Golden Streets

By alicegegie

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„I love Los Angeles. I love Hollywood. They're beautiful. Everybody's plastic, but I love plastic. I want to... More

Prolog I- Der in dem ich ein Engel werde
Prolog II- Der in dem ich meine Würde verliere und neue Freunde finde
I. Das mit Styles. Harry Styles.
II. Das mit dem Engel, der Fee und der Hexe
III. Das in dem Männer Biester sind
IV. Das mit dem unschuldigen Abendessen
V. Das in dem Harry wieder sechzehn ist
VI. Das in dem Tony meine Ehre in Frage stellt
VII. Das in dem sich Liam wie Louis fühlt
VIII. Das in dem Liam einen Schritt zu weit geht
IX. Das in dem ich in London erdolcht werde
X. Das in dem ich anfange zu lügen
XI. Das in dem ich niemals Julia sein werde
XII. Das in dem ich Golf spiele
XIII. Das in dem Eleanor eine Idee hat
XV. Das in dem Louis gegen fremde Dämonen kämpft
XVI. Das mit dem Shoot to Thrill
XVII. Das mit dem Sonnenaufgang in Sydney
XVIII. Das mit der Freundschaft über Kontinente
XIX. Das in dem Louis das blaue Chaos interpretiert
XX. Das mit dem Benefizkonzert in Boston
XXI. Das mit dem Feuerwerk
XXII. Das in dem Louis nicht verliebt ist

XIV. Das mit dem Paradies und der Kampfzone

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By alicegegie


LONDON

RACHEL- SEPTEMBER 2016

„Du weißt, dass du Leuten nicht einfach Nasen brechen kannst, oder Engel?" Ich rollte genervt mit den Augen. Eigentlich hatte ich mir mehr Zuspruch von meinen Freunden gewünscht. Doch während Ellie mich nur mit einem „Muss gleich auf den Laufsteg" abwürgte, schien Tony sich nicht ganz von meiner Sichtweise der Geschichte überzeugen zu lassen.

„Er hat mich beleidigt, Tony. Er meinte ich sei eine Gruselpuppe. Wie würdest du darauf reagieren?"

Ich bildete mir ein, Tony am anderen Ende der Leitung amüsiert schnauben zu hören und schnappte empört nach Luft. „Du solltest mich bemitleiden, Tony. Bemitleiden. Und dich nicht über mich lustig machen."

„Tut mir leid, Rachel. Aber die Vorstellung, wie du jemandem einfach eins mit dem Golfschläger reinwürgst ist einfach zum Wegschmeißen. Weiß er, dass du es mit Absicht getan hast?"

„Ich habe mit großen Augen so getan, als hätte ich meinen Golfschläger nicht im Griff. Er hat es mir dennoch nicht abgekauft." Tony lachte laut auf und ich vernahm ein Stuhlquietschen.

„Außerdem schleicht er sich jede Nacht für mehrere Stunden weg und tut am nächsten Morgen so, als wäre er nie weggewesen." Meine Stimme verwandelte sich automatisch in ein Flüstern, obwohl ich mir sehr wohl bewusst war, dass sich außer mir niemand im Haus befand.

„Und wie kommst du auf diese Theorie, Engel?" Obwohl Tonys kritischer Blick fehlte, bemerkte ich ihn schon in seiner Stimme und unmittelbar lief ich feuerrot an. Die Wahrheit war: Ich war jede Nacht der letzten Woche so lange aufgeblieben, bis ich das leise Knarzen der dritten Stufe von der Treppe ins Erdgeschoss gehört hatte, daraufhin war ich ans Fenster gesprintet und hatte Louis beobachtet, wie er sich davonmachte.

Jeden Tag erwartete ich, dass Louis am Morgen immer noch verschwunden war. Und jeden Tag saß er am Morgen pünktlich am Frühstückstisch und mampfte seine Cornflakes, wobei er mich sträflich ignorierte. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Die Nase war immer noch blau, obwohl der Bluterguss schon weit zurückgegangen war.

Offenbar wurden auch Fotos von ihm aufgenommen und das Internet spekulierte heftig, woher die Verletzung kam. Die wildeste Theorie war die, dass er sich mit Kendall Jenner um Harry geprügelt hatte. Die Tatsache, dass Kendall Jenner dann wohl mehr Blessuren haben würde als Louis, wurde außen vorgelassen.

