Verfolgt von einem Vampir - Verstrickt in der Nebenwelt

Jeder mit seinen Entscheidungen

Keine betrunkene Jungs hielten mir grölend mein Handy vors Gesicht.

Eine hohe bleiche Gestalt grinste mich aus blutroten Augen an.Seine Hände lagen tief in seinen Hosentaschen, als er zu lachen begann. ,,Wer hätte gedacht, dass ich hier auf dich treffe?", Er fuhr sich durch die Haare, ,,mir ist schon länger klar das die heutige Jugend nicht gerade hell im Kopf ist, aber dass jemand so leichtsinnig sein würde und nach diesem Vorfall hier aufkreuzen würde.."

Strähnen fielen mir ins Gesicht. Ich fragte mich, was für einen Anschein ich auf ihn hatte. Auf ihn, einen "lebenden" Vampir. Einen echten. Eine wahre Schauergeschichte.

Ein kleines verängstigtes Mädchen? Oder eine vor Angst erstarrte Statue? Oder blickten ihm einfach nur gleichgültige Augen entgegen? Denn im Moment war mir alles egal. Ich fühlte nichts. Keine Angst. Keine Gleichgültigkeit. Ich wusste nur, dass er der lebende Beweis dafür war, dass ich mir die letzten Wochen wirklich nicht eingebildet hatte. Also war ich wirklich nicht so übergeschnappt.

,,.. da muss man schon lebensmüde sein", beendete dieser den Satz. Und da traf er ihn. Den Punkt, den man bei mir nicht unterschätzen sollte.

,,Lebensmüde..",sprach ich mit Verachtung aus, ,,du hast doch keine Ahnung was das bedeutet." Eine flammend heisse Flamme begann sich in mir auszubreiten, ich spürte nur noch Zorn. Keine Angst, nein, die war mir jetzt ehrlich gesagt scheissegal.

,,Man sollte meinen", zischte ich weiter, ,,dass so jemand wie du mehr Erfahrung über solche dinge haben sollte. Aber bei dir ist das kein Wunder, nichteinmal tausend Jahre Menschheitsgeschichte würde dir was beibringen."

Der Vampir, deren Name ich vergessen hatte, begann zu lachen.

,,Du weisst ja selber nicht, wie sich das anfühlt, stimmts Prinzessin?"

Ich zog meine Augenbrauen zusammen. Nun wusste ich es. Vor ihm stand kein verängstigtes kleines Mädchen. -Nicht mehr.

Meine Angst hatte sich in Luft aufgelöst, als hätte es dieses Wort nie gegeben. 

Meine Augen sagten alles aus. Meine Wut hatte Oberhand über mich gewonnen.

Ich blickte ihm direkt in die Augen. ,,Sehr warscheinlich hast du recht. Jedoch..", meine Stimme wurde gefährlich leise, ,,hast du selber ebenfalls keine Ahnung was dies bedeutet. Wie kannst du dir das Recht nehmen, jemanden über etwas zu beurteilen, wenn du es selber noch gar nicht kennst?", Ich spürte wie jedes meiner Worte zu Pfeile wurden, ,,wie kannst du es wagen über so etwas zu lachen?! Ein lebloses Lachen, nichts mehr kannst du! Helfen", ich lachte verächtlich auf, ,,nichteinmal das kennst du. Ich sag dir, jeder hat das Recht zu leben, so lange er will. Jeder verdammt noch mal! Und wenn jemand nicht merkt, wie wertvoll sein Leben ist, egal wie viel Mist er von anderen oder wegen seinen eigenen Entscheidungen hat, dann soll man ihn wieder darauf aufmerksam machen! Aufmerksam ", ich musste wieder lachen, ,,als wenn so jemanden das überhaupt noch interessieren würde. Aber weisst du was? Ich hab SO JEMANDEN gesagt! Wer sagt das jeder Mensch gleich ist?! Ein anderer würde daraufhin lächeln, und wieder Hoffnung schöpfen! Ein anderer würde dir das Wort Fresse ins Gesicht schlagen! Ich sage dir nur, jedes Leben in dieser Welt ist wertvoll! Du hast kein Recht, auch nur über ein Leben zu sagen, dass er weniger zu Leben hat oder lebensmüde ist! Denn du hast keine Entscheidung darüber! Aber ich weiss, dass jedes Leben leben will! Egal wie zerstört oder am Ende es ist. Denn Leben will jeder.. nur verwechselt man manchmal das Leben mit Problemen.Aber genau das ist die Sache! Man will normal weiter LEBEN können! Du hast wohl vergessen dass wir ebenfalls stark sind, was?! Dann muss man aufstehen und Steine, damit meine ich Probleme, bewältigen. Aber man lebt. Vergiss das nicht, Arschloch."

Der Vampir mir gegenüber begann zu lachen.,,Warscheinlich ist es nicht mehr von Nöten dich zu fragen, welche Worte du kurz vor deinem Tod noch sagen willst, oder?" Amüsiert zog er die Augenbrauen hoch, liess mich nicht atworten und sprach weiter :,,Jedoch gibt es ein paar Sätze die du vor deinem Ende noch hören solltest Süsse."

Ich zog die Augenbrauen zusammen. Was jetzt wohl kommen würde? In mir tobte ein innerer Kampf, zwischen den beiden Entscheidungen ob ich wegrennen oder bleiben sollte.

,,Du weisst ziemlich wenig über mich.. Besser gesagt ziemlich gar nichts. Aber ich finde es immer amüsant den Ausdruck in menschlichen Augen zu beobachten wenn sie Schmerz verspüren. Das nächste Highlight ist dann immer der Moment, wenn du ihnen deinen Namen verrätst. Da muss man meistens gar nichts mehr vorsichtig sein, denn in wenigen Sekunden ist der gegenüber bereits tod und es ist so, als hättest du niemals deinen Namen ausgesprochen."

Mein Herz verkrampfte sich.,,Was soll daran amüsant sein?"

Er seufzte theatralisch.,,Ach weisst du, einfache Menschen werden so was nie verstehen.", Er zog eine Augenbraue hoch, als würde er in meinem Innern nach etwas verborgenem suchen, ,,Sogar Jace kennt dieses Gefühl."

Für einen Moment schoss Entsetzen in meine Augen, bis ich sie schnell wieder schloss und gleichgültig wieder öffnete. Mein Kopf wiederholte den Satz und es dauerte, bis ich ihn einigermassen kapierte. Wieso sollte Jace sowas kennen? So etwas war schrecklich!

Vielleicht war es eine Lüge? 

Ich fühlte wie der Boden zu schwanken begann.

Der Vampir vor mir begann zu lachen und ehe ich mich versehen hatte, lag seine kalte Hand an meiner Wange. Nur ein Händedruck und er könnte mein Genick brechen.

,,Ich dachte du hättest solche Gefühle besser im Griff",flüsterte er nur, bevor ich überhaupt realisieren konnte was um mir geschah. Das alles geschan in weniger als einer Sekunde, denn Vampire waren schnell. Ehe ich mich versah, befand ich mich bereits in der Luft und landete krachend an einer gegenüberliegenden Wand.