... doch dann merkte sie, dass dieser Junge seinem Freund nur etwas zuflüsterte und blieb sitzen.
Von nun an beobachtete sie die beiden unauffällig. Jederzeit bereit einzuschreiten, doch das war nicht nötig. Die beiden standen ganz ruhig und lauschten fast andächtig auf die Musik.
Allmählich wurde es zu kühl, um weiter nur in Shorts auf der Terrasse zu sitzen und Niall beschloss, wieder reinzugehen. Wie aus einem Traum erwachte seine Mutter und folgte ihm nach drinnen.
„Hat es dir gefallen?“
„Ja, sehr sogar.“
Niall strahlte.
Die Wärme im Haus umfing sie wieder. Zwar waren auch hier die Temperaturen gesunken, doch im Gegensatz zum Vorgarten waren sie noch immer viel zu hoch.
„Niall?“
„Ja, Mom?“
„Ich frage mich gerade etwas.“
„Was denn?“
„Die letzten Melodien waren doch von dir, oder?“
„Ja, die fallen mir so ein. Wenn ich ein Gefühl habe, dann verwandelt sich dieses Gefühl irgendwie in eine Melodie. Ich muss sie dann nur noch spielen und fertig ist ein neues Lied. Ist das falsch?“
„Nein, nein, ganz und gar nicht. Es ist nur...“
„Nur was?“
„Ich kenne dich recht gut. Ich denke auch immer zu wissen, wie es dir geht, aber sicher kann ich mir nicht sein. Andere hingegen wissen davon wahrscheinlich gar nichts.“
„Andere? Ach, Mom, ich spiele doch nur so vor mich hin. Wen sollte das schon interessieren?“
„Man kann nie wissen. Nun, zumindest mich interessiert es und ich weiß auch nicht so genau, was du in dem Moment so fühlst.“
„Aber das hört man doch!“
„Niall, du hast ein Talent, das aber nicht jeder hat. Nicht jeder kann ein Gefühl von einer Melodie ableiten. Klar, die Melodie zaubert Bilder, aber da kann man sich täuschen. Wie wäre es, wenn du wenigstens ein paar mit Text unterlegst?“
„Text?“
Er schien intensiv nachzudenken.
„Vielleicht gar keine schlechte Idee. Sogar eine sehr gute Idee!“
Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
„Ich werde das gleich mal versuchen.“
Damit drehte er sich um und verschwand im oberen Stockwerk.