Während er mir aufgrund meines beabsichtigen Ausrutscher keinen Blick schenkte, beobachtete ich ihn umso aufmerksamer. Und stellte fest, dass obwohl Louis jeden Morgen springend und lachend gut gelaunt war, mit Harry herumblödelte und Songs besprach, sich dunkle Augenringe jeden Tag tiefer in seine Haut gruben. Er konnte höchstens vier Stunden pro Nacht geschlafen haben. Und das seit mittlerweile mindestens sieben Tagen.

„Ich weiß es einfach, okay?" Ich würde Tony sicher nicht auf die Nase binden, dass ich nachts auf ein Knarzgeräusch wartete und deswegen selber mindestens drei Stunden weniger Schlaf bekam.

„Das muss dich doch gar nichts angehen, Rachel. Selbst wenn er eine Affäre neben seiner Freundin hat, kann dir das doch egal sein." Ich presste fest meine Lippen zusammen. Natürlich hatte Tony Recht. Tony hatte immer Recht.

Dennoch konnte ich ihm gegenüber nicht zugeben, dass ich unbedingt wissen wollte, wo es Louis hintrieb. Jede Nacht spielte ich mit dem Gedanken, ihm einfach zu folgen und jede Nacht verwarf ich diesen Gedanken wieder. Weil es albern war, Louis Tomlinson auszuspionieren, wo ich eigentlich froh war, wenn wir uns nicht in einem Raum aufhalten mussten.

„Natürlich hast du Recht." Ich wusste trotzdem schon in diesem Moment, dass ich heute wieder wachliegen und auf Tomlinsons Schritte achten würde.

„Wie läufts bei dir?"

„Ich fühle mich ein bisschen einsam. Jetzt wo du und Ellie das Land verlassen haben, bin ich gezwungen mit meinen männlichen Freunden Zeit zu verbringen. Es ist tragisch." Tonys Ironie war unüberhörbar und ich war erleichtert, dass es ihm gutging.

„Hast du was von Ellie gehört?"

„Sie schickt mir regelmäßig Bilder aus den Backstagebereichen mit halbnackten Models."

„Oh. Solche Fotos kriege ich nicht." Es entstand eine kurze Stille. Dann prusteten wir beide gleichzeitig los. Tony war, egal wann ich ihn anrief oder ich Zeit mit ihm verbrachte, ein ruhiger Pol, der einen aufmunterte. Ellie meckerte manchmal, dass es mit Tony nie wirklich spannend wurde, aber ich musste feststellen, dass Tony durchaus abgedreht sein konnte. Nur versuchte er gegenüber Ellie immer das Gegenteil auszustrahlen, um sie ein bisschen vor sich selbst zu bremsen.

„Ich muss jetzt los, Rachel. Pass auf dich auf, okay?"

„Ich gebe mir Mühe. Mach's gut, Tony!" Ich legte auf und überlegte, was ich heute noch machen könnte. Ich war mittlerweile, was Sightseeing anging, an mein Äußerstes gekommen und langsam wusste ich nicht mehr, was ich noch besuchen konnte. Deswegen hatte ich gestern beschlossen, dass ich in wenigen Tagen nach Rom fliegen würde. Ellie würde ab morgen in Italien sein, was hieß, ich hatte einen Schlafplatz sicher.

Ich beschloss heute London London sein zu lassen und stattdessen mich dem neuen Drehbuch zu widmen, was Felix mir geschickt hatte.

Ich druckte es mir in Harrys Arbeitszimmer aus und machte es schließlich auf dem Balkon mit einem Eistee gemütlich.

Nach einer halben Stunde legte ich allerdings angeekelt die Papiere von mir weg. Felix hätte mich wenigstens vorwarnen können, dass in der nächsten Staffel eine Sexszene zwischen Connor und mir anstand. Es graute mir schon jetzt dafür Connor nicht nur an mich gepresst zu haben, sondern ihn ohne Klamotten an mich gepresst zu haben. Egh.

Ich starrte auf meinen Laptop, den ich neben mir abgelegt hatte. Nach einer Weile konnte ich einfach nicht mehr widerstehen. Seit den Fotos in der Klatschpresse hatte ich es vermieden mich auf sozialen Netzwerken rumzutreiben. Doch jetzt überwog meine Neugier.

