Ohne Titel Teil48

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Ich merke nicht, dass jemand kommt, weil ich nichts höre, nichts sehe, völlig in meinem eigenen Universum versunken bin. Erst, als jemand meine Hände von meinem Gesicht löst, merke ich es. Olivia schaut mich an und nimmt mich dann fest in den Arm.

"Emma, hey! Du... du darfst ihr kein Wort glauben! Das ist alles nur ein riesiges Missverständnis, wirklich!"

"Was soll daran denn bitte ein Missverständnis sein?", frage ich schluchzend. "Er hat es ihr gesagt. Und jetzt wissen es alle. Und keiner will mehr was mit mir zu tun haben, und das nur wegen ihm!"

"Ganz ruhig.", versucht sie mich zu beruhigen. "Ja, wir wissen es jetzt. Aber... das ist kein Problem für uns, wirklich. Du bist und bleibst genauso meine beste Freundin wie vorher auch. Und die anderen sehen das genauso."

"Ich will einfach kein Mitleid."

"Ich weiß. Aber manchmal kann man Mitleid nicht verhindern."

Ich seufze und atme dann tief durch, um mich einigermaßen zu beruhigen. "Ich war so dumm. Ich darf  ihm nicht mehr vertrauen. Ich hätte auf euch hören sollen...", sage ich leise und schaue auf meine Hände.

"Nein, Emma! Wie gesagt, das ist alles anders als du..." Sie wird davon unterbrochen, dass jemand auf uns zu läuft. Und dieser jemand ist, wie soll es anders sein, Alex. Sofort kommen die Tränen wieder.

Lass mich jetzt bloß nicht im Stich!, versuche ich Olivia telepathisch zu vermitteln, aber natürlich versteht sie das nicht, steht auf und geht. Und jetzt bin ich mit ihm alleine.

Alex hockt sich vor mir hin und nimmt mein Gesicht in seine Hände.

"Mach es nicht schlimmer als es eh schon ist, okay?", sage ich und versuche, meine Stimme möglichst sicher klingen zu lassen, was mir natürlich nicht gelingt. "Du hast mich schon viel zu oft verarscht, aber jetzt ist es vorbei, wirklich."

"Emma, das ist..."

"Nein! Ich will das nicht hören!", sage ich verzweifelt und spüre, wie immer mehr Tränen über meine Wange fließen und schließlich auf mein Kleid tropfen.

"Lass mich bitte einmal ausreden!", sagt er jetzt laut und ich zucke erschrocken zusammen. Sein Blick wird sofort sanfter. Erst jetzt merke ich, dass seine Hände immer noch auf meinen Wangen ruhen. Aber das darf so nicht sein...

"Ich will nicht, dass du Angst vor mir hast.", sagt er sanft und fährt dann mit dem Daumen über meine Wange. "Aber es ist wirklich anders als du denkst. Ich habe Scarlett nichts erzählt. Ich würde das niemals jemandem erzählen, das musst du mir glauben."

"Woher weiß sie es dann.", frage ich misstrauisch.

"Sie hat uns gehört. Als... du es mir gesagt hast, in der Sporthalle, da hat sie uns wohl belauscht. Ich habe sie eben so lange angeschrien, bis sie es mir gesagt hat."

Ich weiß nicht, ob ich ihm vertrauen kann. Ich meine - er hat Scarlett auch geküsst.

"Bitte, Emma, glaub mir.", sagt er und schaut mir eindringlich in die Augen. "Ich liebe dich."

Alex geht nicht gerade verschwenderisch mit diesen magischen drei Worten um, aber er besitzt diese Gabe, sie immer genau im richtigen Moment zu sagen. Genau wie jetzt. Ich spüre, wie sich ein kleines Lächeln auf meinen Lippen ausbreitet. Alex küsst mich sanft und nach einem kurzen Zögern erwidere ich diesen Kuss. Und wieder einmal fängt mein ganzer Körper an zu kribbeln. Seine Hände liegen noch immer auf meinen Wangen und streichen sanft darüber. In diesem Kuss stecken so viele Gefühle, für die man einfach keine Worte findet, und das fühlt sich wunderschön an.

Nach einer Ewigkeit lösen wir uns wieder voneinander.

"Es tut mir Leid.", sage ich leise.

"Was tut dir Leid?", hakt er nach.

"Dass ich... dass ich Scarlett einfach geglaubt habe.", sage ich noch etwas leiser und bin fast erstaunt, als er mich doch versteht.

"Das muss dir nicht Leid tun. Wirklich nicht.", sagt er und legt seine Arme um mich. Ich vergrabe mein Gesicht in seinem T-shirt und atme seinen unglaublichen Duft ein, den ich so sehr liebe. Genau wie Alex. Ich liebe ihn und kann nichts dagegen tun, auch wenn es manchmal besser wäre, wenn ich nichts für ihn empfinden würde. Aber gleichzeitig fühlt es sich so unglaublich richtig an.

Alex streicht über meinen Rücken und ich genieße einfach diese Umarmung, in der ich mich so geborgen und sicher fühle. Und das Gefühl tut echt gut.

"Bitte... Glaub Scarlett nie wieder ein Wort. Schon gar nicht, wenn sie so etwas erzählt. Scarlett ist einfach nur falsch und hinterlistig."

"Okay.", sage ich leise und meine es auch so. Ich wusste zwar schon vorher, was für eine... Bitch Scarlett ist, aber dass sie tatsächlich si hinterlistig sein kann, hätte ich nicht erwartet. Und ich werde ihr nie wieder so etwas glauben. Das hätte ich nie tun sollen. Und ich liebe Alex viel zu sehr, um ihn mir von so einer nehmen zu lassen.

Tanz mit mirWhere stories live. Discover now