ich habe zwar einen Freund gefunden, aber ich habe ihm noch nichts davon erzählt.", erzählte ich meinem Vater. Er schaut mich mit einem etwas verständnislosen Blick an und sagt dann:" Warum nicht? Es ist wichtig, dass du in der Schule jemanden hast, der über alles Bescheid weiß und dir im Notfall helfen kann." "Ja ich weiß. Aber ich möchte, dass er mich erst kennenlernt und mit mir befreundet ist weil er mich mag und nicht weil er Mitleid mit mir hat.", erklärte ich ihm nun. Er dachte einen Moment nach und erwiderte dann: "Du hast schon recht. Aber sag es ihm trotzdem so bald wie möglich, ja?!" "Ja ich verspreche es.", versichere ich meinem Vater. 

Zusammen schauen wir noch den 7. Teil  von Fast & Furious, bevor ich mich zum schlafen bereit mache. Fast & Furious sind unsere Lieblingsfilme. Wir schauen sie uns ständig gemeinsam an und jedes mal weine ich am Ende des 7. Filmes. Es ist einfach viel zu traurig für mein kleines Herz. Ich verstehe einfach nicht warum das Leben so ungerecht ist? Warum müssen Unschuldige sterben und ihre Freunde und Verwandte trauernd zurück lassen? Ich werde auf jeden Fall alles dafür tun, dass das nicht mit mir passiert. Ich möchte nicht, dass irgendjemand wegen mir trauert. Ich werde diesem Krebs in den Hintern treten. Für meine Familie und meinen Freunden, sowohl meinen alten Freunden als auch Seungmin, der mir jetzt schon ans Herz gewachsen ist. 

Bevor ich mich nun endgültig schlafen lege, gehe ich nochmal alle Ereignisse des Tages in meinem Gehirn durch. Mir viel die Begegnung mit dem blonden Jungen im Musikraum wieder ein. Er meinte, dass er mit seinen Freunden gleich Training hätte. Seungmin hatte mir auch erzählt, dass er am Nachmittag noch Training mit Freunden hätte. Gehört Seungmin also vielleicht mit zu der Gruppe, die zum Weihnachtsfest einen Auftritt hat? Es könnte möglich sein, schließlich sagte er, dass er gerne singt. Aber es könnte auch sein, dass er zu einem Baseballtraining gegangen ist. Er meinte schließlich, dass er es gerne spielt. Ich glaube ich werde ihn morgen einfach fragen. Obwohl das ist vielleicht doch keine so gute Idee. Sonst fragt er noch, wie ich von diesem Training erfahren habe. Und daraufhin würde er mich fragen, warum ich so lange in der Schule gewesen bin. Ich müsste ihm somit alles erklären, da ich ihn allerdings nicht anlügen will aber auch noch nicht dafür bereit bin ihm über meine Krankheit aufzuklären, lass ich es lieber ganz. Vielleicht erzählt er ja von selbst über sein Training. Im selben Gedankengang fiel mir wieder ein, dass er mich morgen in der Mittagspause seinen Freunden vorstellen will. Ich weiß zwar bereits, dass Felix und Chan zu seinen Freunden gehören, aber es soll noch vier weitere geben. Und ja ich bin ganz dezent aufgeregt. 

Sing with me // Hyunin ff ✓Onde as histórias ganham vida. Descobre agora