Ich loggte mich auf Instagram an und wurde sofort erschlagen. Nicht nur meine Followerzahl war rasant nach oben gegangen, auch die Kommentare unter meiner mickrigen Zahl von zwei Fotos war überwältigend. Ich las sporadisch einige durch und musste mehrmals schlucken. Was mir an den Hals geworfen wurde, war heftig. Schlampe und Er verdient dich nicht waren noch die erträglichsten. Als nächstes googelte ich mich selbst in Verbindung mit Harrys Namen. Mich selbst googeln war etwas, was ich niemals tun wollte, aber die Situation schien mir angemessen um für einen Moment meine Prinzipien über den Haufen zu werfen.

Es erschienen die Bilder von mir und Harry vor dem Pizzarestaurant. Aber nicht nur das. Zusätzlich erschien noch einige verpixelte, aus schlechten Winkeln aufgenommene Fotos, die nur wenige Tage alt waren. Es schien offenbar (wenn ich der Website TMZ Glauben schenken konnte), dass öffentlich angenommen wurde, dass wir ein Paar waren. Was wir immer noch nicht waren.

Verwirrt klappte ich meinen Laptop wieder zu. Was mich verstörte waren keine der Bitte stirb! Kommentare. Es war eher die Tatsache, dass Dinge geschrieben wurden, die nicht wahr waren. Und doch hielt sie jeder für die Wahrheit. Und das setzte mich unter Druck. Ich wollte nicht den Erwartungen von fremden Leuten gerecht werden, selbst wenn es die breite Öffentlichkeit war.

Einige Zeit saß ich nur da und lauschte dem leisen Wind während ich nachdachte. Es störte mich nicht, dass Harry und ich nicht „exklusiv" waren. Nicht im Mindesten. Dennoch wusste ich, dass nichts ewig in dieser Schwebe verharren konnte. Irgendwann wurde es ernst oder es endete. Und es fühlte sich nicht an, als würde es bald enden. Harry und ich kamen ohne Probleme miteinander aus. Es war komplikationslos, harmonisch und wir hatten immer etwas, worüber wir reden konnten. Es war gut.

Ich verbrachte den restlichen Tag abwechselnd mit Lena Dunhams neuem Buch und alten Downton Abbey Folgen. Bis Harry sich gegen frühen Abend einfach zu mir setzte und mit mir weiter fernsah, während Louis mit einer schwachen Handbewegung in den dritten Stock verschwand.

Sein Kinn ruhte auf meiner Schulter, während er unregelmäßig Küsse auf meinen Hals verteilte.

„Wie war der Tag?" Ich versuchte nicht wie eine gelangweilte Hausfrau zu klingen, aber ganz gelang es mir nicht, denn Harry musste kurz schmunzeln, bevor er antwortete.

„Anstrengend. Wir haben mit Tonaufnahmen angefangen und natürlich klang es überhaupt nicht, wie wir es uns vorgestellt hatten. Es wurde viel gebrüllt."

Harry zog einen Schmollmund, was mir zeigte, dass es offenbar nicht ganz so hart war, wie er beschrieben hatte. Spöttisch sah ich ihn an. „Du Armer. Soll ich dir einen Tee mit Honig machen, damit du dich besser fühlst?"

Harrys Lippen wanderte sanft zu meinem Ohr. „Mhm...ich wüsste andere Dinge, die mich aufmuntern würden..." Eine leichte Wärme ging durch meinen Körper. Mit einem herausfordernden Lächeln suchte ich seinen Blick, der mich unmittelbar fixierte. Ich konnte nicht wegsehen. Langsam wanderten meine Lippen auf Harry zu bis ich sie kurz vor seinen Lippen spielerisch an sein Ohr dirigierte. „Geh schon mal vor. Ich komme in fünf Minuten nach."

Er setzte sich auf und war schon halb an der Tür. „Du bist verdammt gemein, weißt du das?" Aber er musste dennoch grinsen, was mich darin bestätigte, was ich schon wusste. Es gab nicht, was ich zwischen uns hätte ändern wollen. Alles war gut.

1.45. Das war die genaue Uhrzeit als ich das mittlerweile schon altbekannte Knarzen wahrnahm. Ohne mich zu rühren lag ich im Bett und starrte an die Decke, während meine Gedanken rasten. Ungefähr dreißig Sekunden führte mein Gehirn eine Engelchen- Teufelchen Diskussion.

Dann richtete ich mich im Bett auf. Das Teufelchen hatte gewonnen. Meine Neugier hatte gesiegt. Heute Nacht würde ich rausfinden, wohin sich Louis immer davonschlich. Ich ignorierte mein vernünftiges Gewissen, welches sich zum Henker fragte, warum es mich überhaupt interessierte. Ich schlüpfte aus dem Bett und musste erst nach meinem Höschen angeln. Zu mehr hatte ich keine Zeit. Ich schlich aus dem Zimmer, herunter Richtung Haustür und vernahm das Schließen genau dieser.

Mit einem großen Satz hetzte ich zur Garderobe und schlüpfte in meinen beigen Trendcoat, den ich extra für den Fall des schlechten englischen Wetters mitgebracht hatte. Dann öffnete ich so leise und unauffällig wie möglich die Tür und spähte hinaus. Louis war nicht zu entdecken, also machte ich die wenigen Schritte hinunter zum Bordstein und konnte seine Silhouette wenige Meter weiter erkennen, wie er schnell zu seinem Range Rover schritt.

Dann fiel mir auf, was ich vergessen hatte. Und ich hätte mir am liebsten mit einem lauten Schlag gegen die Stirn geschlagen. Ich war so unglaublich dämlich.

Autoschlüssel. Beinahe wäre ich vor Wut auf mich selbst wie Rumpelstilzchen auf dem Bürgersteig herumgehobst, aber dann hätte ich sicher die Aufmerksamkeit von Louis, die ich unbedingt vermeiden wollte, wenn ich rausfinden wollte, wo es ihn hin verschlug. Geduckt sprintete ich zwischen den parkenden Autos hindurch, den Kopf gesenkt und Louis Hinterseite im Augenwinkel und hoffte auf ein Wunder.

Und es kam ein Wunder. In Form eines schwarzen Taxis, welches ungewöhnlich langsam durch die Straße fuhr auf der Suche nach Kunden. In der Hoffnung in Louis totem Winkel zu sein, hob ich die Hand und das Taxi blieb wenige Meter vor mir stehen. Erleichtert huschte ich hinein und sobald ich die Tür hinter mir zugezogen hatte, sah ich atemlos nach vorne in Richtung Range Rover, der gerade langsam ausparkte.

Der Taxifahrer, dessen Geruch nach Rauch bis zu mir auf die Rückbank drang, sah mich kritisch an. „Wo solls hingehen, Miss?" Er hatte verzottelte graue Haare und trug ein ausgebleichtes Holzfällerhemd, was noch aus den Neunzigern stammen konnte.

Verlegen strich ich mir die verwuschelten Haare aus dem Gesicht und versuchte den Mantel so weit wie möglich über meine Schenkel zu ziehen.

„Ähm ja... folgen sie dem schwarzen Range Rover da vorne." Ich deutete die Straße hoch und versuchte den Satz so wenig klischeehaft wie möglich auszusprechen. Der Taxifahrer sah mich einige Sekunden einfach nur verdattert an, bis er schließlich langsam nickte und sich an Louis Auto heranhang.

Während wir durch die Nacht fuhren, sah ich ihn noch mehrmals ungläubig den Kopf schütteln. Ich versuchte sein Verhalten zu ignorieren, obwohl ich mich dennoch leicht peinlich berührt fühlte. Er hatte doch sicherlich schon schrägere Dinge erlebt, als jemandem, der einem anderen Auto folgen wollte. Wir kurvten durch die Stadt und fast erschien es mir, als hätte Louis entdeckt, dass er verfolgt wurde und versuchte uns abzuschütteln. Doch irgendwann wurde sein Weg klarer und weniger verzweigt.

Wir verließen die Innenstadt und erreichten schließlich eine Gegend, die mehr als gut bürgerlich aussah. Es folgte ein überdimensionales Haus der nächsten viktorianischen Villa, bis Louis schließlich vor einem eher schlichten und modernen Bau hielt. Man konnte Licht im ersten Stock erkennen, doch konnte ich aus der Entfernung keine Menschen erspähen.

Das Taxi wurde langsamer, während sich der Fahrer fragend zu mir umdrehte. Panisch machte ich eine unwirsche Bewegung. „Nein. Fahren sie vorbei und halten sie zwanzig Meter weiter." Es würde viel zu auffällig sein, sollte ein Taxi genau in dem Moment genauso vor dem Haus halten.

Wir fuhren weiter und schließlich stoppte das Auto. Ich spähte aus dem Rückfenster und erkannte eine schemenhafte Figur, die sich in Richtung Haus machte. Sie wartete kurz und schließlich öffnete sich die Tür. Doch ich konnte niemanden in der Tür erkennen, dafür war der Winkel zu schlecht. Ich stöhnte frustriert auf. Das war doch nicht zu glauben!

„Ihr Freund, Miss?" Der Taxifahrer schien genauso neugierig wie ich in Richtung Haus zu starren. Ich musste mir ein Rollen mit den Augen verkneifen. „Ganz sicher nicht." Ich knabberte an meiner Unterlippe herum, während ich überlegte. Ich wollte definitiv nicht zurückfahren ohne zu wissen mit wem sich Louis dort traf. Aber vom Taxi aus, konnte ich nicht mehr erkennen als die dunkle Straße, die jetzt menschenleer war und die beleuchteten Fenster, die den Vorgarten in warmes Licht tauchten.

„Können Sie hier auf mich warten?" Der Taxifahren nickte nur wortlos und starrte mich ohne weitere Gefühlsregung an, offenbar überfordert mit der Situation. Ich riss die Tür auf und schlich mich die wenigen Meter zurück, bis ich direkt vor dem Haus stand. Es war eigentlich überflüssig, dass ich versuchte mich so leise wie möglich zu bewegen, die Straßen waren wie ausgestorben. Allerdings war ich anscheinend doch paranoider als ich dachte.

Das Fenster nach vorne war zwar beleuchtet, allerdings konnte ich nur schemenhaft Schatten entdecken, die sich bewegten. Ich stampfte frustriert mit dem Fuß auf und strich mir ratlos meine mittlerweile komplett verfilzten Haare aus dem Gesicht. Es war vollkommen bescheuert, was ich hier tat. Ich sollte einfach wieder nach Hause fahren und hoffen, dass Harry meine Abwesenheit nicht bemerkt hatte.

Andererseits wäre dann der ganze Ausflug komplett umsonst gewesen. Und ich wollte doch nur einen kurzen Blick auf Louis Zeitvertreiber in der Nacht werfen.  Ich drehte mich mehrmals um meine eigene Achse auf der Suche nach etwas, was mir einen besseren Ausblick auf das obere Stockwerk geben konnte. Meine Augen suchten die Gegend ab bis ich eine Möglichkeit entdeckte.

Mein Blick blieb bei dem Apfelbaum hängen, der friedlich schräg vor dem Gebäude stand und dessen Blätter sich leicht im Wind drehten. Das Engelchen in meinem Kopf schüttelte panisch den Kopf. Oh nein. Ganz schlechte Idee, Rachel. Mein Verstand schrie mich buchstäblich an, aber meine Füße näherten sich automatisch. Ich erreichte den Stamm und das Teufelchen dankte Bekka, dass sie mich damals im Senior Year mit zum Klettern geschleppt hatte, obwohl ich ihr den ganzen Weg dorthin die Ohren vollgejammert hatte. Meine Füße, die in meinen angeranzten Chucks steckten, suchten automatisch die tieferen Stellen, in denen man Halt finden konnten.

Es dauerte nicht lange bis meine Hände die ersten Starken äste erreichte, an den ich mich hochziehen konnte. Ich kletterte noch ein bisschen höher, bis ich ungefähr auf der Höhe des ersten Stocks war. Vorsichtig balancierte ich auf einem der Äste in die notwenige Richtung, damit ich Aussicht in das Fenster hatte, aus dem Bewegungen zu sehen waren. Ich schob eine Blätter weg und kniff meine Augen zusammen um besser sehen zu können. Ich entdeckte Louis mit dem Rücken zu mir, der anscheinend gerade mit einer anderen Person in einem Gespräch war. Das Zimmer was ich sehen konnte, war modern eingerichtet und die Möbel, die in meinem Sichtfeld waren, sahen teuer aus.

Ich lehnte mich weiter vor in der Hoffnung die Person hinter Louis, die er mit seinem Rücken verdeckte, zu erkennen. Irgendwann machte Louis schließlich einen Schritt zur Seite und meine Augen weiteten sich vor Erstaunen. Mein Mund klappte auf und in meinem Kopf erschien ein großes Fragezeichen.

Das war doch...? Aber es machte keinen Sinn, dass es sich mit ihm traf. Sie waren doch...? Ungläubig beugte ich mich noch etwas weiter vor um jeglichen Zweifel ausschließen zu können. Das war mein Fehler. Der lockere Ast, an dem ich mich festhielt, brach und mein Fuß rutschte abrupt ab.

Erschrocken stieß ich einen spitzen Schrei aus, währen sowohl ich, wie mein Herz in die Tiefe fielen. Ich spürte einen dumpfen Aufschlag, blitzartig gefolgt von einem stechenden Schmerz.

Dann wurde alles um mich herum schwarz.


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